Flossen weg
Protein Shake, ein Glas Wasser und eine einzelne, kleine Pille befanden. Sie grinste, versuchte aber nicht, einzutreten. Nate hatte sich ziemlich bücken müssen, als er durch das kleine Schott hereingeklettert war, und daher vermutete er, dass sie das Tablett bei dem Versuch wohl fallen lassen würde. Andererseits wollte sie vielleicht nur höflich sein. Sie wartete, während Nate die Sachen vom Tablett auf den flachen Tisch stellte.
Emily 7 pfiff und warf ihm einen Seitenblick zu, wobei sich ihr rechtes Auge hervorwölbte, wie er es bei Buckelwalen gesehen hatte, wenn sie ein Boot auf dem Wasser betrachteten. Sie bedeutete ihm, dass er die Pille nehmen sollte.
»Du gehst erst, wenn du siehst, dass ich meine Medizin einnehme?«
Emily 7 nickte.
»Na, wenn ihr mich loswerden wolltet, wäre es erheblich einfacher gewesen, mich umzubringen, ohne mich extra hierher zu schaffen, um mich zu vergiften.« Nate nahm die Pille, spülte sie mit dem Wasser hinunter und machte den Mund auf, um zu zeigen, dass die Pille weg war. »Okay, Schwester?«
Emily pfiff und nickte, dann nahm sie Nate das leere Glas aus der Hand. Sie streckte sich und drückte auf den Knoten, und das Schott schloss sich zwischen ihnen. Nate hörte, wie sie die ersten Takte eines Wiegenliedes flötete. Die ist niedlich, dachte er, ein bisschen wie eine große, bösartige Gummipuppe.
Fast eine Woche lang hatte Nate nur dann Schlaf gefunden, wenn er auf dem Sitz im Buckelwal festgeschnallt war, und selbst dann schlief er unruhig, da das Schiff alle paar Minuten ausblies und die Walbengel pfeifend kommunizierten. Nun sank er trotz des laut blasenden Blauwalschiffes in tiefen Schlaf. Er träumte von sich und Amy, ihre nackten Leiber eng verschlungen, feucht vor Schweiß im sanften Kerzenschein. Seltsamerweise kam ihm noch im Traum der halbwegs klare Gedanke, dass er sich erinnerte, früher – wenn er Schlaftabletten genommen hatte – nie Träume gehabt zu haben. Doch dieser Gedanke wich dem Gefühl von Amys weicher Haut, als seine Finger sanft über ihre muskulösen Beine strichen, ihre vier langen Finger mit den Schwimmhäuten schlossen sich liebevoll um seinen – »Hey!« Nate schlug die Augen auf. Ein weich beleuchteter Zaun aus spitzen Zähnen lächelte über ihm, und dampfender Fischatem wehte ihm entgegen.
»Oh-oh«, sagte Emily 7 mit hoher, krächzender Stimme, fast wie eine Ente.
Nate sprang aus dem Bett und prallte gegen die Wand auf der anderen Seite der Kajüte.
Emily 7 zog die Decke über ihren Kopf und drückte sich an die Wand, vergrub ihre Melone unter dem Kissen. Dann lag sie still.
Nate stand da und schnappte nach Luft. Sobald er den Boden berührt hatte, war die Biobeleuchtung heller geworden. Er stieß sich von der weichen Wand ab, dann wurde er plötzlich verlegen und nahm sein T-Shirt von der Stuhllehne, um seine Erektion zu verbergen, auch wenn diese rapide ihren Lebensmut verlor.
Emily 7 lag nur da.
»Hallo? Ich kann dich sehen.«
Eingerollt. Rührte sich nicht. Da unter der Decke. Alles walig.
»Damit kannst du keinem was vormachen. Du bist größer als ich. Man kann dich sehen.«
Nur das leise Geräusch ihres Blaslochs, das sich öffnete und schloss.
»Komm schon, wir gehören unterschiedlichen Spezies an. Das ist echt gruselig.«
Dann ein kleines Quieken, eher wie ein Wimmern, gefolgt von einem winzigen »Oh-oh«, wie eine kleine Elfe, die von einem schweren Buch unter der Decke zermalmt worden war und mit »Oh-oh« ihren letzten, kläglichen Seufzer von sich gegeben hatte.
»Also, hier kannst du nicht bleiben.«
Er erinnerte sich daran, wie ihm zumute gewesen war, als Libby ihn verlassen und zur näheren Erklärung gesagt hatte:
» Nate, ich weiß nicht, ich habe nicht mal mehr das Gefühl, als würden wir derselben Spezies angehören.« Damals hatte er sich gefühlt, als würde ihm der Magen umgekrempelt. Über ein Jahr lang hatte es ihn zwischenmenschlich zum Krüppel gemacht. Länger noch, wenn er das Fiasko seiner Faszination für Amy mitrechnete.
Er trat an die Koje. Emily 7 drückte sich in die Ecke zwischen Wand und Bett. Nate zupfte am Rand der Decke und schob vorsichtig ein Bein darunter. Der Klumpen, der Emily 7s Kopf war, bewegte sich, als würde sie lauschen.
»Aber du bleibst auf deiner Seite, okay?«
»Okay«, quiekte Emily 7 mit dieser Stimme einer zermalmten Elfe.
Nate wachte zum Frohlocken von Killerwalen auf – hohen Jagdlauten. Die Herde schien fröhlich eine Jagd zu feiern oder
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