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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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Baumgruppe hinweg zu einem Steinstrand und zum Meer hinunter. Sie hatten das Boot an den Strand geschoben. Jetzt lehnte es, den Bug auf den rundgeschliffenen Steinen, auf der Seite. Die Segel schlugen noch im Wind. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, sie einzuholen.
    Als er über die Schulter des dicken Elfs hinweg wieder ins Innere der Höhle blickte, konnte er immer noch nicht ganz fassen, was er da sah.
    Knapp zwei Meter über dem Boden erhob sich eine Decke aus Erdreich, an der es von aus Lehm geformten und zu Fratzen verzogenen Gesichtern nur so wimmelte. Zungen wurden frech herausgestreckt, die Wangen aufgeblasen und die Augen verdreht. Eine Wand war ebenfalls mit diesen Gesichtern bedeckt. Die anderen Wände waren von Zetteln übersät, die mit dünnen Ästchen angepinnt waren. In der Mitte des kleinen
Raumes, wo der Boden halbwegs eben war, stand ein Fass mit einer Tischplatte darauf. Um diesen Tisch herum saßen vier kleine Männer. Sie hielten Spielkarten in den Händen und hatten Gläser mit einer bräunlichen Flüssigkeit vor sich stehen. An der Wand hinter ihnen waren Äste wie ein Türrahmen ins Erdreich gedrückt. Es war eine Tür nach nirgendwohin, aber ihre Innenfläche war vollkommen glatt – die einzige Stelle, die nicht von den bizarren Grimassen verunziert war.
    Die kleinwüchsigen Männer hatten allesamt dichtes, zerzaustes Haar, das ihnen von den Köpfen abstand. Drei von ihnen hatten schwarze Haare − ebenso schwarz wie ihre Augen. Einer trug einen Kinnbart, der nächste einen dicken Schnurrbart, der in Koteletten überging, und der letzte einen Backenbart, der an seinem rasierten Kinn spitz zusammenlief. Der vierte Mann, der am nächsten zur Tür saß, hatte rotes Haar. Es war so feuerrot und so zerzaust, wie Henry es noch nie gesehen hatte. Und er hatte mehr Sommersprossen, als überhaupt Platz in seinem Gesicht war.
    »Bist du verrückt geworden, Frank?«, fragte der rothaarige Elf. »Du weißt doch, was in der Satzung steht.«
    »Frank?«, fragte Henry. »So heißt mein Onkel.«
    Der dicke Elf, der den Namen Frank trug, warf Henry einen Blick über die Schulter zu. »Darauf kann er stolz sein.« Dann richtete er seinen Blick wieder nach vorn. »Dies ist der Elfenkorridor für diesen Bezirk. Der Zutritt ist Teil unserer Bundesrechte. Auch wenn das Komitee uns dafür die Zeche zahlen lässt.«
    Der rothaarige Elf stand auf und legte seine Karten auf den Tisch. Seine Sommersprossen verdunkelten sich. »Sie gehören
aber nicht hierher, Franklin Fett-Elf. Das Komitee wird dir dafür die Ohren lang ziehen.«
    »Es wird ihn versetzen!«, platzte ein anderer Elf dazwischen. »Sie werden Frank auf die Walross-Farmen schicken!«
    Sie brachen in Lachen aus und durch das Gekicher klang immer wieder ein geprustetes »die Walross-Farmen!«.
    Frank verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich breitbeinig hin. »Na, ihr seid ja echte Spaßvögel, was? Ich kenne die Satzung und ich zahle meine Steuern, was man von euch lustigen Gesellen nicht durchweg behaupten kann. Als Hilfs-Kassenwarts-Assistent wollte ich ohnehin gern ein paar Gespräche führen. Wir können das auf der Stelle tun, Junker Loam.« Frank schwieg einen Moment und sah den dunkelhaarigen Elf mit dem Backenbart eindringlich an. »Wir können es aber auch noch ein bisschen hinausschieben. Wollt ihr wissen, warum ich ihn hierher gebracht habe?«
    »Das spielt überhaupt keine Rolle«, sagte der rothaarige Elf. »Ich habe keine Bewilligung zu Gesicht bekommen.«
    Der dicke Frank schnaubte. »Junker Roland, ich muss dich daran erinnern, mit wem du hier sprichst! Ich war schon fünf Jahre in Badon Hill, als du an diesem unbedeutenden Fleck noch den Ziegen hinterhergejagt bist. Du weißt doch, dass es um etwas Wichtiges gehen muss, wenn ich Menschenblut in einen Korridor bringe. Und wenn dein Verstand deine Zunge nicht im Zaum halten kann – dann versuch doch mal die Zähne zusammenzubeißen.«
    Roland verzog das Gesicht. Dann trat er einen Schritt zurück, setzte sich auf seine Bank, nahm sein Glas in die Hand und leerte es.

    Schweigen herrschte im Raum, und Frank fuhr fort: »Ich habe ihn hierher gebracht, weil ich weiß, dass ein Elf wichtigere Aufgaben hat, als die Ziegenmilch dicker, bereits angesäuerter Zauberer zu vergären. Der Name dieses Jungen lautet Henry, und der andere heißt Monmouth. Und wenn die beiden ihre Augen benutzen, dann sehen sie – wenn ihr wisst, was ich meine.« Frank trat zurück und legte Henry

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