Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
nicht tot«, sagte Clay. »Das weißt du doch, du Depp.«
    »Trotzdem«, sagte Kona.
    Es war eine hawaiianische Bestattung, zu der jedermann in Flipflops und Shorts kam, aber die Männer hatten ihre besten Aloha-Hemden angezogen, die Frauen ihre buntesten Kleider, und viele hatten Blumengirlanden mitgebracht und über die Kränze vorn im Raum drapiert, die Nathan Quinn und Amy Earhart darstellen sollten. Ein Priester von der Unity Church sprach zehn Minuten über Gott und Meer, Wissenschaft und Hingabe, und dann machte er den Platz frei für alle, die noch was sagen wollten. Es folgte eine lange Pause, bis die Komische Alte zum Podium wankte, in einem weiten Muumuu, auf dem ein lächelnder Wal abgebildet war. In ihrem Haar schimmerte ein Dutzend weißer Orchideen.
    »Nathan Quinn lebt weiter«, sagte sie.
    »Gebt ihr ein Amen!«, rief Kona. Clair riss an seinen letzten Dreadlocks.
    Die Biologen und Studenten sahen sich an, mit großen Augen, verdutzt, als fragten sie sich, ob jemand ein Amen dabeihatte, auf das er verzichten konnte. Niemand hatte ihnen gesagt, dass sie ein Amen brauchen würden, sonst hätte sie bestimmt eins eingepackt. Die Hafenleute und Bürger von Lahaina waren durch die Wissenschaftler eingeschüchtert, und sie hatten nicht die Absicht, in Gegenwart so vieler Schlauberger ein Amen wegzugeben, nie im Leben. Den Walbullen missfiel der Umstand, dass Kona nicht im Gefängnis saß – einen Dreck würden sie ihm geben, von einem Amen ganz zu schweigen. Schließlich seufzte einer der Schwarzkorallentaucher, der am Abend zuvor den perfekten Trauercocktail entdeckt hatte (eine Pille Ecstasy, ein Joint und eine Flasche Whisky), sein kraftloses »Amen« über die Trauernden hinweg, wie ein verschlafener Kuss, frühmorgens, wenn man aus dem Mund stinkt.
    »Und ich weiß«, fuhr die Komische Alte fort, »wenn er nicht so stur gewesen wäre und diesem Sänger im Kanal ein Pastrami-Sandwich mit dunklem Brot mitgebracht hätte, wäre er heute noch unter uns.«
    »Aber wenn er hier unter uns wäre –«, flüsterte Clair.
    »Schschscht«, schschschte Margaret Painborne.
    »Wag nicht, mir den Mund zu verbieten, sonst kannst du dich schon mal für ein neues Gebiss anmelden.«
    »Bitte, Schatz«, sagte Clay.
    Die Komische Alte faselte etwas davon, sie habe in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren jeden Tag mit den Walen gesprochen. Sie kannte Nate und Clay schon, seit die beiden das erste Mal auf die Insel gekommen waren, und erinnerte sich, wie jung und dumm sie damals gewesen seien, und wie sehr sich das verändert hatte, denn jetzt seien sie nicht mehr jung. Sie sprach davon, was für ein tiefgründiger und vernünftiger Mann Nate sei, der – wenn er nicht so zerstreut gewesen wäre – vielleicht eine anständige Frau gefunden hätte, die ihn liebte, und dass sie nicht wisse, wo er sei, aber wenn er seinen Hintern nicht bald nach Maui schaffte, wollte sie ihm denselben versohlen. Und dann setzte sie sich in ohrenbetäubender Stille, und alle starrten Clay an, der konzentriert den Deckenventilator musterte.
    Nach einer langen, beklemmenden Minute, in der es ein paar Mal schien, als wollte der Priester den Gottesdienst beenden, stand Gilbert Box auf, der Graf. Ausnahmsweise trug er keinen Hut, dafür aber seine große Sonnenbrille, und ohne den mächtigen Hut verlieh die Brille seiner eckigen Erscheinung etwas Insektenhaftes – eine besonders blasse Gottesanbeterin in Khakis. Er richtete das Mikrofon ein, räusperte sich mit großer Geste und sagte: »Ich habe Nathan Quinn nie gemocht …« Und alle warteten auf das »aber«, aber es kam nicht. Gilbert Box nickte der Menge zu und setzte sich wieder hin. Gilberts Wiesel applaudierten.
    Als Nächstes meldete sich Cliff Hyland zu Wort, sprach zehn Minuten davon, was für ein großartiger Mensch und wunderbarer Forscher Nate gewesen sei. Dann ging tatsächlich Libby nach vorn und sprach ausgiebig darüber, wie kanadisch Nate gewesen sei und wie er einmal das Große Wappen von British Columbia gegen alle anderen Provinzwappen verteidigt habe, weil es einen Elch und einen Widder zeigte, die eine Wasserpfeife rauchten, was von Gemeinschaftsgeist und Toleranz zeuge, während Ontarios Wappen einen Elch und einen Wapitihirsch zeigte, die versuchten, einen Bären zu fressen, und das von Saskatchewan zeigte einen Elch und einen Löwen, die Feuer unter einem Fonduetopf machen wollten (wobei beide unübersehbar die allen Kanadiern angeborene Angst vor Elchen

Weitere Kostenlose Bücher