Fluch der 100 Pforten
Moment oder doch zumindest sehr, sehr bald, wird er mit rangniedrigeren Zauberern an seiner Seite ausgeschickt werden. Die Hexe ist vor vielen Jahren von Mordechai besiegt worden, und aus Hass auf sein Andenken werden sie ihren Angriff weit im Süden mit Hylfing beginnen. Danach werden sie sich dem gesamten Reich zuwenden. Sie werden einen neuen Herrschersitz errichten und ein neues Endor erschaffen. Ob aus Boshaftigkeit oder Angst, das kann ich nicht sagen. Aber wir sind ausgeschickt worden, um einen Jungen namens Henry zu holen, den Sohn Mordechais. Sie sagte uns, dass sein Blut als Erstes vergossen werden solle, dass es als Taufwasser dienen solle für ihre Wiederauferstehung.«
Henry fiel vor Überraschung die Kinnlade herunter. Hylfing befand sich hier, in dieser Welt! Er sollte nach Hylfing kommen – und dabei würde er der Hexe direkt in die Arme laufen! Vielleicht würde die Stadt schon vernichtet sein – und ebenso seine Familie -, bevor er überhaupt dort war. Aber sie konnte auch vernichtet werden, nachdem er dort eingetroffen war.
»So schnell sind sie nicht in Hylfing«, sagte Roland. »Noch kann man sie aufhalten.«
Der dicke Frank pfiff durch die Zähne und verschränkte die Arme. »Die alten Tore sind wieder offen, du Kleingeist. Sie waren ja auch rasch in Badon Hill.«
Roland warf Frank einen wütenden Blick zu und wandte
sich dann an Monmouth. »Warum sollen wir dir glauben? Du hast geholfen, den Jungen da neben dir gefangen zu nehmen, und du hast zugesehen, wie unsere Elfen-Brüder umgebracht worden sind.«
»Da es Mordechai war, der Nimiane einst überwältigt hat, wollte ich seinen Sohn finden und ihm helfen«, antwortete Monmouth. »Ihm dazu verhelfen, es noch mal zu tun.«
Henrys Mund wurde trocken. Sein Hals zog sich zusammen. Monmouths graue Augen durchbohrten ihn geradezu. »Ich kann das nicht«, sagte Henry. »Ich muss nur einfach irgendwie nach Hylfing, zu meiner Familie. Denn genau dort sind sie hingegangen. Ich muss sie da wegbringen.«
Der dicke Elf zog die Augenbrauen in die Höhe und sah die anderen vier Elfen an.
»Und deswegen sind wir hierher gekommen«, schloss Frank. »Zum nächstgelegenen Elfenkorridor. Im Vergleich zu Mordechai ist er ein Nichts, aber er ist nun mal sein Sohn und die Hexe und die Zauberer sind hinter ihm her. Wir sind ihm Hilfe schuldig.«
»Darüber muss das Komitee befinden«, entgegnete Roland ruhig. »Mordechai hat sich von uns abgewendet, und über ihn ist ein Erlass verhängt worden.« Er deutete mit dem Kopf auf Henry. »Darüber können wir uns nicht einfach hinwegsetzen, selbst wenn wir uns hier an einem verlassenen Außenposten befinden. Im Falle eines berechtigten Einspruchs kann der Erlass nur vom Komitee zurückgezogen werden. Oder es kann ein anderes Vorgehen angeordnet werden. Darüber entscheidet das Komitee. Wir können ihn nur in die Zentrale schicken. Dort kann Radulf euch anhören.«
»Radulf – dieses Faultier!«, schnaubte Frank. »Die Statuten des Bündnisses sind ganz klar formuliert, was Bettelsöhne und Grüne Männer betrifft. Die Bettelsöhne waren es dereinst, die das Bündnis überhaupt errichtet haben. Radulf wird die Dinge nur verschleppen, Entscheidungen vertagen und alle Räder anhalten.« Die Stimme des dicken Elfs wurde noch lauter. Er stellte sich auf die Zehenspitzen. »Roland, Endor erwacht! Nimiane, die Tochter Nimroths und aller anderen altbekannten lebenssaugenden Todesdämonen ist ihm auf den Fersen! Sie sendet bereits ihre Zauberer nach Hylfing, Roland! Wir können es nicht dabei belassen, uns einfach nur an das Komitee zu wenden!«
Der dicke Elf sackte zurück auf seine Fußsohlen, prustete und wedelte mit den Händen über dem Kopf. Schließlich streckte er die Zunge heraus und war still.
Roland biss sich auf die Unterlippe und rieb sich dann seine sommersprossige Nase. »Du magst recht haben, Franklin, aber wenn etwas schiefgeht, bin ich derjenige, dem das Fell über die Ohren gezogen wird. Der da«, er deutete auf Monmouth, »mag gehen, wohin er will, solange er nicht zu den Zauberern zurückgeht. Aber das Fiepende Kind wird zur Zentrale überstellt. Du und ich, wir werden ihn begleiten. Und Loam wird mich während meiner Abwesenheit vertreten.«
»Du meinst, er wird während deiner Abwesenheit saufen und Karten spielen«, knurrte der dicke Frank.
Loam grinste nur.
»Na gut«, sagte Frank dann, »wenn es nun mal nicht anders geht … Öffnet die Tür.«
»Ich komme mit euch«, sagte Monmouth
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