Florian und das Geisterhaus
ihm zeigen.“ Papa schaut auf seine Taucheruhr. „Wann sind wir denn da?“
Um das zu wissen verlagert Florian die Konzentration leicht auf Filippo. „Gleich, du...“ Er stockt.
Prüfend sieht ihn der Vater an. „Was ist?“
„Du... Dukaten...“, stammelt Florian, um den Versprecher wieder gradzubiegen .
„Dukaten?“ wiederholt Papa.
„Hinter dem Dukaten-Riff...“ Florian hat sich gefangen. „Ich mußte das Wort erst übersetzen.“
„Ach so!“ Laut lacht der Vater. „Ich dachte schon, du wolltest mich duzen.“
Florian läßt Filippo in das Gelächter einstimmen und überlegt: Muß mir dringend Wörter merken, auf die ich aus-weichen kann, wenn mir das wieder passiert! Dumm... Durst... Dunst... Duftig... Dunkelheit... Duckmäuser... Das reicht fürs erste. Muß bei Papa aber höllisch aufpassen! Ist ja klar: Da will ich ganz Florian sein, und er will den ganzen Filippo! Darum nicht mitten im Reden die Konzentration verlagern! Wenn man plötzlich an was anderes denkt, ist die Kontrolle weg. Genau wie beim eigenen Körper!
„Sind wir schon am Dukatenriff?“ fragt der Vater.
„Si, si!“ Florippo nickt. „Das ist unter Wasser. Oben nicht zu sehen.“ Schnell verlagert er die Konzentration und läßt sein Taxi zu der Stelle steuern, wo unten die Höhle liegt. Das Fahrmanöver beendet glücklicherweise die Unterhaltung. Papa ist mit seiner umfangreichen Ausrüstung beschäftigt. Er bindet die Luftflaschen und den Bleigürtel um.
Ein wenig umständlich, so wie er Auto fährt! fällt Florian auf, der auch Filippo beobachtet, wie der mit schnellen, sicheren Griffen Anker wirft und die Kette festmacht.
Sein Bewußtsein hat jetzt Pause. Es muß sich ganz still verhalten, Filippo nur beim Satzbau helfen. Sonst nichts. Tante Thekla hat ihn ausdrücklich gewarnt.
Sie sind fertig. Der Vater, ausgerüstet und verpackt wie ein Raumfahrer, fragt Filippo, nur in Badehose mit seinem Messer am Stiel: „Willst du nicht doch die Luftflaschen von meiner Frau nehmen?“
Strickt lehnt der Taxiboy ab. „Damit stoße ich nur überall an oder bleibe hängen. Notfalls hole ich mir bei Ihnen einen Schluck Luft, okay?“
„Okay.“ Papa hält ein Netz hoch. „Soll ich das mitnehmen? Meinst du, wir finden noch ein Souvenir?“
„Bestimmt“, antwortet Filippo. „In die Sarazenenhöhle trauen sich die wenigsten rein.“
„Gut“, sagt der Vater ungerührt. „Von mir aus kann’s losgehen.“
Filippo nimmt den schweren Stein in den Arm. „Halten Sie sich dicht hinter mir!“ Und er springt.
Astral wär’s jetzt angenehmer! denkt Florian in seinem Taxi, das wie ein Lift zum Grund hinuntersinkt. So bin ich ganz auf Filippos Geschicklichkeit angewiesen. Aber es soll ja alles gutgehn !
In einigen Metern Tiefe läßt Filippo den Stein los, der weitersinkt, und wartet auf den Vater. Nach kurzer Verständigung durch Zeichen schwimmt er auf eine dunkle Stelle zu, die sich in dem Dämmer schemenhaft abzeichnet. Es ist, wie sich herausstellt, ein riesiger Felsblock, in dessen Mitte sich ein pechschwarzer Punkt befindet — der Eingang zur Höhle.
Filippo hält sich am Rand fest und wartet wieder auf den Vater.
Mannometer , hat der Luft! Ich müßte längst rauf! denkt Florians Bewußtsein. Hier in der Stille, wo es zur Satzbildung nicht mehr gebraucht wird, hat es sich ganz klein gemacht. Nur noch ein halbes Prozent groß.
Papa ist da. Mit Arm- und Handbewegungen redet er wie ein Italiener, nickt mehrmals, stützt sich dann rechts und links am Höhlenrand, Filippo drückt ihn tiefer, weil die Luftflaschen oben anstoßen — der Eingang ist sehr eng — , langsam, ohne Licht, verschwindet der Vater in der Höhle.
Stupendo ! befindet Florian, vor lauter Überraschung auf italienisch . Da wär ich nicht so ohne weiteres rein! Schon gar nicht ohne Licht. Papa hat mehr Mut als ich! Nun ist er die Taucherei gewöhnt. Trotzdem!
Geschmeidig wie ein Fisch folgt Filippo und mit ihm Florian. Mitgegangen, mitgefangen fühlt er sich und zur Untätigkeit verurteilt, gewissermaßen wie in einem Flugzeug, bei dem ein Triebwerk aussetzt.
Da flammt Vaters Scheinwerfer auf. Verstörte Fische schwimmen aus dem Lichtkegel. Die Höhle hat ungefähr die Breite eines Eisenbahnwaggons, scheint aber einen ganzen Zug lang zu sein, denn Papa ist schon weit voraus. Jetzt leuchtet er nach unten in den Schlick oder Schwemmsand, der den Boden der Höhle bedeckt. Mit wenigen Flossenbewegungen gleitet er hinunter, zieht etwas heraus und
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