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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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sie so schnell wie möglich wieder an die Oberfläche. Und sie spürt, daß mit mir was ist. Find ich toll! Hab ich meine sensitive Begabung von ihr?
    Die Eltern schwiegen wieder, schauten aneinander vorbei, bis die Mutter ihre Zigarette ausdrückte. „Fällt dir nichts auf an mir?“
    „Daß du ziemlich nervös bist!“ meinte der Vater.
    Sie meinte nicht ihr Verhalten, sagte sie, sondern außen an sich, ob ihm da nichts auffalle, und nannte, nachdem ihr Mann nichts feststellen konnte, ihr Kleid. Das glaubte er zu kennen. Sie versicherte ihm, es sei neu. Aber er zeigte keine Begeisterung.
    Plötzlich schnupperte sie herum. „Irgendwas stinkt hier! Bist du wieder in was reingetreten?“
    „Nicht, daß ich wüßte“, antwortete der Vater ruhig.
    „Zeig mal deine Schuhe!“
    Er rückte vom Tisch weg und kam ihrem Wunsch nach. „Natürlich!“ sagte sie. „Hätt ich mir gleich denken können! Deine Begabung in dieser Hinsicht ist einmalig.“
    „Dem kann sofort abgeholfen werden.“ Der Vater stand auf. „Ich wollte sowieso noch mal in die Höhle tauchen. Komm!“
    Die Mutter schüttelte den Kopf. „Mir ist ein bißchen schwindelig. Du hattest recht. Ich bin zu schnell aufgetaucht.“
    Die Schwingungen der Worte stimmten nicht mit denen des Gefühls überein. Kein Zweifel: Mama schwindelte.
    „Dann würde ich aber nicht unbedingt rauchen“, gab der Vater zu bedenken.
    Als er sich umdrehte und ins Hotel ging, atmete sie deutlich auf.
    Der unsichtbare Florian verstand sie: Endlich hat sie einen triftigen Grund gefunden, nicht mit zum Tauchen zu müssen. Sie machte den Sport nur ihrem Mann zuliebe. Jetzt weiß ich, warum ich auf diese Reisen nie mitgenommen werde! Mama will sich nicht vor mir blamieren. Andererseits fürchtet sie, Papa und ich könnten uns verbünden und sie zu gefährlichen Tauchmanövern verführen, denen sie sich nicht gewachsen fühlt. Und ich dachte immer, was haben die nur für ein Theater mit ihrem Hobby? Arme Mama!
    Sie ging die Treppe hinunter an den Strand und legte sich in einen Liegestuhl. Im Gummianzug kam der Vater mit der Taucherausrüstung aus dem Hotel. Er schleppte sie in ein Boot am Steg und ruderte sofort los.
    Florian sauste einmal um ihn herum, auch unter dem Boot durch. Das Wasser war hier sehr klar. Bis in mittlere Tauchtiefen herrschte ausgezeichnete Sicht. Wie ein Delphin schoß er an die Oberfläche, schwebte langsam zum Liegestuhl der Mutter zurück und legte sich am Fußende quer.
    Obwohl sie nichts tat und er sich nicht bemerkbar machen konnte, empfand er keine Langeweile. Für Astrale gibt es ja keine Zeit. Damit entfallen auch Unpünktlichkeit oder lästiges Warten. Kaum ist ein Wunsch gedacht, erfüllt er sich schon.
    So kam es, daß Florian über den Grenzwald in die Pension Schicksal schwebte, durchs Dach hinein und hinunter in die Kellerklinik. Er wollte sich vor dem Umstieg noch einmal sehen. Doch ohne in sich drinzustecken, gab das keine Vergleichsmöglichkeit her. Reglos saß der Körper neben dem der Hellseherin im Sessel und hatte mit ihm nichts zu tun.
    Als Astraler wird’s mir mit Filippo ähnlich gehen! kombinierte er. Mit dem hat meine Ich-Substanz ja überhaupt nichts gemeinsam.
    Im Gedankenflug kehrte er nach Sizilien zurück und kam über Radar, gewissermaßen auf dem Leitstrahl seines Wunsches direkt zu dem kleinen Häuschen auf dem Felsen, vor dem reglos, wie der physische Florian im Keller, der Fischerjunge in der Sonne saß.
    Prima! Da kann ich doch noch vergleichen! freute sich Florian. Alles Unbehagen vor dieser Begegnung war weg. Ruhig schwebte der astrale Tourist auf zwei Meter an ihn heran und hielt in der Luft.
    Das ist also Filippo, mein Ferien-Ich! dachte er.

    So sieht einer mit der gleichen Mentalschwingung aus! Nicht schlecht. Stramme Beinmuskeln hat er! Damit läßt sich’s gut trainieren. Seine Schultern sind breiter als meine. Kommt wohl vom Rudern.
    Die Haare sind auch ganz praktisch. Die kringeln sich so, daß man sich nicht kämmen braucht. Aber eins werd ich nach dem Umsteigen sofort machen: die Fingernägel sauber! So lauf ich nicht rum. Die Füße — na ja...
    In diesem Augenblick streckte sich Filippo und gähnte.
    Zähne sind prima! stellte Florian fest. Ein Glück. Taxi mit eingebautem Zahnweh, das fehlte mir noch!
    Filippo stand auf. Seine kurze Hose war ausgefranst, sein Turntrikot hielt die Fäden noch einigermaßen zusammen.
    Mannometer ! Hat der Bursche einen Brustkorb! Den möcht ich mitnehmen können. Was da

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