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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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zumindest eine andere Herde zu rufen, die kommen und helfen sollte. Es kam ihm in den Sinn, dass er sich auf einem Schiff befand, das als Futter für die Orcas dienen konnte und Gefahr lief, angegriffen zu werden. Er würde Nuñez danach fragen müssen. Er schwang seine Beine aus der Koje, und das Licht ging an. Er merkte, dass er allein war, und seufzte erleichtert.
    Frische Khakis hingen über dem Stuhl, und auf dem Tisch stand eine Flasche Wasser. Es gab ein kleines Waschbecken an der Wand gegenüber der Koje, kaum größer als eine Müslischale und aus derselben Haut wie das gesamte Schiff. Es war ihm vorher gar nicht aufgefallen. Über dem Becken befanden sich drei dieser beleuchteten Knötchen, mit denen man auch die Türen aktivierte, aber Nate sah nicht, wo das Wasser herauskommen sollte. Er drückte auf einen der Knoten, und das Becken füllte sich aus einem Schließmuskel am Boden. Er drückte einen anderen, und das Wasser wurde durch dieselbe Öffnung herausgesogen. Er gab sich Mühe, eine gewisse wissenschaftliche Distanz an den Tag zu legen, scheiterte jedoch kläglich: Es lief ihm eiskalt über den Rücken. Nate musste dringend duschen und sich rasieren, aber er wollte gar nicht erst versuchen, seine Einsfünfundachtzig in einem Zwanzig-Zentimeter-Becken zu waschen, das ein … na ja, ein Arschloch am Boden hatte. Er hatte mehr als genug von fortgeschrittener Furzkanal-Technologie, danke der Nachfrage. Er spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und zog die Khakis an, wobei er überlegte, ob sich das Walschiff wohl auch einen Spiegel wachsen lassen würde, damit er sich rasieren konnte.
    Die gesamte Mannschaft schien wach zu sein und sich auf der Brücke herumzutreiben, als Nate eintrat. Vier Walbengel saßen am Tisch mit den Karten rechts der Luke, die beiden Piloten an ihren Pulten. Nuñez stand am Tisch links der Luke, an dem eine blonde Frau von Mitte dreißig und zwei Männer saßen, einer dunkel, vielleicht Anfang zwanzig, und einer kahl und graubärtig, um die fünfzig. Kein sonderlich militärisch wirkender Haufen. Alle drehten sich um, als Nate eintrat. Sämtliche Gespräche – Worte und Pfiffe – erstarben abrupt. Das Echo der Killerwale hallte in der Brücke nach. Emily 7 wandte sich von Nates Blick ab. Nuñez lehnte an der Wand neben der Nische, in der die Kaffeemaschine untergebracht war, und gab sich alle Mühe, ihn nicht anzusehen.
    »Hi«, sagte Nate, als er den Blick des Kahlköpfigen auffing, der ihn anlächelte.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte der Kahle und deutete auf den leeren Stuhl am Tisch. »Wir besorgen Ihnen was zu essen. Ich bin Cal Burdick.« Er schüttelte Nate die Hand. »Das sind Jane Palovsky und Tim Milam.«
    »Jane, Tim«, sagte Nate und gab beiden die Hand. Nuñez lächelte ihn an, dann wandte sie sich eilig ab, als müsste sie sich dringend um die Kaffeemaschine kümmern oder laut loslachen – oder beides.
    Alle am Tisch nickten, starrten vor sich hin, als wollten sie sagen: Da sitzen wir nun also in einem riesigen Blauwalschiff, tief unten im Meer, von Killerwalen umzingelt, und Nate hat ein Alien gefickt, also …
    »Ist nichts passiert«, verkündete Nate allen auf der Brücke.
    »Was?«, sagte Jane.
    »Das Quartier ist also zu Ihrer Zufriedenheit?«, fragte Tim mit hoch gezogenen Augenbrauen.
    »Ist nichts passiert«, wiederholte Nate, und obwohl nichts passiert war, hätte er es sich dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen selbst nicht geglaubt. »Ehrlich.«
    »Natürlich«, sagte Tim.
    Alle Walbengel kicherten, nur Emily 7 nicht. Als er sich umsah, schwenkten alle Männchen ihre Pimmel rhythmisch hin und her, als wiegten sie sich zu einem pornografischen Weihnachtslied. Emily 7 legte ihren großen Walkopf auf den Tisch und versteckte sich unter ihren Armen.
    »Es ist nichts passiert!«, schrie Nate. Es wurde still auf der Brücke, bis auf das Echo der Killerwale. »Sind wir in Gefahr?«, fragte Nate Nuñez in dem verzweifelten Versuch, das Thema zu wechseln. »Greifen die Tiere das Schiff an? Es sind doch Futterrufe, oder?« Wenn Orcas einen Wal fanden, der zu groß war, als dass er von einer einzelnen Herde überwältigt werden konnte, oder sie auf einen besonders großen Fischschwarm stießen, riefen sie andere Schulen zu Hilfe. Nate kannte die Rufe von Forschungen, die er gemeinsam mit einem befreundeten Biologen in Vancouver angestellt hatte.
    »Nein, die sind hier aus der Gegend«, sagte Nuñez. »Sie freuen sich nur über den Schwarm, den sie gefunden

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