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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Amys duftendes Blütenshampoo und spürte überdeutlich ihre Wärme, mit der sie sich an seine Schulter lehnte.
    »Ich verstehe nicht. Du digitalisierst sie manuell? Das kommt mir etwas primitiv vor. Das Signal ist doch schon digitalisiert, wenn es auf der Festplatte ist, oder?«
    »Ich betrachte es von einer anderen Warte aus. Wahrscheinlich wird es sowieso ein Schlag ins Wasser, aber ich sehe mir die untersten Frequenzen an. Es gibt kein erkennbares Muster, an dem ich mich orientieren könnte, also ist es wohl reine Zeitverschwendung.«
    »Und trotzdem sitzt du morgens um drei noch da und gibst Einsen und Nullen ein. Darf ich fragen, wozu?«
    Quinn wartete einen Moment, bevor er antwortete, versuchte zu überlegen, was er tun sollte. Er wollte sich umdrehen, um sie anzusehen, aber sie stand so nah, dass ihr Gesicht direkt vor seinem gewesen wäre. Es war nicht der richtige Augenblick. Stattdessen ließ er seine Hände in den Schoß sinken und seufzte schwer, als wäre ihm das alles viel zu langweilig. Er sah auf den Monitor, während er sprach. »Okay, Amy. Ich sag dir, wozu. Ich sage es dir. Die Kirsche auf dem Pudding, das Sahnehäubchen, der Sinn und Zweck von allem, was wir hier tun, okay?«
    »Okay.« Sie spürte das Unbehagen in seiner Stimme und trat einen Schritt zurück.
    Nate drehte sich um und sah ihr in die Augen. »Es könnte draußen auf dem Boot passieren, wenn du am Abend zurückfährst, oder es könnte im Labor passieren, um vier Uhr morgens, nachdem du fünf Tage deine Daten bearbeitet hast, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem du was rausfindest, an dem du etwas siehst, oder wo plötzlich irgendwas zusammenpasst, und du merkst, dass du etwas weißt, was kein anderer auf der Welt weiß. Nur du allein. Niemand sonst. Dir wird bewusst, dass alles, was dir etwas wert ist, in dieser einen Sache liegt, und du wirst es nur kurze Zeit für dich allein haben, bis du es jemandem erzählst, aber bis dahin bist du lebendiger als in irgendeinem anderen Augenblick. Darum geht es, Amy. Dafür macht man es, dafür findet man sich mit schlechter Bezahlung und hohem Risiko und beschissenen Umständen und gescheiterten Beziehungen ab. Man macht es für diesen einen Moment.«
    Amy stand da, die Fäuste geballt, die Arme nach unten gestreckt wie ein kleines Mädchen, das eine Strafpredigt über sich ergehen lässt. Sie sah zu Boden. »Du willst mir also sagen, dass du kurz vor so einem Moment stehst und ich dir auf die Nerven gehe?«
    »Nein, nein, das will ich damit nicht sagen. Ich weiß nicht, was ich tue. Ich sage dir nur, warum ich es mache. Und deshalb machst du es auch. Du weißt es nur noch nicht.«
    »Und was wäre, wenn dir jemand sagen würde, dass du nie wieder so einen Moment erleben wirst … würdest du weitermachen?«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Dann stehst du also kurz davor? Mit dieser Binär-Sache?«
    »Vielleicht.«
    »Hat nicht Ryder den Gesang daraufhin analysiert, wie viele Informationenen man damit transportieren kann? Und ist er dabei nicht auf lausige 0,6 Bits pro Sekunde gekommen? Das reicht nicht wirklich aus, als dass es was bedeuten könnte, oder?«
    Growl Ryder war Quinns Doktorvater an der Uni in Santa Cruz gewesen. Einer aus der ersten Generation der Größen auf dem Gebiet, neben Ken Norris und Roger Payne – ein echter Kahuna. Eigentlich hieß er mit Vornamen Gerard, aber alle, die ihn kannten, nannten ihn nur Growl, wegen seiner sauertöpfischen Art. Vor zehn Jahren war er vor den Aleuten allein mit einem Schlauchboot rausgefahren, um Blauwal-Rufe aufzunehmen, und spurlos verschwunden. Quinn lächelte, als er an den Alten dachte. »Stimmt, aber Ryder ist umgekommen, bevor er seine Arbeit beenden konnte, und er hat sich die Töne und Themen angesehen, um daraus etwas zu lesen. Ich dagegen interessiere mich für die Wellenformen. Nach allem, was ich heute Abend gesehen habe, scheint es, als könnte man bis auf fünfzig, sechzig Bits pro Sekunde gehen. Das wäre eine ganze Menge Information.«
    »Das kann nicht stimmen. Es würde nicht funktionieren«, entgegnete Amy. Sie schien diese Information etwas emotionaler aufzunehmen, als Nate erwartet hatte. »Wenn man so viele Informationen im Infraschallbereich übertragen könnte, würde die Navy das Prinzip für ihre U-Boote einsetzen. Außerdem: Wie sollten die Wale Frequenzmuster nutzen? Sie bräuchten Oszilloskope.« Inzwischen stand sie auf den Zehenspitzen und schrie beinahe.
    »Immer mit der Ruhe. Ich sehe es mir nur an.

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