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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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spielte ihr vor, wie diese Mata Hari auf der goldenen Hochzeit gesungen hatte.
    Madame Thekla konnte sich gar nicht mehr beruhigen, so mußte sie lachen. „Du bist parodistisch begabt!“ lobte sie ihn. „Ich kenne diese Person. Vor zwei Jahren war sie hier auf einem Schulausflug mit der ganzen Klasse von deinem Großvater- soweit die noch leben. Eine sehr alberne Klasse! Ständig feiern sie irgend etwas zusammen, machen einander Gedichte zu den Geburtstagen oder fliegen wochenlang um die Welt...“
    „Ist das nicht sehr teuer?“ wunderte sich Florian.
    „Zahlt alles Mata Hari. Sie ist die Witwe eines Millionärs.“
    „Hast du das hellgesehen?“ Florian freute sich, auf diese Weise nun doch zu seinem Thema zu kommen.
    Aber die Tante schüttelte den Kopf. „Ich weiß es von einem der Klassenkameraden, der Kunde bei mir ist. Komm, sing noch einmal. Bitte!“
    Er tat ihr den Gefallen. Agathe kam herein, um abzuräumen.
    „Sie haben es ja sehr lustig hier!“ sagte sie. „Die Gäste schütteln schon die Köpfe.“
    „Die werde ich ihnen wieder zurechtrücken“, antwortete die Hellseherin.
    „Ich geh jetzt. Es ist schon dunkel.“ Florian stand auf.
    „Sehr rücksichtsvoll von dir“, sagte die Tante. „Es war ein anstrengender Tag.“
    Er verabschiedete sich und half Agathe noch in der Küche. August saß auf der Bank hinter dem Haus, um die vielen Schicksale des Tages zu verdauen, wie er das nannte. Mit Hilfe einer Flasche natürlich.
    „Feierabend!“ Agathe löschte das Licht. Zusammen gingen sie hinauf, die knarzende Gästetreppe bis zum ersten Stock, dann ihre private, die steile, hinauf unters Dach. Jeder begab sich in sein Zimmer. Im Bad trafen sie sich zum Zähneputzen wieder.
    „Du wolltest mir noch was erzählen“, erinnerte ihn Agathe. „Komm rüber.“
    „Kannst du mir deinen Wecker leihen?“ fragte Florian. „Ich muß morgen früh raus.“
    Sie gingen hinüber. Agathe kroch ins Bett. Er setzte sich ans Fußende zu seinem Bericht vom Tage. Mittendrin durchfuhr es ihn wieder stromartig. Ich Idiot! Warum habe ich Tante nicht die parfümierte Ziege vorgemacht? Beschwert hat sie sich offenbar doch nicht, sonst hätte Tante davon gesprochen! kombinierte er. Oder war sie zu müde? Ob sie auch sieht, was man denkt, wenn man sie danach fragt, weiß ich jetzt immer noch nicht!
    „Geh ins Bett!“ Agathe sagte es eindringlich. „Du schläfst ja schon mitten im Satz ein. Ich weck dich morgen rechtzeitig.“
    „Bestimmt?“
    „Verlaß dich drauf. Ich will doch auch wissen, wie das ausgeht mit der blöden Kuh. Die war so unangenehm, nur weil ich ihr den Kaffee nicht sofort gebracht habe!“

    Übereinstimmung tut gut. Besonders, wenn etwas Spannendes bevorsteht. Florian legte sich zufrieden in sein hohes, altes Bett. Jetzt würde er den kommenden Ereignissen ruhig entgegenschlafen. Doch da meldete sich mitten im schönsten Hinüberdämmern ein Wunsch und machte ihn wieder wach. Oder träumte er? Tante Thekla kann doch hypnotisieren! Vielleicht könnte sie mich in den Zustand versetzen, daß ich auch mal so sehe, wie sie sieht? Oder daß ich Onkel Charlie kennenlerne, ihren verstorbenen Mann, mit dem sie über den Bergkristall Jenseitskontakt hat? Einmal erleben, wie das ist, wenn es für einen keine Zeit gibt, wenn Vergangenheit und Zukunft nebeneinander da sind, als Wirklichkeit, nicht nur als Erinnerung und Wunschtraum.
    Tante Thekla behauptet zwar immer, es sei nicht sonderlich interessant, vorauszuwissen, eher langweilig, wenn es dann genauso kommt, wie man’s gesehen hat. Ich fände das wahnsinnig aufregend!
    Leider kann man eigentlich mit niemand darüber reden. Mit Agathe ja. Aber sonst? Nicht einmal mit Jens, obwohl der mein bester Freund ist. Wenn der vor dem Fernseher sitzt und eine Sportsendung anschaut, die ein paar tausend Kilometer weit weg gerade aufgenommen und in derselben Sekunde übertragen, wenn also der räumliche Abstand glatt übersprungen wird, findet er das völlig logisch und selbstverständlich. Wird dagegen zeitlicher Abstand aufgehoben wie beim Hellsehen, ob nun vorwärts oder rückwärts spielt dabei keine Rolle, und ich erkläre ihm das anhand des Fernsehbeispiels, verzieht er das Gesicht und hält mich für übergeschnappt. Dabei braucht er nur von Europa nach Amerika zu telefonieren und den Teilnehmer dort zu fragen wie spät es bei ihm ist!
    „Klar“, sagt Jens da, „der Lauf der Sonne und der dazwischenliegende Raum machen den Unterschied.“
    Und ich sage:

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