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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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bestätigt, dass die letzte verschlüsselte Nachricht, die Nate betraf, über eine Woche nach seinem Verschwinden aufgenommen worden war, und das schien ihm ein weiterer Beweis dafür zu sein, dass Nate seine Tortur im Kanal überlebt haben musste. Aber wo war er? Wie beeilt man sich, jemanden zu retten, wenn man nicht weiß, wo er ist? Sämtliche Analysen der Bänder hatten seither nur noch simple Walrufe preisgegeben. Clay wusste nicht weiter.
    »Was machst du?« Kona trat hinter ihn. Er war barfüßig und roch nach Putzmittel.
    »Ich warte auf den grünen Blitz.« Tat er nicht wirklich, aber manchmal, wenn die Sonne hinter dem Horizont eintauchte, passierte es. Irgendwas musste doch passieren.
    »Ja, hab ich auch schon mal gesehen. Wie kommt das?«
    »Mh, also …« Das war noch so was – er hatte die Naturwissenschaften einfach nicht genug im Griff, um dieses Walprojekt am Leben erhalten zu können. »Ich glaube, wenn die Sonne am Horizont verschwindet, wird das restliche Lichtspektrum von der Mukosphäre reflektiert und ruft so den grünen Blitz hervor.«
    »Klar, Mann. Die Mukosphäre.«
    »Das nennt man Wissenschaft«, sagte Clay, wohlwissend, dass es keine Wissenschaft war.
    »Wenn das Boot sauber ist, fahren wir raus, nehmen Wale mit dem Tonband auf und so?«
    Gute Frage, dachte Clay. Er konnte die Daten sammeln, aber es mangelte ihm am nötigen Wissen, sie zu analysieren. Er hatte gehofft, das würde Amy übernehmen.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht finden wir ja Nate.«
    »Dann meinst du, er lebt noch? Nach so langer Zeit?«
    »Ja. Ich hoffe es. Ich denke, wir sollten die Arbeit weiterführen, bis wir ihn gefunden haben.«
    »Yeah! Nate sagt, die Japaner töten unsere Zwerge, wenn du nicht hart arbeitest.«
    »Die Zwergwale, ja. Ich war mal auf einem ihrer Schiffe. Die Norweger tun es auch.«
    »Ekelhaft abscheulich Schweinerei, das.«
    »Vielleicht. Die Zwergwalherde ist groß. Sie sind nicht gefährdet. Japaner und Norweger fangen nicht so viele, dass es der Population schaden könnte. Warum also sollten wir sie nicht jagen lassen? Ich meine, mit welchem Argument könnte man sie aufhalten? Dass Wale niedlich sind? Die Chinesen braten kleine Kätzchen – da protestieren wir auch nicht.«
    »Die Chinesen braten Kätzchen?«
    »Ich sage ja nicht, dass ich es toll finde, dass sie die Tiere töten, aber wir haben kein wirklich gutes Argument dagegen.«
    »Die Chinesen braten Kätzchen?« Konas Stimme schraubte sich bedenklich in die Höhe.
    »Vielleicht kann manches von unserer Arbeit beweisen, dass diese Tiere eine Kultur haben, dass sie uns näher sind, als es den Anschein hat. Dann hätten wir ein Argument.«
    »Kätzchen? So kuschelig kleine Miezekätzchen? Die braten sie einfach?«
    Clay dachte nach, betrachtete den Sonnenuntergang und war traurig und frustriert, und die Worte kamen wie ein endlos langer Seufzer aus ihm hervor: »Allerdings habe ich auf dem Walfangschiff gesehen, wie die japanischen Walfänger die Tiere einschätzen. Für die sind es Fische. Nicht mehr oder weniger als ein Thunfisch. Aber ich habe eine Pottwalkuh mit ihrem Kalb fotografiert, und das Kalb wurde von der Herde getrennt. Die Mutter kam zurück, um das Kalb zu holen, und schob es weit weg von unserem Schlauchboot. Die Walfänger waren sichtlich bewegt. Sie haben das Mutter/Kind-Verhalten erkannt. So benehmen sich keine Fische. Also ist noch nichts verloren.«
    »Kätzchen?« Kona seufzte und klang genauso niedergeschlagen wie Clay.
    »Mh-hm«, sagte Clay.
    »Also, wie finden wir Nate, damit wir gute Arbeit leisten und die Buckel und die Zwerge retten?«
    »Du meinst, das machen wir?«
    »Nein. Noch nicht. Erst warten wir auf den grünen Blitz.«
    »Ich verstehe nichts von Wissenschaft, Kona. Ich hab mir das mit dem grünen Blitz nur ausgedacht.«
    »Ach, das wusste ich nicht. Wissenschaft, von der man nichts versteht, sieht immer aus wie Zauberei.«
    »Ich glaube nicht an Magie.«
    »Oh, Bruder, sag so was nicht. An Magie kommt keiner vorbei. Jetzt brauchst du meine Hilfe ganz bestimmt.«
    Clay spürte, wie ihm ein Teil seiner bleischweren Melancholie von den Schultern genommen wurde, als er diesen Moment mit dem Surfer teilte, doch sein Drang, etwas zu unternehmen, nervte ihn wie eine Mücke am Ohr. »Lass uns einen kleinen Ausflug machen, Kona.«
    »Braten die in China wirklich Kätzchen?«, quiekte Kona mit so hoher Stimme, dass die Hunde am Hafen aufjaulten.
     
    »Amy, wie … was?« Die Lichter waren angegangen, und

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