Flowertown - Die Sperrzone
heute nichts gegessen. Und außerdem ist Annabeth diejenige, die mir den Newsletter gegeben hat. Ich will herausfinden, ob sie etwas von dem Treffen weiß. Soweit wir wissen, hätte sie verhaftet werden müssen. Warum verziehst du dein Gesicht?«
Bing folgte Ellie die Straße hinunter in Richtung des Supermarktes. »Annabeth Dingle ist mir unheimlich. Diese Nummer mit der Schlaflosigkeit. Es ist einfach seltsam, das ist alles.«
»Im Ernst, Bing? Wir sind vor den Feno-Schlägern abgehauen und rennen in der kleinsten Stadt der Welt um unser Leben, und du hast Angst vor einer alten Frau?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Bing schob seine Hände in die Hosentaschen. »Ich würde nur gerne etwas Gras rauchen, bevor ich ihr gegenübertrete, okay? Lass uns erst bei Ost Fünf vorbeigehen.«
»Du willst mich wohl veräppeln? Dort suchen sie uns auf alle Fälle. Da können wir gleich im Feno-Lager Alarm schlagen.«
»Dort vermuten sie uns am allerwenigsten. Wer wäre so dumm und geht nach Hause, wenn er auf der Flucht ist?« Er grinste sie an, soweit er das mit seiner geplatzten Lippe konnte. »Wir gehen über die Hintertreppe, holen uns das Gras und betrachten die Situation neu. Außerdem bin ich von oben bis unten mit Blut beschmiert. Ich hätte nichts gegen ein sauberes T-Shirt.«
»Das ist echt der ideale Moment für Sauberkeit, Bing.«
Ellie bestand darauf, dass sie wenigstens einmal um den Block liefen, bevor sie versuchen würden, ihr Wohnhaus zu betreten. Ost Fünf war ebenso dunkel wie die anderen Straßenblöcke, durch die sie gekommen waren. Die Schaufenster des Eisenwarengeschäfts unter Ellies Fenster waren finster. Gleiches galt für die angrenzenden Wohnhäuser. Als sie um die Ecke in die Gasse hinter ihrem Gebäude bogen, bemerkten sie mehrere Leute, die in den oberen Stockwerken aus den Fenstern lehnten und sich gegenseitig etwas zuriefen. Ellie und Bing duckten sich hinter einen Müllcontainer und warteten ab, ob eine weitere Razzia im Gang war. Aber es kamen keine Laster, es leuchteten keine Blinklichter auf, und wenn Ellie nach oben blickte, konnte sie sehen, dass die meisten Leute auf etwas zeigten, das hinter den Dächern des nächsten Häuserblocks liegen musste. Überzeugt davon, dass man sie nicht bemerkt hatte und dass keine Sicherheitsmannschaften auf sie losgehen würden, half Ellie Bing beim Aufstehen aus dem engen Versteck. Sobald er sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hatte, rief jemand aus dem sechsten Stock nach ihm.
»Hey, Bing! Bing!« Ein junger Mann winkte mit den Armen und versuchte, Bing auf sich aufmerksam zu machen.
»So viel zu unserer List.«
»Bing!« Der Nachbar rief noch immer. »Hast du es gesehen?«
»Was?« rief Bing zurück. »Wo? Wann?«
»Gerade eben.« Die restlichen Leute, die ebenfalls aus den Fenstern lehnten, gestikulierten über die Dächer gen Osten. »Eine einmotorige Maschine, die ziemlich tief flog, ist auf der anderen Seite der Grenze gelandet.«
»Das ist unmöglich.« Ellie schüttelte den Kopf. »Das ist eine Flugverbotszone. Schon immer gewesen.«
Bing sah sie an. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich für meinen Teil habe das Gefühl, dass ›schon immer gewesen‹ bald nicht mehr zutrifft.«
Sie gingen schnell zur Hintertür. Bing suchte hinter den Mülltonnen nach dem Brecheisen, das dort stets versteckt lag. Zwar war die Tür nicht verschlossen, aber sie war aus schwerem Stahl und hatte keinen Griff an der Außenseite, weshalb die Bewohner von Ost Fünf für alle Fälle immer ein Stemmeisen griffbereit hatten, um problemlos durch die Hintertür in das Gebäude gelangen zu können. Eine rasche Hebelbewegung, und Bing und Ellie liefen die Treppen nach oben. Bing hielt seine Taille umfasst und Ellie ging voran. Auf dem vierten Stock war die Notbeleuchtung nur noch dürftig, und im sechsten Stock war es so düster, dass Bing sich an Ellie festhalten musste, um voranzukommen.
»Was bist du? Eine halbe Fledermaus?« Er stieß mit der Hüfte gegen das Treppengeländer und fluchte.
»Kannst du dir ausmalen, wie viele Male ich diese Stufen in totaler Dunkelheit hoch-und runtergegangen bin? Die Lichter sind fast immer aus.«
»Tja. Ich verbringe wohl nicht so viel Zeit auf der Hintertreppe wie du. Ich führe meine Verabredungen an schönere Orte aus.«
Ellie schnaubte. »Als ob du Verabredungen hättest.«
Bing atmete schwer. »Nun ja, wenn ich welche hätte, dann würden sie mir nicht hinterherspionieren.«
»Wie meinst du
Weitere Kostenlose Bücher