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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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dem sie ständig überrollt wurden. „Pronto“, wie die Italiener am Telefon sagen.
    „Wenn ich dich verstehen soll“, funkte Florian zurück, „mußt du astral-international reden!“
    Daß das Fremdwesen völlig unsichtbar war, verwunderte ihn ebensowenig wie seine plötzliche Kontaktaufnahme.
    „Ihr habt’s gut! Ihr macht Ferien!“ sendete es jetzt astralinternational.
    „Woher weißt du das denn?“ funkte Florian zurück.
    Schwingungen erreichten ihn wie ganz heller, ferner Donner. Das Wesen lachte schallend und gab dann höflich Auskunft. „Astraltouristen erkennt man an ihren kilometerlangen Lichtschnüren. Abgesehen davon wissen wir doch alles, wenn wir wollen! Meine Ego-Substanz leider nicht mehr lange.“
    Jetzt wollte Florian es genau wissen. Seine Tante schwirrte irgendwo herum; ein Omnibus fuhr über ihn hinweg, doch das störte seine Konzentration nicht. Mit seinem sechsten Sinn erschloß er sich ein Panorama durch Zeit und Raum, nahm Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Wesens wahr und funkte alles, um ganz sicher zu gehen, zu ihm zurück.
    „ Mannometer ! In einer halben Stunde kommst du wieder auf die Welt! Du wirst ein gesunder Junge. Sie taufen dich auf den Namen Ernesto, und in fünfundzwanzig Jahren bist du der größte Mittelstreckenläufer aller Zeiten. Da komm ich mal, und wir tauschen die Rollen. Du nimmst mich und ich nehme dich als Taxi.“
    „Bitte, jederzeit!“ ließ ihn das Wesen wissen, und kurze Wellen zeigten an, wie sehr ihn das belustigte.
    Florian war noch nicht am Ende. „In deinem letzten Leben warst du eine ebenso lange, dünne, wie tiefschwarze Afrikanerin und hast Unterricht in Italienisch gegeben, weil du mehrere Jahre in Italien in einem Hotel gearbeitet hast...“
    „Wissen wir ja!“ funkte Tante Thekla dazwischen. Zwei Männer rollten ein Faß über sie hinweg. „Genug, Flori . Jetzt hast du dich umgewöhnt!“ Und sie forderte den zukünftigen Wunderläufer auf, ihr mitzuteilen, was die Leute auf der Straße einander alles, vom Fisch bis zum Auto, und streiten sich über „Sie machen Geschäfte!“ funkte das Wesen. „Sie verkaufen einander alles, vom Fisch bis zum Auto und streiten sich über Politik. Aber spielerisch, wie Kinder. Das ist das Nette an diesen Menschen. Ja, ich muß weiter, die Wehen haben schon angefangen. Also, viel Spaß!“
    „Viel Glück und einen glatten Start in dein neues Leben!“ funkten die beiden zurück, und da sie als nächstes an dasselbe dachten, schwebten sie sogleich über der Terrasse des Hotels, wo Florians Eltern saßen.
    Obwohl es sehr voll war, hatten sie einen Tisch für sich allein. Der Vater in Hemd, kurzer Hose und Sandalen hinter einem Eisbecher, die Mutter im ärmellosen Kleid, das Florian nicht kannte, unter einem ihm ebenso fremden großrandigen Hut, auf der Nase die Sonnenbrille, in der Hand eine Zigarette.
    Florian legte sich quer auf den Tisch und harrte der Vorstellung, die sie ihm bieten würden.
    „Ich geh mir mal unsere Taxis anschauen! Ich hol dich dann“, ließ Tante Thekla ihn wissen.
    „Warst du da nicht vorhin?“ sendete er zurück.
    „Nein. Da war ich in Palermo bei einem Kunden.“ Eine Seufzerschwingung kam zu ihm. „Er macht alles falsch! Genau das Gegenteil von dem, was ich ihm geraten habe. Aus Angst! Und nachher heißt es dann, ich sei eine Scharlatanin.“
    Für Hellsehersorgen hatte Florian im Augenblick keinen Sinn, war es doch das erste Mal, daß er seine Eltern unbemerkt beobachten konnte, so weit weg von zu Hause, wo sie ihn nie mitnahmen.
    Besonders unterhaltsam zeigten die beiden sich nicht. Sie schwiegen und schauten in verschiedene Richtungen. Der Vater zu einer Dame am übernächsten Tisch — sie lächelte einmal herüber — , die Mutter in die Gegenrichtung, zu einem Herrn, der ihren Blick nicht wahrnahm. Als er aufschaute, wandte sie sich sofort dem Vater zu. „Iß nicht so hastig!“
    „Ich esse ja gar nicht“, antwortete er.
    Nervös zog sie an ihrer Zigarette. „Ob ich Lenchen noch mal anrufe?“
    „Bis du durchkommst, schläft sie längst“, meinte der Vater kopfschüttelnd.
    Wieder zog sie an der Zigarette. „Ich bin irgendwie unruhig wegen Flori .“
    Der astrale Sohn auf dem Tisch war gerührt, und Papa beschwichtigte Mama. „Du bist zu schnell aufgetaucht heute morgen ! Seitdem siehst du überall weiße Mäuse. Ich habe dich gewarnt. Wir waren dreißig Meter tief!“
    Sie hat Angst! stellte Florian mit astralem Scharfblick fest. Deswegen wollte

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