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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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hat. So einfach ist das.«
    Ellie wollte protestieren, aber er ließ sie nicht ausreden. »Ich weiß, das tut weh und ist mies und unfair, aber seien wir ehrlich: er hat dich Feno ausgeliefert, wie jeder andere Unternehmenssklave es auch tun würde. Ich behaupte nicht, dass er keine Gefühle für dich hatte. Wahrscheinlich hatte er die, soweit ein Trottel wie er zu so etwas überhaupt fähig ist. Aber als es hart auf hart kam, hat er dein Zimmer verwanzt. Er hat dich verraten.«
    »Aber er hat mir geholfen!«
    »Wie denn?« Bing presste ein Lachen hervor. »Indem er dir dein Mobiltelefon vorbeigebracht hat, um dein Zimmer verwanzen zu können? Indem er dich nicht mit einem Gummischlauch abgespritzt hat, als er dich verhört hat?«
    »Er hat mich laufen lassen, als sie das Geheimtreffen hochgenommen haben.« Ellie wich zurück.
    »Ach ja? Das Detail hast du mir verschwiegen. Guy war an der Razzia beteiligt?« Er drückte den Joint an der Sohle seines Turnschuhs aus. »Tja, das macht ihn wirklich vertrauenswürdig.«
    »Fang nicht damit an. Ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    »Du weißt es, Ellie. Du willst nur nicht darüber nachdenken.«
    »Aber warum passiert das? Was denkt er denn bloß über mich?«
    Ellie streckte sich auf dem Boden aus und starrte die dunkle Decke an. »Fast sieben Jahre lang hat mich niemand beachtet und plötzlich interessieren sich alle für mich. Jeder beobachtet mich.«
    »Das geht vielleicht ein bisschen zu weit.«
    »Wirklich, Bing? Dann sage mir, warum kam Mr Carpenter in mein Büro, um mich zu verhaften? Warum haben sie mich bewachen lassen?« Selbst von dem kurzen Zug an dem Joint waren ihre Gedanken durcheinander und fahrig und tauchten in sinnloser Reihenfolge auf. »Und woher wusste er, dass ich nicht in dem Gebäude war, als die Bombe hochging?«
    »Du hast es ihm gesagt.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Da war sie wieder, die vertraute Schwäche ihrer Gedanken. »Ich habe ihm gesagt, dass ich in dem Gebäude war. Und ich habe der Angestellten gesagt, dass ich drinnen war. Du hast mir geraten, ich solle lügen und sagen, dass ich in dem Gebäude war und nicht bei dem Check-up.«
    »Ach so, jetzt bin ich also schuld?«
    »Das sage ich nicht, Bing. Ich sage nur, dass …«
    Sie rieb sich die Augen, sie war verwirrt. »Ich weiß nicht, was ich sage. Ich bin müde.«
    Er stützte sich an ihrer Schulter ab und stand auf. »Ich weiß, wie es dir geht. Ich bin auch müde und habe alles satt. Ich habe es satt, zu bluten und meinen Puls bis unter meine Augen zu spüren, deinem Freund und seinen Schlägerkumpels sei Dank. Ich habe es satt, dass mein Hemd mit meinem eigenen Blut an meiner Haut klebt.« Er zog sich das Hemd mit Nachdrucküber den Kopf und selbst bei dem Kerzenschein konnte Ellie dunkle Blutergüsse an seinen Rippen sehen.
    »Das sieht schmerzhaft aus.«
    »Eine weitere scharfsinnige Beobachtung von dir.« Es kostete ihn einige Mühe, ein schwarzes T-Shirt über seinen Kopf zu ziehen.
    »Wie sehe ich jetzt aus?«
    »Geheimnisvoll.«
    »Sehr gut. Was ist mit dir? Willst du dich auch umziehen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, lass mich das anders formulieren. Warum wechselst du nicht dein T-Shirt? Willst du eines von mir?«
    »Wie bitte?« Ellie tat so, als schnappe sie entrüstet nach Luft. »Um es mit Ellie-Gestank zu verpesten? Niemals. Lass uns gehen.«
    Wieder lotste sie ihn durch das dunkle Treppenhaus. Im dritten Stock flackerten die Lichter. Auf dem Flur hatten die Leute ihre Türen geöffnet, damit die leichte Brise in ihre Zimmer dringen konnte. Mehrere Nachbarn zogen sich in ihre Zimmer zurück, als Ellie und Bing vorbeigingen. Die Nachricht von der Verhaftung hatte sich schnell herumgesprochen. Vor den Duschkabinen standen zwei Jungen im Teenageralter und starrten Ellie an, als trüge sie belastendes Beweismaterial im Arm. Erst als Ellie anhielt und sie mit einem bösen Blick herausforderte, wandten sie ihre Augen ab. Sie drehten sich um und begannen, vor den Toilettenschränken über etwas viel Interessanteres als Ellie zu sprechen.
    »Neugierige kleine Arschlöcher.« Ellie dachte gar nicht daran, sich zu vergewissern, ob jemand in ihrem Zimmer auf sie wartete. Sie riss die Tür kraftvoll auf und drehte das Licht an. Kaum bemerkte sie Rachels Abwesenheit. Ellie wollte gerade ihre Tirade über ihre aufdringlichen Nachbarn fortsetzen, alsBing seine Hand hob, um sie zum Schweigen zu bringen. Er deutete auf die Decke und formte mit den Lippen das Wort

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