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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Amy darauf bestanden, dass sie sich zu Hause etwas kochten.
    »Du studierst sie«, sagte sie und meinte die Walbengel.
    »Nein, tu ich nicht. Ich sehe sie mir nur an.«
    »Wem willst du was vormachen? Du hast diesen Blick in den Augen, diesen Forscherblick, diesen Verloren-in-Theorien-Blick. Meinst du, den würde ich nicht erkennen? Wir haben zusammen gearbeitet, wie du dich vielleicht erinnerst.«
    Nate zuckte mit den Achseln. »Es ist mein Job. Ich studiere Wale.« Er hatte versucht, die Pfeif-und-Klick-Sprache der Walbengel zu erlernen. Emily 7 war ein paar Mal nachmittags vorbeigekommen, wenn Amy nicht da war, und wenn er auch glaubte, dass sie wohl mit amourösen Absichten kam, schaffte er es doch, ihre Energien auf Lektionen in der Walsprache zu lenken. In gewisser Weise waren sie Freunde geworden. Amy gegenüber hatte er diese Lektionen nicht erwähnt, da er fürchtete, sie würde ihn mit Emily aufziehen, so wie es die Walschiffmannschaft getan hatte. »Ich beobachte. Ich sammle Daten und versuche, darin eine Bedeutung zu finden.«
    Amy nickte, dachte darüber nach und sagte schließlich: »Wenn dich die Rettung von Manatis und Delfinen dazu gebracht hat, wieso hast du dann nicht irgendwas Aktiveres gemacht, um den Tieren zu helfen? Veterinärmedizin oder so.«
    »Das frage ich mich auch. Ich habe viel über die Leute bei Greenpeace nachgedacht, die sich in Gefahr bringen, die Walfangschiffe rammen, mit kleinen Booten direkt vor die Harpunen fahren, um die Tiere zu schützen. Ich habe mich immer gefragt, ob es der richtige Weg ist.«
    »Und du dachtest, als Wissenschaftler könntest du mehr tun, indem du sie studierst?«
    »Nein. Ich dachte, Wissenschaftler zu werden, sei etwas, das ich tun konnte. Es führt ein Weg zum Biologendasein – eine Ausbildung. So etwas gibt es nicht, wenn man Pirat werden will.«
    »Du irrst dich. Dafür gibt es eine Schule. Ich habe es auf einem Streichholzheftchen gesehen, als ich auf Maui war. Da stand, man könne lernen, wie man Pirat wird, wenn man einen einfachen Test besteht.«
    »Du meinst, wie man eine Pirate raucht. Das sind Zigaretten.«
    »Egal. Also bist du einen Kompromiss eingegangen.«
    »Bin ich? Ich denke, was wir … was ich tue, hat einen Wert.«
    »Denke ich ja auch. Weißt du, ich habe mich nur gefragt, wo du jetzt doch tot bist: Hast du das Gefühl, dein Leben vergeudet zu haben?«
    »Ich bin nicht tot, Amy. Meine Güte, es ist schrecklich, so was zu sagen.«
    »Du weißt schon … praktisch tot, meinte ich. Dein Leben ist vorbei. Potztausend, macht mich das etwa nekrophil? Wenn wir hier rauskommen, sollte ich mir vielleicht eine Selbsthilfegruppe suchen. Ob es so was gibt?«
    »Amy, ich überlege, ob ich hier vielleicht doch lieber gar nicht weg will.« Er hatte viel darüber nachgedacht. Es war kein schlechtes Leben, und nachdem er auf ihren täglichen Exkursionen nach einem Fluchtweg gesucht hatte (was ihm in Erinnerung rief, dass er kilometerlange Kompressionsschleusen hinter sich bringen musste, nur um dann am Ende zweihundert Meter unter der Wasseroberfläche herauszukommen), schien es, als hätten Amy und er möglicherweise doch eine gemeinsame Zukunft. Goovilles Ökosystem würde seinen Reiz sicher nicht verlieren.
    »Hi, mein Name ist Amy, und ich ficke Leichen.«
    »Wenn ich dem Colonel seinen Plan ausrede, könnte ich vielleicht bei dir hier unten bleiben. Du weißt schon, mich anpassen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bei so einem Treffen aufstehen und sagen: ›Hi, ich heiße Soundso, und popp mit Toten.‹ Das ist irgendwie ordinär.«
    »Du hörst mir gar nicht zu, Amy.«
    »Doch, tu ich. Wir bleiben nicht hier. Ich finde schon noch einen Weg nach draußen, aber bleiben können wir nicht. Du musst den Colonel davon überzeugen, dass er dem Goo nichts tun darf, aber dann verschwinden wir. So bald wie möglich.«
    Nate war ein wenig schockiert, wie hartnäckig sie blieb. Sie schien ins Leere zu starren, sich zu konzentrieren, über etwas nachzudenken, was sie nicht erzählen wollte, und sie schien damit nicht glücklich zu sein. Doch dann strahlte sie plötzlich.
    »Hey, du wirst meine Mutter kennen lernen.«
     
    Eine Woche später war es soweit.
    »Also, du hast immer gesagt, es sei die Kirsche auf dem Pudding von allem, was du tust, wenn du etwas weißt, was kein anderer auf der Welt weiß«, sagte Amy. »Und war das jetzt eine Kirsche?« Sie nahm seinen Arm und legte ihn beim Gehen um ihren Hals.
    Eben hatten sie Amelia Earharts

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