Flowertown - Die Sperrzone
»Wanze.« Ellie nickte. Ihr wurde schlagartig wieder bewusst, dass man sie abhörte. Sie konnte nicht glauben, dass Guy ihr Zimmer verwanzt hatte, aber sollten sie eine Wanze finden, würde es schwer sein, es zu leugnen.
Bing tastete mit seinen Fingern das Bettgestell und die Unterseite ihres Nachttisches ab. Ellie machte bei der Suche mit. Ihr ganzes Wissen über versteckte Wanzen und wie man sie findet, stammte aus Krimiserien im Fernsehen. Sie suchte die Ablage ihres Nachttisches ab und sah unter dreckigen Aschenbechern und leeren Dosen nach. Sie hasste es beinahe, Rachels übervollen Nachttisch abzusuchen, denn sie fürchtete, dass sie den unüberschaubaren Haufen aus Papierkram und Illustrierten umwerfen würde.
Eine kaputte Leselampe lehnte gegen die Wand. Rachel bestand darauf, sie zu behalten. Ellie drehte die Lampe um, um unter dem Fuß nachzuschauen, so wie es die Polizisten im Fernsehen taten. Und genau wie die Polizisten im Fernsehen fand sie ein dünnes Kabel, an dessen Ende ein Mikrofon befestigt war.
Sie riss das dünne Kabel ab und zeigte es Bing. Er hielt seine Hände in die Luft, als wolle er sagen: »Ich habe es gewusst«. Ellie zerdrückte das Gerät mit einem Aschenbecher. Aber das reichte ihr nicht. Sie hielt das beschädigte Kabel an ihr Feuerzeug, bis es zu schmoren begann, dann ließ sie es in eine halb leere Getränkedose fallen.
»Jetzt hast du es wohl endlich kapiert«, sagte Bing, als Ellie die Dose aus dem offenen Fenster schleuderte. Ellie hielt sich an der Fensterbank fest. Sie spürte wieder das Kribbeln in ihren Fingerspitzen, diese dunkle Wut, die nie allzu weit unterder Oberfläche zu köcheln schien. Bing legte seine Hand auf ihre Schulter, aber sie schüttelte sie ab.
»Und was, wenn es nicht Guy war?«
»Um Himmels willen, Ellie, das kann nicht dein Ernst sein.«
»Was, wenn es Rachel war?«
Bing starrte sie an und blinzelte mit den Augen.
»Unmöglich.«
»Ach ja? Warum ist Rachel weniger plausibel als Guy?«
»Weil …« Er wedelte mit den Händen und suchte nach Worten. »Weil Rachel fast noch ein Kind ist. Sie arbeitet nicht für Feno.«
»Rachel hat es selbst gesagt – sie hat überall hier gearbeitet. Sie kannte den Geheimcode für das Treffen. Sie ist auf dem Band zu hören, und sie wurde nicht verhaftet. Die Wanze war unter ihrer Lampe, eine Lampe, die noch nie funktioniert hat, und die sie unbedingt behalten wollte.« Ellie spürte die Schweißtropfen auf ihrer Oberlippe, als sich die offensichtliche Logik dieser undenkbaren Idee festsetzte.
Bing packte sie bei den Schultern. »Hör dir selbst einmal zu, Ellie. Du denkst, dass Rachel dich verhaften lassen will? Rachel? Wer kommt als Nächstes dran? Ich? Die Frau von deinem Flur, die mit den verrotzten Kindern? Annabeth Dingle? Es ist Guy, Ellie. Es war immer Guy. Sieh das endlich ein.«
Ellie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Bing nicht an. »Es ist nur … Ich weiß nicht. Ich meine, warum? Warum sollte Guy das tun?«
Sein Tonfall wurde sanfter und er streichelte ihr über den Arm. »Ich weiß es nicht. Ich verstehe nicht, was passiert, oder warum er dich auf diese Weise ausnutzt, aber du musst auf mich hören. Hörst du mir zu?« Er hob ihr Kinn an, bis sie ihm ins Gesicht blickte. »Vertraust du mir?« Sie nickte. »Etwas geht vor sich, und es kann sein, dass du in extremen Schwierigkeiten steckst. Du musst dich wirklich zusammenreißen.«
»Das tue ich.«
»Wirklich? Bist du dir sicher?« Er strich ihr die Haare aus der Stirn. »Ich kenne dich seit Langem, Ellie. Ich kannte dich ganz am Anfang, erinnerst du dich? Ich weiß, dass du der Realität nicht gerne ins Auge blickst.«
Ellie befreite ihr Gesicht aus seinen Händen und trat einen Schritt zurück. »Mir geht es gut. Das habe ich dir schon gesagt. Es geht mir gut. Sei jetzt still und lass mich etwas zum Anziehen finden, das nicht überall mit deinem Blut bespritzt ist.«
Sie schmiss ihr dreckiges T-Shirt auf den wachsenden Stapel ruinierter Kleider und kniete sich neben ihr Bett, um ein T-Shirt zu finden, das wenigstens ein bisschen sauberer war.
»Scheiße, du hast noch immer Guys Waffe?«
Sie holte ein neues T-Shirt aus dem Haufen unter ihrem Bett hervor und zog es über die Waffe, die in ihrem Hosenbund steckte.
»Klar, verdammt noch mal. Glaubst du, ich gebe sie ihm zurück?«
»Nein, ich glaube, dass du sie loswerden solltest. Ich glaube, du solltest sie hierlassen.«
»Warum?«
»Weil ich nicht will, dass du wütend
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