Florian und das Geisterhaus
Küchenmesser angeschweißt ist.
„Damit fang ich Fische!“ hat Florian von Filippo durch Konzentrationsverlagerung erfahren. Dieses, bis zur Zimmerdecke reichende Fanggerät, hat er mitgenommen. Es könnte nützlich sein.
Beim Ablegen hat Florian den Zurückbleibenden damit gewinkt. Jetzt liegt das langstielige Messer im Boot, die scharfe Spitze ragt über die Bordwand.
Ulkige Situation! denkt Florian. Vater und Sohn im selben Boot und überhaupt nicht miteinander verwandt!
Während der Anfahrt zur Höhle haben sie Zeit zu reden, und bald merkt er: Die Aufschneiderei mit dem Jahr in Neustadt war total überflüssig!
Papas Fragen, wo Filippo dort gewohnt und wo sein Vater gearbeitet habe, kann er noch glaubhaft beantworten. Es gibt eine Ausländersiedlung in Neustadt. Die Frage nach der Schule aber hätte ihn beinah ins Schleudern gebracht.
„Wir hatten einen italienischen Lehrer im Wohnheim!“ fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein.
Um nicht weiter in die Klemme zu geraten, dreht Florian den Spieß um und fragt seinen Vater. Sowieso entschlossen, sich nach sich zu erkundigen, fragt er gleich ganz direkt: „Haben Sie Kinder?“
„Ja“, antwortet Papa. „Einen Sohn. Er heißt Florian und ist ungefähr so alt wie du.“
„So!“ sagt Florian. „Und wo ist der? In der Schule?“
Papa schüttelt den Kopf. „Er hat Ferien wie du. Und ist bei einer Tante, die ein sehr schönes Haus besitzt und schlecht hört. Florian spielt nämlich Trompete.“
Sie wissen also noch nichts! stellt Florian fest und kommt zu einer sehr wichtigen Frage: „Wär er nicht lieber mit Ihnen gefahren?“
„Vielleicht.“ Papa zieht die Schultern hoch. „Aber es wäre nicht gut gewesen...“
„Das verstehe ich nicht“, hakt Florian nach, damit er sich deutlicher ausdrücken möge. Und er hat Glück.
„Du kennst ihn nicht“, fährt Papa fort. Hier zu widersprechen würde alles verderben. Florian nickt versonnen und läßt sich weiter berichten.
„Obwohl du manchmal Ähnlichkeit mit ihm hast...“
„Ich?“ Die Verwunderung braucht er nicht zu spielen. Sie ist echt. Kommt ihm Papa denn...? Aber das ist unmöglich.
„Ja“, bestätigt der Vater. „In manchen Bewegungen und vor allem in der Art, dich auszudrücken.“
Man kann nicht genug aufpassen! denkt er. Da fällt ihm eine gute Erklärung ein. „Ich hab doch in Neustadt Deutsch gelernt. Da reden die Jungen eben so.“
Das scheint Papa einzuleuchten. Er nickt ein paarmal.
Florian bleibt eisern am Thema. „Und warum wäre es nicht gut gewesen, wenn er mitkommt? Wir hätten uns sicher prima verstanden.“
„Sicher“, bestätigt der Vater. „Florian ist ein großer Sportler. Auf den Mittelstrecken gewinnt er alles.“
Aha! Ganz schön stolz. Tut gut zu wissen! Florian lächelt vor sich hin.
„Was gibt’s da zu grinsen?“ fragt Papa. „Glaubst du mir nicht?“
„Doch, doch!“ Jetzt muß ihm etwas einfallen! Sofort. „Ich hab nur gedacht, wenn...“, dehnt er, um Zeit zu gewinnen. „Wenn er ein so guter Läufer ist, dann ist er vielleicht kein so guter Schwimmer. Das hängt irgendwie mit der Muskulatur zusammen — hab ich mal gelesen.“
„Nein. Er schwimmt auch sehr gut!“ widerspricht Papa.
„Und trotzdem haben Sie ihn nicht mitgenommen?“
„Weißt du...“ Arglos sieht sein Vater ihn an. „Florian ist sehr sensibel und sehr eigenwillig...“
Dazu kann der falsche Filippo nur nicken.
„Und seine Mutter macht sich viel zu viel Sorgen um ihn“, fährt der Vater fort. „Da tut eine kleine Trennung ab und zu ganz gut. Zu große Fürsorge belastet. Mein Sohn braucht Zeit für sich, braucht seinen Freiraum. Vielleicht wird er mal Künstler...“
Das ist der Grund! Florian macht sich an einem Tau zu schaffen, um sich nicht zu verraten. Und ich dachte immer, die wollen mich nicht dabeihaben, bei ihrem Tauchfimmel! Dann ist Papa viel umsichtiger und energischer als man meint, wenn man die beiden so sieht. Hätte ich ihm nicht zugetraut! Und von mir erhofft er sich ja einiges. Darum hat er auch gesagt, ich darf zu Tante Thekla, wenn ich will. Bin gespannt, was Mama von ihr wissen möchte über mich. Mannometer ! Das ist vielleicht ein Ding. Da kann ich nur sagen: Willst du deine Eltern kennenlernen, nimm dir ein Taxi!
Der Vater hat Filippo nicht aus den Augen gelassen. „Du bist auf einmal so still. Ist was?“
Florian schüttelt Filippos Lockenpracht. „Ich hab ihn mir nur vorgestellt.“
„Später im Hotel kann ich dir ein Bild von
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