Flossen weg
Wohnung in Gooville verlassen.
»Sie sieht gut aus, nicht?«, fragte Amy.
Amelia war eine schöne, anmutige Frau, und trotz ihrer siebenundsechzig Jahre in Gooville sah die Fliegerin keinen Tag älter als fünfzig aus. Sie war knapp vierzig gewesen, als sie 1937 verschwand. In ihrer Gegenwart hatte sich Nate wie ein Fünfzehnjähriger bei seinem ersten Date gefühlt, hatte gestottert, war gestolpert und allen Ernstes rot angelaufen, als Amy erwähnte, dass sie bei ihm übernachtet hatte. Amelia bot Nate den Platz neben sich auf dem Sofa an und nahm seine Hand, während sie mit ihm sprach.
»Nathan, ich hoffe, das, was ich Ihnen zu sagen habe, klingt nicht rassistisch, weil es das nicht ist, aber ich möchte Sie beruhigen. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mich an die Vorstellung gewöhnen konnte, dass meine Tochter erwachsen geworden und sexuell aktiv ist, und offen gesagt: Sollten Sie nach all den Jahren nun derjenige sein, in den sie sich verliebt hat, was der Fall zu sein scheint, kann ich Ihnen nur sagen, wie erleichtert ich bin, dass Sie der menschlichen Rasse angehören. Also entspannen Sie sich ruhig.«
Nate warf Amy einen Blick zu.
Sie zuckte mit den Achseln. »Jedes Mädchen hat ihre abenteuerlustige Phase.«
»Danke«, sagte Nate zu Amelia Earhart.
Nun, draußen auf der Straße, sagte er zu Amy: »Ich hätte sie fragen sollen, wie ihr Flug war.«
»Sie ist immer noch etwas empfindlich, was das angeht. Selbst nach all den Jahren. Mein Dad war ihr Navigator. Er hat den Absturz nicht überlebt.«
»Aber du hast gesagt, du seist 1940 geboren. Wie kann das sein, wenn dein Vater 1937 gestorben ist?«
»Robuste Spermien?«
»Drei Jahre? Das ist aber wirklich robust.«
Sie boxte ihm gegen den Arm. »Ich hab aufgerundet. Mach mal Pause, Nate. Ich bin nicht mehr die Jüngste. Die Komische Alte hast du nie so auf irgendwas festgenagelt.«
»Mit der Komischen Alten war ich auch nie im Bett.«
»Aber das wärst du gern gewesen, hab ich Recht? Gib’s zu! Du warst ganz heiß darauf, unter ihren Muumuu zu kommen.«
»Lass das!« Nate sah zu ein paar männlichen Walbengeln hinüber, die vor einer Bäckerei standen (ständig schienen sie sich dort herumzutreiben) und synchron die Pimmel schwenkten. Schon wollte er es Amy mit einem Hinweis auf ihre Vergangenheit heimzahlen, doch bestand kein Grund, sich auf diesen Film überhaupt einzulassen, geschweige denn, ihn als Revanche gegen ihre kleinen Sticheleien einzusetzen, die er doch eigentlich mochte, sofern er sich denn eingestand, dass er überhaupt wieder jemanden mochte.
Die Walbengel kicherten in ihre Richtung, als sie an ihnen vorüberkamen.
»Ihr seid doch nur überdimensionierte Quietsche-Entchen«, flüsterte Nate, wohlwissend, dass sie ihn trotzdem hören konnten. Nate beleidigte sie jedes Mal, wenn er an ihnen vorüberkam, seit Wochen schon, nur um sie zu ärgern. Vielleicht färbte Amy auf ihn ab.
Gemeinsam schnaubten die Walbengel sabbernd aus. »Intelligentes Leben? Ihr wisst ja nicht mal, wie man das buchstabiert«, flüsterte Nate.
Und dann die Belohnung. Er sah es einfach zu gern, wenn vierfingrige Kreaturen versuchten, ihm den Mittelfinger zu zeigen.
»Und ich bin angeblich unreif«, sagte Amy.
Das Leben ist gut, dachte Nate. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, war er glücklich. Mehr oder weniger.
Am nächsten Morgen kamen zwei Walbengel, um ihn zum Colonel zu bringen. Und Amy war nicht mal da, um ihm einen Abschiedskuss zu geben.
35
Yeah, aber man kann nicht danach tanzen
Der Colonel stand in der Mitte des Amphitheaters aus Perlmutt, als die Walbengel Nate hereinführten.
»Ihr zwei könnt jetzt gehen«, sagte der Colonel zu den Walbengeln. »Nate findet allein zurück.«
»Sie sind also aus Ihrer Höhle gekrochen«, sagte Nate.
Der Colonel sah älter aus, abgespannter als bei ihrer letzten Begegnung.
»Ich möchte bei dem, was ich Ihnen zu sagen habe, nicht mit dem Goo in Kontakt stehen.«
»Ich dachte, es kommuniziert auf andere Weise«, erwiderte Nate.
Der Colonel ignorierte ihn. »Ich hatte gehofft, Sie hätten sich etwas überlegt, was mir bei meiner Problemlösung hilft, Nate, aber das haben Sie nicht getan, oder?«
»Ich arbeite daran. Es ist komplexer als –«
»Sie wurden abgelenkt. Ich bin enttäuscht, aber ich verstehe das. Sie ist ein echtes Kunstwerk, nicht? Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes. Vergessen Sie nie, dass ich sie zu Ihnen geschickt habe.«
Nate fragte sich, wie viel
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