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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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Küchentür hinaus zu Fridolin.
    Bei dem jungen Kriminalbeamten wirkte sich die Körperlänge offensichtlich auf die Leitung aus: er war mit seiner Motorrad-Reparatur immer noch nicht fertig. Warum, sah Florian sofort. Er drehte am ausgewechselten Vergaser eine Schraube in der falschen Richtung.
    „Laß mich mal!“ sagte er und nahm dem Langen das Werkzeug aus der Hand. Ein paar rasche Griffe, ein paar Kontrollen, ein Tritt auf den Starter — die Maschine sprang an.
    „Du kennst dich ja wirklich aus!“ freute sich Fridolin und klopfte ihm auf die Schulter.
    „Hast du’s geschafft? Dann komm zum Kaffee!“ Vom Motorengeräusch angelockt, kam Agathe aus der Küche. „Ach, du bist’s !“ Sie stutzte, denn Florian saß schon im Sattel und drehte Runden hinter dem Haus.
    „Du, der ist Motorradfachmann! Ich wäre noch längst nicht soweit!“ bekannte Fridolin treuherzig.
    Das war die Gelegenheit, auf die Florian gewartet hatte. Ich muß sofort eine Probefahrt machen!“
    Fridolin sah ihn an. „Darfst du das überhaupt schon?“
    Florian grinste. „Mit einem Polizeimotorrad immer!“
    „Start frei!“ Fridolin winkte wie mit der schwarzweiß gewürfelten Starterflagge. Er wollte mit Agathe in Ruhe Kaffee trinken, Florian wollte zu seinem Astraltatort fahren — so war beiden geholfen.
    Leise tuckerte er bis zum Waldrand und drehte dann auf. Die Maschine war kein Wunderwerk modernster Technik, eher gutmütig. Doch selbst der Superrenner der Welt wäre Florian komisch vorgekommen, wenn er zurückdachte an das unhörbare, erschütterungsfreie Schweben bei jeder gewünschten Geschwindigkeit. Trotzdem, auch dieser Explosionsmotor aus der Steinzeit hatte seine Reize. Sie lagen in der Vorausberechenbarkeit seines Verhaltens, insbesondere abseits des Weges.
    Vor dem Waldweiher bog er ab und folgte den mittlerweile drei deutlich erkennbaren Spuren der Tausend-Kubik-Maschine des Mistkerls. Stehend, wie ein Geländefahrer, fuhr er, Körpergewicht oder Maschine oder beide verlagernd, wie es das Gelände gerade erforderte — ein gutes Training nach dem Astralausflug.
    Florian fuhr bis zu dem von seiner Tante telekinetisch gefällten Baum. Über welche Kräfte mußte sie verfügen! Wie vom Sturm umgerissen lag er da. Ohne Sturm!
    Kein Wunder, daß Kriminalbeamte und andere Experten da staunten. Geheimnisvoll oder gar unheimlich wirkte der Ort indes nicht. Im weiten Umkreis war das Dickicht von Expertenfüßen zertrampelt. Äste lagen abgesägt am Boden — wohl um die Gesundheit des Baumes festzustellen, eine Art Obduktion also. Die Stellen, wo der Neffe gelegen hatte und das Motorrad zerquetscht worden war, glichen Baustellen. Hier fehlte jegliches Grün.
    Florian stellte das Motorrad ab. Zu Fuß ging er weiter zur Lichtung. Die Bank lag noch zersplittert unter dem Stamm, aber die Seile und die Überreste der Gitarre fehlten. Bestimmt haben Experten die Bruchstücke mitgenommen und berechnen daraus die Fallgeschwindigkeit, was ganz unsinnig ist, weil Mata Hari ja noch lebt, kombinierte er.
    An seinem Einsatzort, wo er den Hieb des Komplizen vereitelt hatte, fanden sich überhaupt keine Spuren. Florian sah zwar den Einschnitt des Beils vom Kappen; die Experten aber hatten ihn offenbar noch nicht entdeckt. Auch hier fehlten die Seile. Der Komplize mochte sie weggenommen und irgendwo versteckt haben, bevor sie ihn erwischt hatten.
    Und wie ist dir jetzt? Wo du nicht mehr schwebst, sondern stehst? fragte er sich und wußte es sofort. Das sind zwei verschiedene Seinszustände, überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Genausowenig wie ein Regenwurm mit einer Fliege. Es ist so, als ob die Eltern dir einen Platz zeigen und sagen: „Hier hast du als Fünfjähriger immer gespielt!“ Du hast keine Beziehung mehr dazu. Gespannt bin ich nur noch, wie die Kriminalisten unter diesen Umständen den dritten Täter ermitteln wollen! Oskar Kollo und Telekinese — das kann nur einen unheimlichen Lacherfolg geben!
    Es wurde Zeit. Die spielte ja mit Körper wieder eine Rolle. Ein Glück, daß ich nicht durch einen Baum hindurchfahren wollte! fiel ihm in Erinnerung an den gestrigen Nachmittag ein. Ohne Beschädigung brachte er das Motorrad zurück.
    „Alles in Ordnung“, sagte er. „Geht prima.“
    Fridolin und Agathe saßen in der Küche beim Kaffee. Der Lange mußte erst zu Ende kauen, bevor er antworten konnte. „Ist ja Klasse! Dann dreh ruhig noch ein paar Runden.“ Ungläubig sah Florian ihn an.
    „Ja, ja“, versicherte

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