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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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»Nun, ich denke, zum Kuh/Kalb-Verhalten wird bereits gute Arbeit geleistet, wie auch hinsichtlich der oberflächenaktiven Gruppen, was wir für paarungsverwandtes Verhalten erachten, aber da sich meine Arbeit mit den Sängern beschäftigt und es sich bei diesen Sängern, soweit wir wissen, ausschließlich um männliche Tiere handelt, neige ich dazu, mich auch mit männlichen Tieren beschäftigen zu wollen.« Okay, das sollte genügen.
    »Sie können also nicht definitiv ausschließen, dass die weiblichen Tiere das Artverhalten prägen?«
    »Margaret, wie mir meine Forschungsassistentin wiederholt versichert hat, lässt sich über Buckelwale im Grunde nur eindeutig sagen, dass sie groß und schlüpfrig sind.«
    Alle lachten. Quinn sah Amy an, und sie zwinkerte ihm zu, und dann, als er sich wieder Margaret zuwandte, sah er Libby neben ihr, die ihm ebenfalls zuzwinkerte. Zumindest hatte sich die Anspannung unter den Forschern gelegt, und Quinn merkte, dass Captain Tarwater und Jon Thomas Fuller samt seinem Gefolge nicht länger die Hände hoben, um Fragen zu stellen. Vielleicht merkten sie, dass sie nichts Neues in Erfahrung bringen würden, und ganz sicher wollten sie nicht vor Publikum ihre eigenen Themen preisgeben oder abgeschmettert werden wie Gilbert Box. Nate nahm die Fragen der Nichtwissenschaftler entgegen.
    »Könnte es sein, dass sie ›Hallo‹ sagen?«
    »Ja.«
    »Wenn sie hier nicht fressen und es nichts mit der Paarung zu tun hat, wieso singen sie dann?«
    »Das ist eine gute Frage.«
    »Wissen die Tiere vielleicht, dass die Aliens Kontakt zu uns aufgenommen haben, und versuchen nun, das Mutterschiff zu kontaktieren?«
    Ah, tut immer gut, mal wieder von den Spinnern zu hören, dachte Nate. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Vielleicht benutzen sie ihr Sonar, um andere Wale zu finden.«
    »Soweit wir wissen, orientieren sich Bartenwale, die ihre Nahrung durch Schichten von Barten filtern, nicht – wie Zahnwale – mit Hilfe einer Echoortung.«
    »Wieso springen sie die ganze Zeit? Andere Wale springen nicht so.«
    »Manche glauben, sie häuten sich oder versuchen, Parasiten abzuschütteln, aber nach jahrelanger Beobachtung bin ich der Ansicht, dass sie einfach nur gern aufs Wasser klatschen … das Gefühl auf der Haut. So wie man vielleicht gern die Füße in einem Brunnen baumeln lässt. Ich glaube, sie machen nur Blödsinn.«
    »Ich habe gehört, dass jemand in Ihr Büro eingebrochen ist und Ihre gesamte Forschung vernichtet hat. Was glauben Sie, wieso sollte jemand so etwas tun?«
    Nate stutzte. Die Frau, die das gefragt hatte, hielt einen Stenoblock in der Hand. Maui Times, wie er vermutete. Sie war aufgestanden, um ihre Frage zu stellen, als befände sie sich auf einer Pressekonferenz und nicht bei einem ganz normalen Vortrag.
    »Die Frage, die Sie sich selbst stellen sollten«, sagte Nate, » lautet: Wer interessiert sich überhaupt für die Erforschung der Walgesänge?«
    »Was glauben Sie denn, wer?«
    »Ich, ein paar Leute in diesem Saal hier und vielleicht ein knappes Dutzend Forscher auf der ganzen Welt. Im Moment zumindest. Sobald wir mehr herausfinden, werden sich auch mehr Leute dafür interessieren.«
    »Sie wollen also sagen, dass jemand, der sich in diesem Saal befindet, Ihr Büro aufgebrochen und Ihre gesamte Forschung vernichtet hat?«
    »Nein. Als Biologe muss man sich davor hüten, Motive zu vermuten, wo keine sind, und mehr aus dem Verhalten abzulesen, als die Daten hergeben. Ungefähr so wie die Antwort auf die Frage, wieso sie springen. Man könnte sagen, es sei Teil eines unfassbar komplexen Kommunikationssystems, und damit könnte man auch Recht haben, aber die nahe liegende Antwort – und vermutlich auch die korrekte – ist, dass sich die Wale einfach austoben. Ich denke, der Einbruch war nur ein wahlloser Akt von Vandalismus, der sich den Anschein gibt, ein Motiv zu haben.« Schwachsinn, dachte Quinn.
    »Danke, Dr. Quinn«, sagte die Reporterin und setzte sich.
    »Danke Ihnen allen, dass Sie gekommen sind«, sagte Nate.
    Applaus. Nate sortierte seine Notizen, während sich einige Leute um das Podium versammelten.
    »Das war Schwachsinn«, sagte Amy.
    »Totaler Schwachsinn«, sagte Libby Quinn.
    »Was für ’n Scheiß«, sagte Cliff Hyland.
    »Gut gesprochen Rede, Doc«, sagte Kona. »Aus dir singt Marleys Geist.«

9
Relativität
     
    Lederhäutige Bardamen betrieben die Buden am Hafen, rauchten Basic 100S und sprachen mit Stimmen, die sich anhörten, als würde jemand

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