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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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auch gemacht, als ich Student war. Hat mich Dr. Ryder nicht losgeschickt, um Nahaufnahmen vom Atemloch eines Grauwals zu machen, der eine schreckliche Kopfgrippe hatte? Habe ich nicht jedes Mal, wenn der Wal auftauchte, einen basketballgroßen Klumpen Schnodder abbekommen? Und war ich nicht trotzdem dankbar für die Gelegenheit, rausgehen und echte Forschungen anstellen zu dürfen? Natürlich war ich das. Deshalb bin ich auch weder grausam noch unprofessionell, wenn ich diesen jungen Mann immer wieder runterschicke , damit er dem Wal einen runterholt.
    Das Funkgerät piepste, zeigte an, dass sich die Always Confused meldete. Nate drückte den Sprechknopf am Walkie-Talkie, mit dem die beiden Boote untereinander kommunizierten. »Ich höre, Clay.«
    »Nate, hier spricht Clair. Clay ist vor einer Viertelstunde runtergegangen, aber Amy ist ihm mit dem Rettungstank hinterhergetaucht. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie sind zu tief. Ich kann sie nicht sehen. Der Wal ist weg, und ich kann die beiden nicht mehr sehen.«
    »Wo bist du, Clair?«
    »Draußen, etwa zwei Meilen vor der Müllkippe.«
    Nate schnappte sich das Fernglas und suchte die Insel ab, fand die Müllkippe, suchte von dort aus. Er sah zwei oder drei Boote in der Gegend. Bei Vollgas sechs bis acht Minuten entfernt.
    »Such weiter, Clair. Mach dich bereit, ihnen einen Sauerstofftank runterzulassen, für den Fall, dass sie dekomprimieren müssen. Ich bin da, sobald ich den Jungen aus dem Wasser habe.«
    »Was macht er denn im Wasser?«
    »Falsche Entscheidung meinerseits. Halt mich auf dem Laufenden, Clair. Versuch, Amys Blasen zu folgen, falls du sie sehen kannst. Du solltest ihnen so nah wie möglich sein, wenn sie raufkommen.«
    Nate ließ die Maschine an, als Kona eben auftauchte, den Schnorchel ausspuckte und wild nach Luft schnappte. Kona schüttelte den Kopf, um anzuzeigen, dass er seine Mission nicht erfüllt hatte.
    »Zu tief, Boss.«
    »Komm, komm, komm! An die Seite.« Nate winkte ihn zum Boot.
    Quinn wendete, bis er neben Kona lag, dann reichte er ihm beide Hände. »Komm schon.« Kona nahm die Hände, und Quinn zerrte den Surfer über das Dollbord. Kona sank am Boden des Bootes zusammen.
    »Boss–«
    »Moment, Clay hat Probleme …«
    »Aber, Boss –«
    Quinn gab Vollgas, riss das Boot herum und zuckte zusammen, als es kreischte wie ein Kaninchen im Mixer, weil sich das Hydrophon-Kabel um die Schraube wickelte und zu einem Bündel überteuerter, wasserdichter Lakritzstangen zerstückelt wurde.
    »Scheiße!« Nate riss seine Baseballmütze vom Kopf und knallte sie ans Pult.
    Das Hydrophon sank friedlich auf den Grund, berührte den Sänger im Vorübersinken am Rücken. Nate stellte die Maschine ab und schnappte sich das Funkgerät. »Clair, sind sie schon wieder oben? Ich kann nicht kommen.«
     
    Amy fühlte sich, als hackte ihr jemand Eispickel in die Trommelfelle. Sie kniff die Nasenlöcher zu und blies hinein, um den Druck auszugleichen, während sie noch strampelte, um tiefer zu gelangen.
    Inzwischen war sie fünfzehn Meter tief. Clay trieb dreißig Meter unter ihr. Der Druck würde sich verdreifachen, bevor sie bei ihm wäre. Es kam ihr vor, als würde sie durch dicken, blauen Honig schwimmen. Sie hatte gesehen, wie der Schwanz Clay traf und abwärts drückte, aber zum Glück war keine Blasenwolke aufgestiegen. Die Chancen standen gut, dass Clay den Atemregler noch im Mund hatte und atmete. Natürlich konnte das auch bedeuten, dass er tot war oder sich das Genick gebrochen hatte und gelähmt war. In jedem Fall sank er sicher nicht freiwillig langsam immer weiter dem Meeresgrund entgegen.
    Amy kämpfte gegen den Druck, den Wasserwiderstand und löste auf dem Weg nach unten Rechenaufgaben. Der Rettungstank enthielt nur ein Drittel der Kapazität eines normalen Tanks. Vermutlich würde sie zwischen sechzig und siebzig Meter tief sein, bis sie Clay einholte. Damit bliebe ihr gerade genug Sauerstoff, um ihn an die Luft zu bekommen, allerdings ohne die nötige Zeit für eine Dekompression. Falls Clay also unverletzt war, setzte sie ihn der Taucherkrankheit aus. Sollte er überleben, musste er drei bis vier Tage in der Dekompressionskammer von Honolulu verbringen.
    Ach, wahrscheinlich ist das große Mondkalb sowieso längst tot, dachte sie, um sich etwas aufzuheitern.
    Obwohl Clay Demodocus ein abenteuerliches Leben gehabt hatte, war er doch kein Abenteurer. Wie Nate suchte auch er nicht die Gefahr und fand auch keine Erfüllung, indem er

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