Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
haben. Wahrscheinlich Sardinen.« Sesshafte Killerwale fraßen nur Fisch, wandernde fraßen Säugetiere wie Wale und Seehunde. In den letzten Jahren neigten Wissenschaftler dazu, sie als völlig unterschiedliche Spezies zu betrachten, obwohl sie für den Laien absolut gleich aussahen.
    »Sie erkennen sie an ihrem Ruf?«
    »Mehr noch«, sagte Cal. »Wir verstehen, was sie sagen. Die Walbengel können übersetzen.«
    »Alle Killerwale heißen Kevin. Das wussten Sie, oder?«, sagte Jane. Sie hatte einen leicht osteuropäischen Akzent, russisch vielleicht. Sie wirkte amüsiert, die Hauen Augen dunkel im gelben Licht der Biolumineszenz, aber sie schien nicht zu scherzen. Sie klopfte auf den Platz neben sich, bedeutete Nate, dass er sich setzen sollte.
    »So wie alle Piloten Scooter und Skippy heißen?«, sagte Nate.
    »Eigentlich haben sie Zahlen wie Emily, die sie sich im Übrigen selbst aussuchen, aber da sich nie mehr als ein Paar davon auf einem Schiff befindet, sparen wir uns diese Zahlen.«
    Plötzlich fiel Nate auf, dass die Piloten während seiner ganzen Zeit auf beiden Schiffen – abgesehen von den paar Malen, wenn einer von ihnen ausgestiegen war, um Fisch zu fangen – durchgehend an den Kontrollpulten gesessen hatten. »Schlafen sie denn nie?«
    »Doch«, sagte Jane. »Wir sind ziemlich sicher, dass eine Hirnhälfte zur Zeit schläft, wie bei den Walen, so dass man bei zwei an Bord immer einen ganzen Piloten hat. Wenn nicht wenigstens einer am Pult sitzt, ist das Ganze hier im Grunde nur ein großer Klumpen Fleisch.«
    »Sie sagen, Sie sind ziemlich sicher. Sie wissen es nicht?«
    »Na ja, die wissen es nicht so genau«, erwiderte Jane. »Und sie sind auch nicht gerade begeistert, wenn wir Experimente mit ihnen anstellen. Nachdem Sie nun allerdings zu uns gestoßen sind, können Sie vielleicht herausfinden, was mit ihnen los ist. Wir stellen eigentlich nur Vermutungen an. Die Walbengel und der Colonel schmeißen den Laden. Cielle, haben Sie ihm denn nicht alles erzählt?«
    »Er war ziemlich fertig«, sagte Nuñez. »Ich wollte vor allem, dass er sich hier möglichst schnell einrichtet.«
    Am liebsten hätte Nate gegen diese Bemerkung protestiert. Schließlich war er ihr Gefangener, auch wenn sich diese Leute nicht wie Entführer benahmen. Ihn beeindruckte, dass hier die gleiche Dynamik herrschte, die er von Forschungsteams kannte, so eine »Wir sitzen alle im selben Boot, lasst uns das Beste daraus machen«-Haltung. Er wollte diese Leute nicht anschreien. Dennoch beunruhigte es ihn ein wenig, dass sie so freigiebig mit Informationen waren. Wenn dir deine Entführer ihre Gesichter zeigen, teilen sie dir mit, dass du nicht wieder nach Hause kommst.
    Nuñez stellte einen Teller vor ihm ab. Darauf waren ein gemischter Salat aus Seetang, Karotten und Pilzen, ein Stück gekochter Fisch, der nach Heilbutt aussah, und etwas, bei dem es sich um Reis zu handeln schien.
    »Essen Sie«, sagte sie. »So ein paar Nährstoffdrinks bringen Sie nicht wieder voll in Gang. Wir essen viel rohen Fisch, auch hier auf dem Blauen, aber Sie brauchen ein paar Kohlehydrate, um sich an diese Ernährung zu gewöhnen. Da ist noch reichlich Reis, wenn Sie mehr wollen.«
    »Danke.« Nate ließ es sich schmecken, während alle anderen – bis auf Cal – sich entschuldigten, um in anderen Teilen des Schiffes ihrer Arbeit nachzugehen. Der ältere Mann hatte offenbar den Auftrag, Nates zweite Orientierungseinheit zu übernehmen.
    Cal kratzte sich am Bart, sah sich nach den Piloten um, dann beugte er sich zu Nate vor und sprach mit leiser Stimme. »Die Bengel sind ausgesprochen promisk. Sie wissen doch, dass sich Delfinweibchen mit allen Bullen der Herde paaren, damit keiner sicher sein kann, wer der Vater ihres Kalbes ist? Die Kühe glauben, es hält die Bullen davon ab, ihr Kalb zu töten, wenn es auf die Welt kommt.«
    »Das ist die Theorie«, sagte Nate.
    »So sind sie, und drüben in der Basis kriegt man es mit einer riesigen Schule zu tun. Lässt man sich erst darauf ein … na ja, da hat man eine ganze Menge Walbengel zu beglücken.«
    »Ich hab sie nicht beglückt«, zischte Nate und spuckte Reis über den Tisch. »Ich beglücke überhaupt keine Walbengel … äh – mädchen –«
    »Wie dem auch sei. Sehen Sie … sie stehen sich sehr nah. Hier auf dem Schiff haben sie keine getrennten Unterkünfte – sie teilen sich eine große Kabine. Sex ist für sie eine eher beiläufige Angelegenheit, aber sie begreifen, dass es uns etwas mehr

Weitere Kostenlose Bücher