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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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unkonzentriert und antwortete, als der Kommissar wissen wollte, woher er denn gekommen sei, arglos: „Von meiner Tante.“ Da merkte er seinen Fehler und fügte noch hinzu: „... ich meine, von der Pension... aus der Richtung... von der Lichtung.“
    Zu spät!
    Genüßlich verschränkte der Kommissar die Arme. „So, so. Sieh mal an! Du bist also der Neffe von Madame Thekla, der Hellseherin. Dann wollen wir gleich mal zusammen hingehen. Madame hat uns zu den Vorfällen hier bestimmt einiges zu sagen!“
    In seiner Wut über die eigene Unachtsamkeit biß sich Florian so fest auf die Lippen, daß ihm etwas einfiel. „Bitte nicht zu meiner Tante!“ bettelte er und schaute mitleiderregend. „Ich... ich hab doch nicht gefragt, ob ich beim Filmen mitmachen darf!“
    „So, so, mitgemacht hast du auch?“ wunderte sich dieser schreckliche, schwitzende Fettkloß.
    „Ja. Als Ruderer“, gestand Florian, ärgerlich über den erneuten Fehler.
    Da zwinkerte ihm der Regisseur zu, trat vor und sagte mit gespielter Strenge. „Nein so was! Zu mir hat er gesagt, er hätte die Erlaubnis! Er kam heute morgen auf seinem Trainingslauf hierher. Da dachte ich, wir könnten ihn vielleicht brauchen und sagte ihm das. Er kam dann umgezogen und mit angeblicher Erlaubnis wieder und hat seine Sache sehr gut gemacht. Hätte er seine Tante gefragt, wäre uns der Schreck und vor allem die Gefahr erspart geblieben, das heißt, falls diese Dame wirklich Hellseherin ist! Doch was soll’s? Die Sache ist ausgestanden, wir haben noch mal Glück gehabt, und bei Ihnen, Herr Kommissar, liegt der Fall ja in guten Händen. Zumal der Täter bereits gefaßt ist.“
    „So, so!“ Der Kommissar nickte. Beeindruckt von seiner eigenen Wichtigkeit. Dann wandte er sich an Florian. „Also gut. Lassen wir das auf sich beruhen. Sag deiner Tante einen schönen Gruß, ich käme sie demnächst besuchen. Im Grenzwald ist immer was los!“
    Die schönste Verteidigung nützte nichts gegen diesen sturen Oskar! Florian hätte sich ohrfeigen können.
    „Ich danke allen!“ Eigenhändig führte der Kommissar den Wilderer ab. Fridolin kam noch einmal herüber. „Denk dir nichts!“ raunte er ihm zu. „Der kommt so oder so zu deiner Tante. Und grüß die Agathe von mir!“
    Florian versprach es und tat es.
    Er hatte ihr nicht nur viel zu berichten, sondern auch viel Zeit. Tante Thekla speiste mit einer alten Kundin in ihrem Arbeitszimmer, und weil da doch viel Persönliches geredet werden würde, aß Florian in der Küche. Das aber erst, nachdem August fertig war. Der hatte nämlich eine Stinkwut auf ihn. Florian war mit dem Regisseur von den Dreharbeiten gekommen und hatte ihn, als gerade ein Kunde das Zimmer verließ, unter Umgehung von August zur Hellseherin gebracht. Und das vor Augusts Augen, der genau in diesem Augenblick das Haus betrat.
    „Wen hast du da eingeschleust hinter meinem Rücken?“ polterte er mit großer Schnapsfahne und wollte die Türklinke drücken. Aber die ließ sich nicht bewegen.
    „Aha! Telekinetische Sperre!“ erregte er sich nur noch mehr. „Madame hat ein schlechtes Gewissen.“
    Madame Thekla — das wußte Florian — machte mit August gern übersinnliche Späße. Besonders an der Tür. So sagte sie zum Beispiel „Herein“, wenn er gerade anklopfen wollte, oder sie rief seinen Namen, wenn sie wußte, daß er draußen lauschte. Durch Konzentration konnte sie auch die Klinke festhalten, wenn sie voraussah, daß er sie gleich stören würde.
    „Das ist ein Filmregisseur!“ versuchte Florian ihn zu beruhigen. „Der braucht keinen Termin. Er will sich nur bedanken, weil meine Tante ein Unglück bei den Dreharbeiten verhindert hat!“
    Ob Unglück oder nicht Unglück, ob Termin oder Dank, August rechnete in erhaltenen und entgangenen Branntweinspenden. Hier, so glaubte er, hatte ihm Florian eine vermasselt. Doch erfahrungsgemäß verflüchtigte sich sein Groll schneller, als Alkohol aus einer offenen Flasche entweicht.
    Allein auf der Eckbank sitzend, ließ es sich Florian nach dem ereignisreichen Vormittag schmecken. Kam Agathe mit einem Tablett voll abgeräumtem Geschirr herein, erzählte er dort weiter, wo er aufgehört hatte, als sie mit frisch gefüllten Schüsseln und Platten gegangen war.
    Da kam sie wieder! Florian schlang den Bissen hinunter, um mit der Szene zwischen dem Regisseur und Frau Treitschke- Zwiebenich fortzufahren, doch sie unterbrach ihn.
    „Jetzt reicht’s aber! Kommt da noch ein alter Herr und bestellt für

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