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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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entzieht«, erklärte Nate. »Was die an Wissenschaft betreiben, ist üble Wissenschaft.«
    »Und das macht er dir zum Vorwurf?«, fragte Amy.
    »Ich … wir haben den Großteil der Forschungen zur Geräuschbelastung in diesen Gewässern durchgeführt. Die Behörde hat uns etwas Geld gegeben, damit wir untersuchen, ob der Hochfrequenzlärm von Jet Ski und Parasail-Booten Einfluss auf das Verhalten der Wale nimmt. Wir kamen zu dem Schluss, dass genau das der Fall ist. Fuller war nicht begeistert. Es hat ihn Geld gekostet.«
    »Er will einen Delfinpark bauen, oben an der La Perouse Bay«, sagte Kona.
    »Was?«, sagte Nate.
    »Wie?«, sagte Clay.
    »Ein Schwimmbad mit Delfinen drin?«, sagte Amy.
    »Ja, Mann. Die karren Leute aus Ohio ran und setzen sie für zweihundert Dollar zu den Tümmlern ins Becken.«
    »Wusstet ihr denn nichts davon?« Amy sah Clay an. Er schien immer alles zu wissen, was in der Welt der Wale los war.
    »Das höre ich zum ersten Mal. Aber ohne eingehende Untersuchungen wird man es ihm doch bestimmt nicht erlauben …«
    Er sah Nate an. »Oder?«
    »Wenn er seine Forschungsgenehmigung verliert, haben wir nichts zu befürchten«, sagte Nate. »Es wird eine Überprüfung geben.«
    »Und du sitzt in der Prüfungskommission?«, fragte Amy.
    »Nates Name wäre eine Hilfe«, sagte Clay. »Man wird ihn sicher fragen.«
    »Dich nicht?«, fragte Kona.
    »Ich bin hier nur der Fotograf.« Clay blickte zu den Schaumkronen auf dem Kanal hinaus. »Sieht nicht danach aus, als könnten wir heute rausfahren. Esst auf, dann gehen wir deine Miete bezahlen.«
    Nate sah Clay fragend an.
    »Man kann ihm kein Geld in die Hand geben«, sagte Clay.
    »Er raucht es nur auf. Ich werde seine Miete begleichen.«
    »Is’ wahr.« Kona nickte.
    »Du arbeitest doch nicht mehr für Fuller, oder, Kona?«, fragte Nate.
    »Nate!«, mahnte Amy.
    »Na ja, er war da, als ich ins Büro kam und jemand alles auf den Kopf gestellt hatte.«
    »Lass ihn in Frieden«, erwiderte Amy. »Er ist viel zu niedlich, um böse zu sein.«
    »Stimmt genau«, sagte Kona. »Schwester Schnittchen sagt die Wahrheit. Ich bin voll niedlich.«
    Clay legte einen Stapel Scheine auf den Tisch. »Übrigens, Nate … am Dienstag hast du einen Vortrag in der Schutzstation. Sind noch vier Tage. Du und Amy, ihr könntet die Auszeit nutzen, um euch was einfallen zu lassen.«
    Nate fühlte sich, als hätte man ihn geohrfeigt. »Vier Tage? Wir haben doch keine Unterlagen mehr. Alles war auf diesen Festplatten.«
    »Wie gesagt: Vielleicht wollt ihr die Auszeit nutzen.«

6
Walmädchen
     
    Als Biologe neigte Nate dazu, Analogien im Verhalten von Mensch und Tier zu suchen – möglicherweise etwas öfter, als für ihn gut war. Wenn er beispielsweise über die Anziehungskraft nachdachte, die Amy auf ihn ausübte, fragte er sich, weshalb das Ganze so komplex sein musste. Wieso das menschliche Paarungsritual dermaßen viele Finessen beinhaltete. Warum können wir nicht wie der Gemeine Tintenfisch sein? Das Männchen rudert einfach zum Weibchen, reicht ihr eine ordentliche Ladung Spermien rüber, die sie sich in aller Ruhe unter ihren Umhang klemmt, und schon schwimmen sie getrennter Wege. Ihre Pflicht der Spezies gegenüber ist getan. Einfach, elegant, keine Tücken zwischen den Zeilen …
    Nate hielt Amy den Pappbecher hin. »Ich hab dir einen Kaffee mitgebracht.«
    »Danke, mir kommt der Kaffee schon aus den Ohren wieder raus«, erwiderte Amy.
    Nate stellte ihren Becher auf den Nachbarschreibtisch und setzte sich vor den Computer. Amy kauerte auf einem Hocker links von ihm und ging die gebundenen Forschungsberichte der vergangenen vier Jahre durch. »Meinst du, daraus ließe sich ein Vortrag zusammenbasteln?«
    Nate rieb an seinen Schläfen herum. Trotz einer Hand voll Aspirin und sechs Bechern Kaffee pochte es in seinem Kopf.
    »Ein Vortrag? Worüber?«
    »Na, worüber wolltest du denn sprechen, bevor das Büro verwüstet wurde? Vielleicht können wir es mit Hilfe der Forschungsberichte aus der Erinnerung rekonstruieren.«
    »Ich hab kein so gutes Gedächtnis.«
    »Doch, hast du wohl. Du brauchst nur ein paar Eselsbrücken aus diesen Berichten hier.«
    Offen und hoffnungsfroh wie ein Kind sah sie ihn an. Sie wartete, dass etwas von ihm kam, nur ein Wort, das sie auf die Suche schickte. Das Problem war nur, dass das, was er eigentlich wissen wollte, nicht auf dem Gebiet der biologischen Feldforschung zu finden war. Er brauchte ganz andere Antworten. Er machte sich Gedanken

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