Florian auf Geisterreise

Sinn, und er bedauerte, dem Fettkloß auf seiner Astralreise keinen Streich gespielt zu haben.
    Ich hätte sein Sprachzentrum umfunktionieren können, daß er statt „So, so“ immer sagt : „Ich möchte befördert werden! “ — Vor allem bei seinen Vorgesetzten!

    Ob er sich gerade aufs Bett gelegt hatte, oder in diesem Augenblick aufgewacht war, wußte er nicht mehr. Jedenfalls stand Agathe an der Tür. „Ich wollte dir nur sagen, es ist Zeit zum Abendessen!“
    „So, so!“
    Dann saß er endlich Tante Thekla gegenüber und erzählte ihr von den Zeitungsberichten. Bei dem voll ausgebuchten Tag hatte sie noch keine Zeit gefunden, hineinzuschauen. Aber ihre grünen Augen strahlten: „Ich lese leidenschaftlich gern Zeitung! Das ist für mich wie Märchen. Eine herrliche Erholung von der Wirklichkeit!“
    „Du, Tante, was hat denn der Fleischkloß gewollt? Der war doch bei dir?“ erkundigte sich Florian.
    Madame Thekla schlug die Hände zusammen. „Er hat wieder auf dienstlich gemacht, damit’s nichts kostet! Aber umsonst.“
    „Und?“
    „Na, was wird’s denn sein?“ Belustigt sah sie ihn an.
    „Er sucht die großen Unbekannten!“ kombinierte Florian. „Uns!“
    Sie nickte.
    „Wir haben’s auch toll getrieben, was?“ Vor Freude schlug er sich auf die Schenkel. „Der wird sich die Zähne ausbeißen!“
    „Ich weiß nicht.“ Tante Thekla stocherte im Salat herum.
    „Na, hör mal!“ Er schlug einen Ton an, als könne man Hellseher trösten. „Zwei Finger an die Schläfen, und du weißt Bescheid.“
    „In diesem Fall nicht“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    „Was heißt das?“
    „Charlie ist strikt dagegen.“
    „Onkel Charlie?“ wunderte sich Florian. „Wieso denn das? Der war doch gar nicht dabei!“
    Sie schüttelte den Kopf. „Er ist nie von deiner Seite gewichen!“
    „Was?“ Er legte das Besteck weg. „Da hätt ich ihn ja sprechen können! Warum...?“
    „Nicht erlaubt“, sagte sie streng. „Wir brauchten dich, weil nur Irdische auf Irdische direkt einwirken können, und das auch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Charlie hat dich gesteuert...“
    „Und ich dachte, ich...“ Florian war zutiefst enttäuscht.
    „Oder sagen wir besser, beschattet. Als Leibwache. Ohne deinen Willen zu beeinflussen.“
    „Trotzdem“, brummte er.
    „Sei nicht unbescheiden! Du hast mehr gesehen und mehr erfahren als mancher Hellseher. Du hast bei der Gestaltung des Schicksals aktiv und wissentlich mitgewirkt. Jenseits der Körpergrenze! Das ist eine große und seltene Auszeichnung!“
    „Entschuldige, Tante. Ich komm jetzt nicht mehr ganz mit. Wieso siehst du nichts mehr in diesem Fall? Warum ist Charlie dagegen?“
    „Weißt du“, begann sie bedächtig, „es gibt da gewisse Regeln. Wenn ich sehr stark eingegriffen habe in einer Angelegenheit, ist sie damit für mich erledigt. Ich darf mich dann nicht mehr darauf konzentrieren.“
    „Verstehe. Alles Weitere soll sich von selber regeln“, kombinierte er.
    „Auch mit besonderen Gaben hat der Mensch seine Grenzen“, sagte sie abwesend.
    „Menschenskind!“ Florian war so aufgeregt, daß er erst mal seine Gedanken ordnen mußte. Tante Thekla überraschte ihn immer wieder. „Also: dann wissen wir jetzt gar nicht, wie das ausgeht. Obwohl wir viel mehr wissen als alle anderen! Aberwitzig!“
    Ruhig sahen ihn die grünen Augen an. „Unterschätz mir die Unwissenheit nicht! Sie ist eine Gnade. Sie hilft uns Gefahren zu bestehen, vor denen wir sonst schlottern würden!“
    „Soll das heißen, daß da noch ein dickes Ende nachkommt?“
    Sie zog die Schultern hoch. „Ich sag dir ja, ich weiß es nicht!“
    „Hab ich deswegen bei Oskar so ein komisches Gefühl?“ dachte er laut. Ungerührt aß die Tante weiter. Er versuchte sie mit einem Lächeln zu erreichen. „Bis jetzt warst du immer so beruhigend.“
    „So, so.“
    Florian schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Jetzt hat er dich auch schon angesteckt!“

Vorzüge des Körpers

    Die Morgensonne hatte das Fenster des Giebelzimmers erreicht; durch seine geschlossenen Augenlider fühlte Florian die Helligkeit. Nach diesem Prinzip arbeitete der „optische Wecker“, wie Agathe das nannte. Zeit zum Trainingslauf! Er stand auf. Trotz Zähneputzens keine Minute später, nahm er die Treppe mit neuem Minimum an Stufenbenutzung, drehte den großen Schlüssel um und folgte seinen Füßen. Der Kurs lag fest, ebenso die Phasen von Anstrengung und Lockerung, ja selbst die Gedanken. Wo