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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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leerte sein Bier. »Komm wieder. Und bring mir noch so eins.«
    »Sollen Sie haben«, erwiderte Amy. Dann nahm sie ihm die Flasche aus der Hand und verließ die Kammer. Schmaler Grat zwischen Genie und Spatzenhirn, dachte sie. Sehr schmaler Grat.
     
    Zwei Wochen lang rief der Colonel nicht nach Nate. Cielle Nuñez hatte hereingeschaut, am dritten Morgen, den Amy in Nates Wohnung verbrachte. »Na, jetzt brauchen Sie mich wohl nicht mehr«, hatte Cielle gesagt. »Ich gehe sowieso bald wieder auf mein Schiff zurück, obwohl es nicht danach aussieht, als würden wir demnächst irgendwohin fahren.« Es enttäuschte Nate ein wenig, dass sie nicht eifersüchtig war.
    »Er fürchtet sich vor den Küchenschränken, dem Kühlschrank und dem Müllschlucker«, erklärte Cielle Amy, als würde sie mit einem Hundesitter sprechen. »Und du solltest mitgehen, wenn er seine Sachen wäscht. Er hat bestimmt Angst vor den Waschmaschinen.«
    »Ich kann euch hören«, sagte Nate. »Und ich habe keine Angst vor Haushaltsgeräten. Ich bin nur vorsichtig.«
    »Deine Mutter wird begeistert sein, wenn sie das von euch beiden hört, Amy. Ihr Schiff müsste bald wieder in der Basis sein.«
    »Nein, sie wird erst in sechs Wochen zurückerwartet«, sagte Amy.
    »Nicht mehr. Der Colonel hat alle Schiffe zurückbeordert.«
    »Alle? Wieso?«
    Cielle zuckte mit den Achseln. »Er ist der Colonel. Es steht uns nicht an, ihn in Frage zu stellen. Also, Nate, es war mir ein Vergnügen, wirklich. Wir sehen uns sicher noch. Sie sind in guten Händen.«
    Sie umarmte Nate kurz und ging in Richtung Tür.
    »Moment noch, Cielle. Ich wollte Sie was fragen. Falls Sie nichts dagegen haben.«
    Sie drehte sich um. »Schießen Sie los.«
    »Wann ist die Jacht Ihres Mannes gesunken?«
    Mit fragendem Blick sah sie Amy an. »Ist schon okay«, sagte Amy. »Er weiß Bescheid.«
    »1927, Nate. Rückblickend war es in gewisser Weise ein Segen. Er ist gestorben, als er tat, was ihm am liebsten war, und zwei Jahre später wäre er nach dem Börsencrash bankrott gewesen. Ich bin mir nicht sicher, ob er das überlebt hätte.«
    »Danke. Tut mir Leid.«
    »Das muss es nicht. Cal und ich haben ein wirklich gutes Leben.«
    »Cal? Cal vom Schiff? Sie haben mir nicht gesagt, dass –«
    »Dass er mein Mann ist? Der Colonel meinte, Sie würden sich wohler fühlen, wenn Ihnen eine ›allein stehende‹ Frau dabei hilft, sich einzuleben. Keine der Frauen hier unten hat den Nachnamen ihres Mannes angenommen, Nate.«
    »In der Walgesellschaft schmeißen die Frauen den Laden«, erklärte Amy. »Genau wie es sein sollte.«
    Cielle Nuñez sah von Amy zu Nate und lächelte. »Oh, Nate, worauf haben Sie sich da nur eingelassen?« Dann kicherte sie wie ein Walbengel und ging.
    »Sie war scharf auf dich«, sagte Amy. »Sie verbirgt es wirklich gut, aber ich habe es doch gemerkt.«
    Von da an gingen sie jeden Morgen gemeinsam aus. Nate bestand darauf, dass Amy ihn tagsüber weit in die Katakomben führte. Sie fanden Goovilles unterirdische Farmen: Tunnel, in denen Weizenkörner – ohne Stiele – aus den Wänden wuchsen, und andere, in denen man Tomaten von fünf Zentimeter langen Ranken pflücken konnte, die direkt aus dem Stein zu kommen schienen.
    »Wie kann das alles ohne Photosynthese reifen?«, fragte Nate und berührte eine Aprikose, die nicht am Baum, sondern an einem breiten Stamm wuchs, wie ein Pilz.
    »Keine Ahnung.« Amy zuckte mit den Schultern. »Geothermale Wärme. Der Colonel sagt, das Goo reicht bis tief unter den Kontinent, wo es Wärme aus der Erde zieht. Ich kann dir die Küchen zeigen, in denen die meisten Speisen zubereitet werden – alles geothermal. Die Alten sagen, anfangs habe es nur Meeresfrüchte gegeben, aber im Lauf der Jahre hat das Goo immer neue Speisen herangeschafft.«
    »Was ist das hier? Chicken Nuggets?« Er pflückte etwas von der Decke.
    Ein Walbengel, der in der Nähe arbeitete, pfiff und klickte harsch.
    »Er sagt, man darf sie nicht pflücken. Sie sind noch nicht reif.«
    Nate warf das seltsame Ding auf den Boden der Höhle, wo ein tennisballgroßes, vielbeiniges Wesen aus einer Luke gehuscht kam, es aufhob und wieder in der Versenkung verschwand.
    »Hier hab ich genug gesehen«, sagte Nate.
     
    Am Nachmittag machten sie Besorgungen und Einkäufe. Nach wie vor wollte sich niemand von Nate bezahlen lassen, und er hörte auf, es anzubieten. Am Abend aßen sie gewöhnlich in seiner Wohnung. Nachdem sie zweimal in verschiedenen Bistros essen waren, hatte

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