Florian und das Geisterhaus
Schreckenstein deutlich mehr Kraft haben! Du wirst überhaupt reifer sein, nach der Taxitour. Wer von deinen Klassenkameraden hat es zum Beispiel selbst erlebt, daß Armut erfinderisch macht? Wer weiß aus eigener Erfahrung, wie seine Eltern unter Fremden sind?“
An dieses Nachtgespräch muß Florian jetzt denken, da er mit seinem Vater auf dem Steg des Hotels steht und das Tauchgerät ins Boot lädt. Mama hilft ziemlich unkonzentriert mit; Adelheid und ihre Eltern schauen zu, wie Florian einen großen Stein ins Boot hievt.
„Wofür soll der gut sein?“ fragt Adelheid.
„Damit ich schneller unten bin“, erklärt Florian. „Dann reicht die Luft länger.“
„Tauchst du denn ohne Preßluftflasche ?“
„Immer“, antwortet er. „Das teure Zeug kenn ich nur vom Sehen.“
„Na, siehst du!“ sagt Papa zu Mama, um sie zu beruhigen. „Alles halb so schlimm.“
Besorgt schaut Florian seine Mutter an. „Wollen Sie denn auch mit?“ Tapfer nickt sie, und ihm muß jetzt etwas einfallen. Und das tut es auch. Er schaut noch besorgter und sagt: „In der Sarazenenhöhle war noch nie eine Frau. Das heißt eine! Die ist aber nicht mehr zurückgekommen!“
Jetzt schauen die Eltern besorgt, und der Vater entscheidet. „Dann lassen wir’s lieber! Ich schau mir das erst mal an!“
Die Mutter kann wieder lächeln und streicht Filippo über das eigenwillige Haar. Dann deutet sie auf das Tauchgerät. „Nimm meines!“
„Ja, Ma…“ Er räuspert und verbessert sich. „Ja. Maximal zwei Taucher können in die Höhle „Filippo! Filippo!“ Rufend und winkend kommt die schwarze Kugel eilig am Strand daher.
„Meine Mamma!“ sagt Florian zu seiner Mama. Dann verlagert er die Konzentration. Tante hat es längst getan, und sie reden italienisch miteinander, schnell und rechthaberisch, daß die Touristen nur so staunen.
„Versteh nicht einen Bahnhof!“ meint Adelheid.
Auf einmal bricht das Wortfeuerwerk ab, grünäugig lächelt’s aus der schwarzen Kugel und Tante spricht plötzlich deutsch, mit Akzent und kleinen Fehlern wendet sie sich an Florians Eltern. „Entschuldigung, ich nur wollten wissen, mit wem Filippo geht tauchen und wo.“
Papa gibt ihr die Hand. „Filippo hat mir von einer Höhle erzählt. Er braucht mir nur zu sagen, wo...“
„Meine Mutter ist immer sehr besorgt“, platzt Florian dazwischen. „Aber sie scheint Ihnen zu trauen.“
„ Gutt ! Gutt !“ Mit den kurzen Armen winkt die schwarze Kugel ab.
„Ich würde ihn überhaupt nicht aufs Meer lassen!“ sagt von Frau zu Frau seine Mama zu seiner Mamma. „Ich hätte da schrecklich Angst.“
„Mamma hat die Karten gelegt. Alles geht gut!“ unterbricht Florian. So haben sie’s abgemacht, er und die Tante.
Mama fällt auch prompt auf den Fangsatz rein. „Sie legen Karten?“
„Si.“ Die kleine Kugel auf der großen nickt.
Und da sagt die Mama, was sie nie sagen würde, wenn sie wüßte, daß in der schwarzen Kugel das schwarze Schaf der Familie steckt. „Oh, da möchte ich Sie gern mal konsultieren! Gerade weil Sie auch eine besorgte Mutter sind „Bitte, bitte. Jede Zeite .“ Die Hellseherin läßt Teresa mit den Armen fuchteln.
„Bitte mal hersehen!“ Adelheids Vater hat plötzlich einen Fotoanfall bekommen. Er knipst alle allein und mit allen, und alles von allen Seiten. Auch Adelheid zückt eine Kamera. Teresa lacht und stellt sich zur allgemeinen Erheiterung in Pose. Dabei sagt sie zu Filippo in breitem italienischem Dialekt, für die anderen unverständlich: „Unsere Erinnerungsfotos von der ersten Taxitour. Los, immer vornedran! Damit wir nachher wissen, wer wir waren.“
„Und du legst Mama die Karten! Das wird was geben, Mannometer !“ Florian schlägt sich vor Freude auf die breite Brust.
„Hab ich dir nicht gesagt, wir werden unseren Spaß haben?“ Sie klatscht in die Hände und reißt den rechten Arm mehrmals hoch. Italiener haben ja eine ausgeprägte Sprache mit Händen und Armen, und dieses Hochreißen bedeutet, er soll jetzt starten. „Geh mit deinem Vater! Er erwartet viel von dir“, fährt sie fort. „Wenn du tauchst, verlagere die Konzentration stark auf Filippo. Sonst wird es brenzlig in der Höhle. Und nimm kein Tauchgerät, das ist dein Taxi nicht gewöhnt. Halt die Luft an! Heute abend werden wir uns viel zu erzählen haben!“
Damit sollte sie recht behalten.
Zu der wenigen Gerätschaft im kleinen Fischerhäuschen gehört ein leichtes Metallrohr, an dessen einem Ende ein langes
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