Flossen weg
ein kleines Motorboot in etwa so viel Schutz vor ihren zuckenden Sechzig-Tonnen-Leibern, als würde man mit einer Rüstung aus Alufolie ins Turnier ziehen. Und die edle Libby, Action-Freak-Girl, das sie war, sah aus wie ein tapferer Ritter in phosphoreszierendem Orange, die Lanze bereit, während ihr treues Ross Evinrude sie über die Wogen trug.
Und als sich das Boot der Kuh näherte, die links und rechts von gewaltigen Bullen umzingelt war, rollte sie sich auf den Rücken, so dass ihre Genitalien gen Himmel deuteten. Dann wurde sie langsamer, und Margaret steuerte das Boot zwischen die Schwänze der beiden Bullen, damit Libby den Sender anbringen konnte. Die Kuh ließ sich unter das Boot treiben, und Margaret fuhr den Motor herunter, um das Tier nicht mit dem Propeller zu verletzen.
»Scheiße!«, schrie Libby. »Hol uns hier raus! Hol uns raus!«
Ein einziger Flukenschlag würde sie ins Wasser stoßen, wo Unterkühlung und Tod schon warteten. Libby hatte ihren Überlebensanzug heruntergerollt, um die Harpune manövrieren zu können. Sie wäre in Sekundenschnelle abgesoffen.
Plötzlich ragten zu beiden Seiten zwei gewaltige Penisse aus dem Wasser auf. Die Bullen suchten ihr Ziel, rückten näher an die Kuh heran, machten solche Wellen, dass die beiden Frauen auf den Boden ihres Bootes fielen. Über ihnen ragten zwei rosige Türme auf, suchten ihr Ziel, tasteten an den Rändern des Bootes herum, so dass Schleim über die Gummiwand des Bootes rann (und über die Biologinnen), stocherten herum, peitschten und missbrauchten die beiden Frauen in jeder Hinsicht. Die Kuh hatte das Schlauchboot mittlerweile direkt über ihrem Geschlecht, benutzte es als provisorisches Diaphragma. Dann begegneten sich die beiden Walpimmel direkt über dem Boot, und beide Bullen dachten offenbar, sie hätten ihr Ziel gefunden, und da sie nicht zu spät kommen wollten, spritzten sie gewaltige Ströme von klebrigem Walsperma ins Boot, über die Ausrüstung und die Forscherinnen, überspülten die Dollborde, setzten den Motor unter Sperma, bis so ziemlich alles – bis auf die Waldame – vollständig und widerlich voll gewichst war. Nach erfüllter Mission schwammen sie davon, um sich etwas postkoitalen Krill aus den Barten zu stochern. Margaret erlitt eine Gehirnerschütterung und trug eine teilweise abgetrennte Netzhaut davon, Libby eine ausgerenkte Schulter und diverse Schürfungen und Prellungen. Das eigentliche Trauma aber ließ sich nicht mit Mullbinden, Pflastern und Betadine lindern.
Einige Wochen später war Libby wieder bei Nate, der zusammen mit Clay unten an der Chatham Strait das Ernährungsverhalten der Tiere filmte. Sie kam in seine Kabine spaziert, umarmte ihn, dann trat sie einen Schritt zurück und sagte: »Nate, ich glaube, ich möchte nicht mehr verheiratet sein.« Eigentlich aber meinte sie: »Mit Penissen bin ich endgültig fertig, Nate, und so nett du sein magst, weiß ich doch, dass du auch an so einem Ding befestigt bist. Mir steht es Oberkante Unterlippe, sozusagen. Ich mag nicht mehr.«
»Okay«, sagte Nate. Später erzählte er Clay, er hätte seit Stunden Hunger gehabt und sich die ganze Zeit vorgenommen, eine Pause einzulegen und was zu essen, aber nachdem Libby aufgetaucht war, hatte er gemerkt, dass es gar kein Hunger gewesen war. Er hatte sich nur leer gefühlt, aus Einsamkeit. Und seit jenem Tag fühlte sich Nate mehr oder weniger einsam und liebeskrank (auch wenn er sich nicht beklagte, sondern es sich nur anmerken ließ). Diesen Teil hatte Clay Kona vorenthalten. Whiskeygetränkte Geständnisse am Lagerfeuer waren vertrauliche Informationen. Eine Frage der Loyalität.
»Also«, sagte Nate, »da der Gesang in den meisten Fällen die Aufmerksamkeit anderer Bullen weckt, die sich dem Sänger daraufhin oft anschließen, sollte man vermuten, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Gesang und Paarungsaktivitäten besteht, abgesehen davon, dass beides zur gleichen Zeit geschieht. Und da bisher noch niemand den Paarungsvorgang bei Buckelwalen beobachtet hat, könnte selbst diese Vermutung schlicht falsch sein. Sollte der Gesang tatsächlich den Versuch des Bullen darstellen, sein Territorium abzustecken, so scheint mir dieses Vorgehen nicht eben wirkungsvoll, da sich andere Bullen zu den Sängern gesellen, selbst solche, die Kühe und Kälber begleiten. Die Studie spricht eine Empfehlung für weitere Studien aus, um herauszufinden, ob – wie bisher angenommen – ein direkter Zusammenhang zwischen
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