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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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darüber, dass Fuller von dem Einbruch gewusst hatte. Und zwar erstaunlich früh. Außerdem machte er sich Gedanken darüber, dass jemand ihn scheinbar unglaublich verachtete. Nate war in British Columbia geboren und aufgewachsen, und Kanadier ließen sich nicht gern beleidigen. Es gehörte zum Nationalcharakter. »Sei höflich«, lautete das ungeschriebene, unausgesprochene Gesetz, das fest in der Psyche des gesamten Landes verankert war. (Natürlich gab es – wie bei jedem Gesetz – Ausnahmen: Teile von Quebec, wo man die Geisteshaltung der Franzosen pflegte, »abweisend bis zum Streit, mit anschließender Kapitulation«; und Eishockey, bei dem Kanadier ungestraft andere Menschen schubsen, schlagen, boxen, rempeln, rammen und prügeln dürfen, einzig unterbrochen von Gotteslästerungen, Beschimpfungen, Sodomie-Vorwürfen, und das normalerweise – wie der Zufall es will – auf Französisch.) Nate war kein Frankokanadier und auch kein großer Hockeyspieler, so dass die Vorstellung, jemanden dermaßen gegen sich aufgebracht zu haben, dass dieser Mensch bereit war, seine gesamte Forschungsarbeit zu vernichten … nun, sie beschämte ihn.
    »Amy«, sagte er, als er – nur Sekunden später, wie er hoffte – wieder im Zimmer gelandet war, »habe ich bei unserer Arbeit etwas übersehen? Ist mir bei den Daten was entgangen?«
    Amy nahm auf ihrem Hocker die Pose von Rodins Der Denker ein, das Kinn auf ihre Hand gestützt, die Stirn in ernste, nachdenkliche Falten gelegt. »Nun, Dr. Quinn, darauf könnte ich Ihnen eine Antwort geben, wenn Sie mir diese Daten mitgeteilt hätten, aber da ich nur weiß, was ich eigenhändig gesammelt oder analysiert habe, muss ich – wissenschaftlich formuliert – sagen: Keine Ahnung.«
    »Danke«, sagte Nate und musste unwillkürlich lächeln.
    »Du hast nur gesagt, da gäbe es etwas, dessen Entschlüsselung kurz bevorstünde. Im Gesang der Wale, meine ich. Was war das?«
    »Na, wenn ich es wüsste, hätte ich es ja entschlüsselt, oder?«
    »Du hast doch eine Vermutung. Du musst eine Theorie haben. Sag mir, was es ist, und dann wenden wir die Daten auf deine Theorie an. Ich bin bereit, die Arbeit zu übernehmen, die Daten zu rekonstruieren, aber du musst mir schon vertrauen.«
    »Keiner Theorie hat ein Abgleich mit Daten je genützt, Amy. Daten töten Theorien. Einer Theorie geht es am allerbesten, wenn sie nackt vor einem liegt, rein, ungetrübt von Fakten. Belassen wir es lieber dabei.«
    »Dann hast du also eigentlich gar keine Theorie?«
    »Genauso ist es.«
    »Du verlogener Fischkopf.«
    »Ich könnte dich feuern. Selbst wenn Clay dich eingestellt hat, bin ich bei diesem Unternehmen noch nicht vollkommen überflüssig. Ich habe hier das Sagen, mehr oder weniger. Ich könnte dich feuern. Wovon willst du dann leben?«
    »Ich verdiene hier ja gar kein Geld.«
    »Siehst du? Wieder ein makelloses Konzept … von Fakten ruiniert.«
    »Dann feuer mich eben.« Amy gab nicht mehr den Denker. Sie sah jetzt eher aus wie ein böser, dunkler Elf.
    »Ich glaube, sie kommunizieren«, sagte Nate.
    »Selbstverständlich kommunizieren sie, du Dummbart. Meinst du, sie singen, weil sie sich am Klang ihrer eigenen Stimme ergötzen?«
    »Es steckt mehr als das dahinter.«
    »Dann erzähl es mir!«
    »Wer nennt denn jemanden Dummbart? Was zum Teufel ist ein Dummbart?«
    »Ein Dummerjan mit Doktortitel. Wechsel nicht das Thema.«
    »Ist doch egal. Ohne die akustischen Daten kann ich dir nicht mal zeigen, was ich vermute. Außerdem fürchte ich, dass meine kognitiven Kräfte bald versagen.«
    »Will sagen?«
    Will sagen, dass ich langsam seltsame Dinge sehe, dachte er. Will sagen, dass ich dich, ungeachtet des Umstands, dass du da stehst und mich anschreist, am liebsten packen und küssen würde, dachte er. Mann, bin ich im Arsch, dachte er. »Will sagen, dass ich leicht verkatert bin. Tut mir Leid. Sehen wir mal nach, was wir aus den Notizen zusammenbasteln können.«
    Amy glitt vom Hocker und sammelte die Forschungsberichte ein.
    »Wo willst du hin?«, fragte Nate. Hatte er sie irgendwie gekränkt?
    »Uns bleiben vier Tage, um einen Vortrag zusammenzustellen. Ich geh rüber in meine Hütte und leg los.«
    »Wie? Worüber?«
    »Vielleicht › Buckelwale: Unsere feuchten, wundersamen Freunde aus der Tiefe … ‹«
    »Es werden eine ganze Menge Forscher da sein. Biologen …«
    Nate legte eine kurze Pause ein.
    »› … und wieso wir sie mit Stöcken pieksen sollten ‹ . «
    »Schon besser«, sagte

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