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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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hier vor Hawaii keine Zwergwale.«
    »Na logo nicht, wenn Graf Zahl sie tötet. Wir werden diese Schweinerei auf der Stelle niedersingen.« Kona langte tief in seinen rot-gold-grünen Bauchbeutel. Heraus kam ein erstaunlich komplexes Gebilde aus Plastik, Messing und stählernen Röhren, das Kona in Sekundenschnelle zu etwas zusammenbastelte, das für Quinn wie ein besonders kleiner, eleganter Teilchenbeschleuniger aussah oder – wahrscheinlicher noch – ein unfassbar kompliziertes Bong.
    »Fahr langsam, Bruder. Ich zünd mir einen an, im Namen der Freiheit. Lasst uns Babylon niedersingen und in die Schlacht ziehen, Jah zu Ruhm und Ehre, Mann. Fahr langsam.«
    »Pack das weg.«
    Kona stutzte, hielt sein Einwegfeuerzeug über die Kugel. »Willst du unser Schiff schon jetzt zurück nach Zion lenken, Bruder?«
    »Nein, wir haben zu tun.« Nate bremste das Boot und stellte die Maschine ab. Sie lagen etwa eine Meile vor Lahaina.
    »Babylon niedersingen?« Kona hielt das Feuerzeug in die Höhe.
    »Nein. Steck das weg. Ich zeig dir, wie man das Hydrophon ins Wasser lässt.« Quinn checkte die Kassette im Rekorder am Pult.
    »Unsere Zwerge retten?« Kona schwenkte das Feuerzeug in Kreisen über der Kugel.
    »Hat dir Clay gezeigt, wie man ein Erkennungsfoto macht?«
    Nate nahm das Hydrophon und die aufgerollte Leine aus der Kiste.
    »Mit Jahs Kräutern ins Mystische entschweben?«
    »Nein! Leg das Ding weg und hol die Kamera aus der Kiste vorn am Bug.«
    Kona zerlegte das Bong mit einigem Surren und Klicken und steckte es zurück in seinen Bauchbeutel. »Okay, Bruder, aber wenn sie deine Zwerge aufgegessen haben, gib nicht Jah die Schuld.«
    Eine Stunde später, nachdem sie gelauscht hatten und gefahren waren und wieder gelauscht hatten, fanden sie ihren Sänger. Kona hing über dem Dollbord des Bootes und starrte den großen Bullen an, der unter ihrem Boot parkte und so ein ersticktes Quieken von sich gab, wie ein Entführungsopfer, dem man den Mund mit Gaffa-Tape verklebt hatte.
    Immer wieder blickte Kona vom Wal zu Nate hinüber, grinste, dann sah er sich wieder den Wal an und kauerte und balancierte dabei auf dem Dollbord, wie ein Wasserspeier auf der Brüstung einer Kirche. Nate schätzte, dass er vielleicht noch zwei Minuten in dieser Haltung verharren konnte, bis seine Knie endgültig einrasteten und er sein Leben hockend wie ein Frosch zubringen musste. Dennoch neidete er Kona seine Freude, die Begeisterung, diesen Tieren zum ersten Mal ganz nah zu sein. Er neidete ihm seine Kraft und Jugend. Und während er dem Lied in seinen Kopfhörern lauschte (wobei das Lied ganz offenbar einen Ausdruck des Paarungswillens darstellte und doch keinen direkten Hinweis darauf geben wollte, dass es auch wirklich so war), fühlte sich Nate plötzlich zutiefst bedeutungslos. Sexuell, intellektuell, finanziell, gesellschaftlich, wissenschaftlich unbedeutend – ein Sack voll entliehener Atome in Form eines Nate. Weder Wirkung noch Sinn oder Stabilität.
    Er versuchte, genauer hinzuhören, was der Wal machte, um sich in der Analyse dessen zu verlieren, was da unten vor sich ging, doch schien das den Verdacht zu unterstreichen, dass er nicht nur alt wurde, sondern möglicherweise den Verstand verlor. Es war das erste Mal, dass er seit dem »FLOSSEN WEG!«-Zwischenfall wieder draußen war, und seitdem hatte er sich gesagt, dass es sich dabei nur um eine Art Halluzination gehandelt haben konnte. Trotzdem verkrampfte er sich jedes Mal, wenn ein Wal ihm seinen Buckel zeigte, denn er fürchtete, dass auf den Fluken eine Botschaft geschrieben stand.
    »Er kommt rauf, Boss.«
    Nate nickte. Der Junge lernte schnell. »Halt deine Kamera bereit, Kona. Er wird drei-, viermal Luft holen, bevor er abtaucht. Also, sei bereit!«
    Abrupt endete der Gesang in den Kopfhörern. Nate zog das Hydrophon nach oben und ließ die Maschine an. Sie warteten.
    »Da drüben, Boss«, sagte Kona und deutete auf die Steuerbordseite. Nate wendete das Boot langsam auf der Stelle und wartete.
    Sie sahen in die Richtung, in die der Wal nach Konas Ansicht geschwommen war, als er plötzlich hinter ihnen auftauchte, kaum drei Meter neben dem Boot, so dass die beiden beim Ausblasen vor Schreck zusammenzuckten und die Gischt als Regenbogenwolke über sie hinwegwehte.
    »Ho! Da ist der Fettsack, Boss!«
    »Blitzmerker«, knurrte Nate. Er gab Gas und brachte das Boot hinter den Wal. Beim nächsten Atemzug rollte sich das Tier auf die Seite und schlug mit seiner langen Brustflosse

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