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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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bedeutet. Manche von ihnen scheinen auf die menschliche Scheu anzusprechen. Wir lassen uns normalerweise sexuell nicht auf sie ein. Es ist nicht verboten, aber es ist … na ja, verpönt. Aber es ist wohl nur natürlich, wenn ein Mann neugierig –«
    Nate legte seine Gabel weg. »Cal, ich hatte keinen Sex, mit niemandem … ich meine, auch nicht mit irgendetwas. «
    »Genau. Und passen Sie auf, wenn Sie Männchen um sich haben. Besonders wenn Sie mit denen im Wasser sind. Die rammeln Sie, nur um zu sehen, wie Sie zucken.«
    »Du meine Güte.«
    »Ich meine es nur gut mit Ihnen.«
    »Danke, aber ich werde nicht so lange hier sein, dass ich mir darum Sorgen machen müsste.«
    Der ältere Mann lachte, schnaubte beinahe den Kaffee durch seine Nase aus. Als er sich wieder gefangen hatte, sagte er: »Nun, ich hoffe, Sie meinen damit, dass Sie bald sterben wollen, denn hier kommt keiner weg.«
    Nate beugte sich nah an Cals Gesicht. »Macht es Ihnen nichts aus, gefangen zu sein?«
    »Keiner von uns wäre noch am Leben, wenn die Walbengel ihn nicht aufgegriffen hätten.«
    »Ich wohl.«
    »Besonders Sie nicht. Sie waren immer zwölf Stunden vom Tod entfernt, seit wir Sie im Auge haben. Sicher ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, wie viel leichter es gewesen wäre, Sie einfach umzubringen.«
    Nate starrte einen Moment nur vor sich hin. Es war ihm tatsächlich schon in den Sinn gekommen, und er begriff nicht, wieso man ihn am Leben hielt, wenn man doch nur seine Forschungen verhindern wollte. Er wagte nicht, dieses Argument in Worte fassen, aber dennoch …
    »Denken Sie nicht zu viel darüber nach, Nate. Sollten Sie je daran gezweifelt haben, dass das Leben ein Abenteuer ist … jetzt ist es ganz bestimmt eins.«
    »Stimmt«, sagte Nate. »Aber bevor Sie mich fragen, wo ich lieber wäre, möchte ich Sie daran erinnern, dass sich am Boden meines Waschbeckens ein Schließmuskel befindet.«
    »Dann haben Sie die Dusche noch nicht gesehen? Warten Sie es ab.«
    Nachdem er gegessen hatte, lieh Cal ihm zum Lesen eine Ausgabe der Schatzinsel, aber als Nate wieder in seine Kabine kam, konnte er sich kaum auf das Buch konzentrieren. Bemerkenswert, was man in einem kurzen Gespräch alles über sich erfahren kann. Erstens, dass er sich lieber vorwerfen ließ, Sex mit einer anderen Spezies als mit einem anderen Mann (selbst von einer anderen Spezies) gehabt zu haben. Interessantes Vorurteil. Zweitens, dass er im Grunde dankbar war – nicht nur dafür, am Leben zu sein, sondern dafür, jeden Augenblick völlig neue Erfahrungen zu machen, sogar in Gefangenschaft. Drittens, dass Lernen nach wie vor das Größte war, aber er brannte darauf, es mit jemandem zu teilen. Und schließlich, dass er etwas eifersüchtig war, sich ein wenig unbedeutend fühlte, nachdem er nun wusste, dass Emily 7 mit sämtlichen Walbengeln an Bord Sex hatte. Die kleine Schlampe.
    Er döste ein, mit Robert Louis Stevenson auf seiner Brust und den Rufen der Killerwale in der Ferne.
    Draußen stießen die zwanzig Orcas der Schule – meist Söhne oder Töchter der Matriarchin – laute Rufe aus, während sie sich an dem riesigen Heringsschwarm zu schaffen machten. Seit langem schon stellten Biologen Spekulationen zum unfassbar komplexen Vokabular des Killerwals an, wobei spezifische linguistische Gruppen identifiziert worden waren, die sogar denselben »Dialekt« sprachen, aber sie hatten den Rufen noch nie eine Bedeutung zuordnen können, die etwas anderes ausdrückte als »Fressen«, »Gefahr« oder »Zusammengehörigkeit«. Wäre ihnen jedoch die Gunst einer Übersetzung zuteil geworden, hätten sie Folgendes gehört:
    »Hey, Kevin, Fische!«
    »Fische! Ich liebe Fische!«
    »Guck mal, Fische!«
    »Mmmh, Fische.«
    »Du, Kevin, schwimm mal durch die Lücke da, täusch links an, bieg rechts ab, rein in den Schwarm, alles voller Fische!«
    »Hat da jemand ›Fische‹ gesagt?«
    »Yeah, Fische. Hier drüben, Kevin.«
    »Mmmmmh, Fische.«
    Und immer so weiter. In Wahrheit sind Orcas nicht so komplex, wie Wissenschaftler es gern hätten. Die meisten Killerwale sind nur tonnenschwere Trantüten, als Streifenwagen verkleidet.

26
Finger weg von fremden Spinden
     
    »Flossen weg!?«, sagte Libby Quinn, als sie gelesen hatte, was auf dem Schwanz stand.
    Langsam drehte sich der Walschwanz im digitalen Raum, Pixel für Pixel, während der Computer den neuen Blickwinkel errechnete. Margaret Painborne saß vor dem Monitor, Clay und Libby standen hinter ihr. Kona arbeitete

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