Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
ein wenig schmierig. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem leeren Blatt Papier zu, und bevor er sich erklären konnte, wieso, schrieb er FLOSSEN Weg in großen Blockbuchstaben und unterstrich die Worte so fest, dass die Seite einen Riss bekam.

5
Hey, Kleiner, Wozu das Riesenhirn?
     
    Am nächsten Morgen standen die Vier in einer Reihe vor dem alten Pioneer Hotel und blickten auf die Schaumkronen jenseits des Hafens von Lahaina. Der Wind peitschte die Palmen, und drüben bei der Hafenmauer versuchten sich zwei kleine Mädchen im Wellensurfen. Ihre Gesichter waren vom Wind ganz aufgeblasen, und ihre Locken wehten wie bei Hundert-Meter-Läufern.
    »Vielleicht lässt der Wind noch nach«, sagte Amy. Sie stand neben Kona und dachte: Die Muskeln von diesem Typen sind so stramm, dass man Visitenkarten drunter stecken könnte, ohne dass sie runterfallen würden. Und – mein Gott – ist er braun gebrannt! Da, wo Amy herkam, war niemand braun gebrannt. Sie lebte noch nicht sehr lange auf Hawaii und konnte daher nicht wissen, dass Sonnenbräune nur zum Prahlen gut war.
    »Soll die nächsten drei Tage so bleiben«, sagte Nate. Er gab sich enttäuscht, war aber im Grunde erleichtert, dass sie heute früh nicht rausfahren würden. Er hatte einen schlimmen Kater, und hinter der Sonnenbrille waren seine Augen blutrot. Die Selbstverachtung hatte eingesetzt, und er dachte: Mein Lebenswerk ist einen Dreck wert, und wenn wir heute rausfahren würden und ich nicht den ganzen Morgen über die Reling reihern müsste, würde ich mich eigentlich am liebsten ertränken. Lieber noch hätte er über Wale nachgedacht, denn daran dachte er normalerweise. Dann fiel ihm auf, dass Amy heimlich Blicke auf Konas nackte Brust warf, was seine Laune nicht besserte.
    »Yeah, Mann. Kona könnte Kraut anzünden und für seine neue Forscherfreunde alle Wogen glätten. Lasst uns den Boot nehmen, wohin uns Wind auch wehen mag«, sagte Kona. Er dachte: Ich hob keinen blassen Schimmer, was ich da rede, aber am allerliebsten wäre ich draußen bei den Walen.
    »Frühstück im Longee’s, und danach sehen wir mal, wie es aussieht«, sagte Clay. Er dachte: Wir frühstücken im Longee’s, und danach sehen wir, wie es aussieht.
    Keiner rührte sich von der Stelle. Sie standen nur da und starrten aufs Meer hinaus. Hin und wieder blies ein Wal, und wie ein verschrecktes Gespenst wehte der Dunst übers Wasser.
    »Ich geb einen aus«, sagte Clay.
    Und dann marschierten sie alle die Front Street hinauf zu Longee’s Restaurant, einem einstöckigen, grauweißen Holzbau im Neuengland-Stil, mit großen, offenen Fenstern, die einen Blick auf die Front Street boten, über einen Steindamm hinweg und hinaus auf den Au’au-Kanal. Um nicht halb nackt in einem Restaurant zu sitzen, zog sich Kona den zerfetzten Nautica- Anorak über, den er um seine Hüften geknotet hatte.
    »Segelst du viel?«, fragte Amy mit Blick auf das Nautica-Logo. Sie hatte die Bemerkung als Spitze, als Revanche gedacht, weil Kona bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte: »Und wer wohl mag dieses Sahneschnittchen sein?« In dem Moment hatte Amy nur ihren Namen genannt, rückblickend aber gemerkt, dass sie vermutlich hätte gekränkt sein sollen, weil man sie nicht nur als »Sahne«, sondern auch als »Schnitte« bezeichnet hatte – das war doch erniedrigend, oder?
    »Haifischköder, mein Sahneschnittchen«, antwortete Kona, womit er meinte, dass der Anorak von einem Touristen stamm te. Die Surfergemeinde in Paia am North Shore, der Kona noch bis vor kurzem angehört hatte, sicherte ihre Existenz einzig und allein durch kleinere Diebstähle, meist indem sie Mietwagen die Scheiben einwarf.
    Als der Wirt sie durch den vollen Gastraum zu einem Tisch am Fenster führte, beugte sich Clay über Amys Schulter und flüsterte: »Ein Schnittchen ist was Gutes.«
    »Das weiß ich selbst«, flüsterte Amy zurück. »Wie eine Gurke, ja?«
    »Vorsicht«, sagte Clay, als Amy einen Khaki-gewandeten Ausbund an kahlköpfigem Ehrgeiz anrempelte, besser bekannt als Jon Thomas Fuller. Er war Hauptgeschäftsführer der Hawaii Whale Inc., einer gemeinnützigen Gesellschaft mit Vermögenswerten von mehreren zehn Millionen Dollar, die sich als Forschungsprojekt tarnte. Fuller hatte seinen Stuhl ein Stück zurückgeschoben, um Amy abzufangen.
    »Jon Thomas!« Clay lächelte, blickte hinter der verunsicherten Amy hervor und wollte Fuller die Hand geben. Fuller ignorierte Clay und hielt Amy an der Taille fest, damit sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher