Flossen weg
dem auch sei, Clay. Ich bin nicht verrückt.« Sie nippte an ihrem Tee. »Aber ich bin euch auch nicht böse. Ich lebe schon sehr lange auf diesen Inseln, Clay, und die meiste Zeit habe ich auf diesem Vulkan gewohnt. Ich habe mir den Kanal länger angesehen, als die meisten Menschen auf der Erde sind, aber kein einziges Mal habt ihr mich gefragt, wieso eigentlich. Wahrscheinlich wolltet ihr einem geschenkten Gaul lieber nicht ins Maul schauen. Es war einfacher zu glauben, ich hätte nicht mehr alle Bananen an der Staude, als mich zu fragen, woher mein Interesse kommt.«
Clay merkte, dass ihm der Schweiß am Kreuz hinunterlief. Schon früher hatte er sich in Gesellschaft der Komischen Alten unwohl gefühlt, aber auf ganz andere Weise – eher so, wie man sich fühlt, wenn eine Großtante einem in die Wange kneift und endlos von den alten Zeiten schwärmt. Heute war es, als würde er vom Staatsanwalt ins Kreuzverhör genommen. »Ich glaube kaum, dass Nate oder ich eine Antwort auf diese Frage hätte, Elizabeth, also ist es auch nicht ungewöhnlich, dass wir dich nicht danach gefragt haben.«
»Das ist Quatsch mit Krabbensoße«, sagte Kona, ohne sich vom Okular des Acht-Zoll-Spiegelteleskops abzuwenden.
»Er ist ein lieber Junge«, sagte die Komische Alte. »Clay, du weißt doch, dass Mr. Robinson bei der Navy war. Habe ich dir je erzählt, was er da gemacht hat?«
»Nein, Ma’am. Ich habe angenommen, dass er Offizier war.«
»Ich kann verstehen, wieso du das glaubst, aber das viele Geld kam von meiner Familie. Nein, Schätzchen, er war nur ein kleiner Unteroffizier, ein Sonar-Mann. Man hat mir sogar gesagt, er sei damals der beste Sonar-Mann der Navy gewesen.«
»Das war er sicher, Elizabeth, aber –«
»Halt den Mund, Clay. Du wolltest meine Hilfe. Jetzt helfe ich dir.«
»Ja, Ma’am.« Clay hielt den Mund.
»James – so hieß Mr. Robinson mit Vornamen – hat den Buckelwalen so gern zugehört. Er sagte, sie würden ihm seine Arbeit erschweren, aber er hat sie geliebt. Damals waren wir auf Honolulu stationiert, aber U-Boot-Mannschaften hatten Schichten von hundert Tagen, und wenn sie dann im Hafen lagen und Zeit hatten, fuhren wir rüber nach Maui, mieteten ein Boot und fuhren raus auf den Kanal. Er wollte, dass ich an seiner Welt teilhabe – der Welt der Unterwasserlaute. Das kannst du doch verstehen, oder, Clay?«
»Natürlich.« Langsam allerdings hatte Clay kein so gutes Gefühl mehr, was diese Reise ins Land der Erinnerungen anging. Es gab einiges, was er wissen musste, aber er war nicht sicher, ob das hier dazugehörte.
»Damals habe ich vom Geld meines Vaters Papa Lani gekauft. Wir dachten, wir würden dort irgendwann leben und vielleicht ein Hotel daraus machen. Jedenfalls haben James und ich eines Tages beschlossen, ein kleines Motorboot zu mieten und auf der Meeresseite von Lanai zu campen. Es war ein schöner Tag, eine ruhige Fahrt. Auf dem Weg hinüber tauchte neben unserem Boot ein Buckelwal auf. Er schien uns sogar zu folgen, wenn wir den Kurs änderten. James fuhr langsamer, damit wir bei unserem neuen Freund bleiben konnten. Früher gab es keine Vorschriften, wie man sich einem Wal zu nähern hatte, nicht so wie heute. Wir wussten damals nicht mal, dass wir sie retten sollten, aber James liebte Buckelwale, und mir ging es irgendwann genauso. Damals lebten auf Lanai nur die Ananaspflanzer, und so fanden wir einen einsamen Strand, an dem wir ein Feuer machten. Wir wollten uns was zu essen kochen, ein paar Highballs aus Blechbechern trinken, nackt schwimmen gehen und … na ja, du weißt schon, am Strand Liebe machen. Siehst du, jetzt habe ich dich schockiert.«
»Nein, hast du nicht«, sagte Clay.
»Doch, hab ich. Tut mir Leid.«
»Nein, hast du nicht. Ehrlich. Alles in Ordnung, erzähl deine Geschichte.« Alte Ladys, dachte er.
»Als am Abend der Passat aufkam, haben wir das Zelt etwas abseits vom Strand in einem kleinen, windgeschützten Canyon aufgebaut. Nun, ich habe James nach allen Regeln der Kunst einen geblasen, und danach ist er auf der Stelle eingeschlafen.«
Clay verschluckte sich an seinem Tee.
»Ach, herrje, hast du einen Eiswürfel ins falsche Halsloch bekommen? Kona, Schätzchen, komm her und klopf Clay mal auf den Rücken.«
»Nein, geht schon.« Clay winkte ab. »Wirklich, alles okay.«
Tränen liefen über seine Wangen, und er wischte sich die Nase am Hemd ab. Plötzlich war er unglaublich froh, dass er Clair nicht mitgenommen hatte.
Kona hockte im
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