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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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mitangehört, sich im Keller sitzen gesehen und war schon auf Sizilien gewesen, zur Vorbesichtigung. Zuerst bei den Eltern im Hotel, dann in dem kleinen Fischerhäuschen.
    Das also ist dein Taxi! hatte er sich gesagt. Ein merkwürdiges Gefühl, auch für einen Astralen.
    Doch Filippo gefiel ihm ausnehmend gut. Er war ein lebhafter, aufgeweckter Bursche — von derselben elektromagnetischen Frequenz eben. Auch Teresa gefiel ihm. Eine lustige Kugel von überschäumender Herzlichkeit.
    Wo Tante Thekla gerade herumschwebte, wußte er nicht.
    „Ich schau mal nach meinen Kunden!“ hatte sie ihm in der stummen Astralsprache durch Gedankenübertragung mitgeteilt. Erst in der Nacht, wenn die beiden Sizilianer schliefen, wollten sie das Umsteigen vornehmen.
    Die Abreise aus dem eigenen Körper war glatt vonstatten gegangen. Ungefrühstückt, nicht einmal mit einem Glas Wasser im Magen, hatten sie sich nebeneinander in die Sessel gesetzt. Die Hellseherin hatte ihm noch einmal die Hand getätschelt und dann begonnen, mit monotoner Stimme zu sprechen, wie Hypnotiseure das tun.
    „Du schließt die Augen und atmest gleichmäßig. Du bist ganz ruhig und völlig entspannt. Deine Beine werden schwer und warm; deine Arme werden schwer und warm. Alles wird schwer und warm. Dein Pulsschlag wird langsamer, immer langsamer...“
    Auf einmal hörte Florian ihre Stimme nicht mehr und sah auch nichts mehr. Da fing sein Körper plötzlich an zu zittern. Ihm war, als würde er hin und her geschüttelt. Irgend etwas drückte ihm auf den Hinterkopf, schmerzhaft. Hatte er ihn bei dem Geschüttel an die Wand geschlagen?
    Der Schmerz ließ nach. Langsam kehrten seine Seh- und Hörfähigkeit zurück. Aber die Tante redete nicht mehr. Und er saß nicht mehr im Sessel. Das heißt, nur ein Teil von ihm, der andere schwebte oben an der Decke und betrachtete das vertraute irdische Ich, durch das er mit einer Art Schlauch oder durchsichtiger Schnur verbunden war. Sie kam aus dem Hinterkopf, genau von der Stelle, die ihm so wehgetan hatte — , die Verbindung zwischen astralem und physischem Körper ist unbeschränkt dehnbar.
    Wenn Florian tausendmal um den Erdball sausen wollte, sie würde nicht abreißen, sondern ihm folgen, wie der Faden der Spinne.
    „Erst wenn ein Leben zu Ende ist, reißt die Verbindung ab. Dann gibt es keine Rückkehr mehr!“ hatte die Hellseherin vor ihrer ersten gemeinsamen Astraltour gesagt.
    „So, da bin ich!“ sagte sie jetzt neben ihm. Stumm natürlich, durch Gedankenprojektion.
    Florian sah die grünen Augen schweben und schemenhaft ihre Umrisse mit der durchsichtigen Schnur.
    Sie lachte. „Na, machen wir erst mal eine Probefahrt? Weißt du noch, wie’s geht?“
    Florian wußte es noch. Der Gedanke ist die Bewegung, der Wunsch schon die Erfüllung. Man denkt sich hin und ist sofort dort.
    Durch Betondecke und Kachelboden kamen sie in die Diele, wo Agathe dem August gerade Florians Brief an die Eltern gab. Florian übte ein bißchen, er flitzte durch den Brief und durch Agathe hindurch. Bemerken konnte sie das nicht. Ein Astraler kann einen Physischen verprügeln, ohne daß der’s auch nur ahnt.
    „Du flitzt ja schon wie ein Berufsgeist!“ empfing er Tante Theklas lobende Schwingung, die seine Ichsubstanz automatisch in Sinn übersetzte, das heißt, aus Gewohnheit in Sprache. Umgekehrt nahm sie die Schwingung seines Zögerns auf. Vor Filippo, dem menschlichen Taxi, war ihm plötzlich unheimlich.
    Aber sie sendete beruhigende Wellen. „Wir schauen uns erst mal auf unserer Ferieninsel um, betrachten Land und Leute und besuchen deine Eltern im Hotel.“
    Ihr Vorschlag war sofort Wirklichkeit. In Verkehrsflughöhe schwebten sie über der Insel. Durch Wunsch fanden sie den richtigen Ort und ließen sich, wie mit dem Hubschrauber, hinunter in die malerische Bucht mit dem scheußlichen Hotelkasten am Strand, der die ganze Landschaft verschandelte.
    Durch die Straßen und Gassen des italienischen Dorfes schwebten sie, durch Häuser und Fahrzeuge hindurch, die geschickt, aber viel zu schnell bewegt, in dem Gewimmel arbeitender, schreiender, mit Händen und Füßen redender Menschen herumflitzten.
    „Ich verstehe kein Wort!“ funkte Florians Bewußtsein.
    Eine Kicherwelle kam von der Tante zurück. „Sprachkurse für Astrale gibt’s nicht! Will man Menschen verstehen, braucht man einen Dolmetschergeist oder ein Taxi.“
    „Pronto!“ sagte in diesem Augenblick eine Schwingung neben ihm, mitten im dichten Verkehr, von

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