Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
Vom Netzwerk:
»Was hast du in diesem Hauseingang sonst noch versteckt, dicker Elf?«
    »Einen jungen Zauberer, Sir. Aber einen gutartigen. Er hat schwere Verletzungen.«
    »Monmouth?« Henry sprang in den Hauseingang.
    »Pilze«, sagte Monmouth leise. »Kein Baum. Darius’ Kraft stammt von den Pilzen. Sein Brandzeichen ist Gift.«
    »Pilze«, wiederholte Caleb. »Das erklärt seine Kraft schon eher – auch wenn es mir nicht unbedingt weiterhilft.«
    »Caleb?«, rief eine Stimme. In der Dunkelheit sah Henry den alten Eli näher kommen.
    »Eli«, sagte Caleb. »Du bist völlig unversehrt! Wie bist du durch die Schlacht gekommen?«
    »Mit Lady Hyazinth«, sagte er. »Im Hospital. Frag sie, wenn du mir nicht glaubst. Aber jetzt schickt sie mich, um euch zu sagen, dass der Tisch gedeckt ist und der Priester wartet.«
    »Der Priester?«, fragte Caleb.
    Eli nickte. »Für die Taufe.«
    »Das wird auch Zeit«, bemerkte der dicke Frank.

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    H yazinth war sehr froh. Doch sie war eine weise Frau und ein alter Feind war wiederaufgetaucht. Sie glaubte nicht, dass ihr Glück von Dauer sein würde.
    In ihrem Zimmer gab es ein großes Fenster, durch das fast den ganzen Tag die Sonne schien. Hyazinth hatte neun Kinder bekommen und für jedes ihrer Kinder hatte sie auf ihrer Fensterbank einen Baumschössling gezogen. Alle Magie i hrer Mütterlichkeit hatte sie auf diese Bäume verwendet, und nachdem sie groß genug waren, hatte sie die jungen Bäume hinter dem Haus in die Erde gepflanzt. Nun standen dort fünf Bäume. Drei waren abgestorben, als ihre ältesten Söhne gefallen waren. Die Bäume ihrer Töchter blühten in jedem Frühjahr, waren aber immer noch recht klein. Die Vegetation der Bäume ihrer noch lebenden Söhne aber folgte einem ungewöhnlichen Rhythmus. Auch ihre Blätter verfärbten sich und fielen ab, allerdings nicht dann, wenn in Hylfing Herbst war, sondern wann immer ihre Söhnen an irgendeiner Stelle der Welt dem Herbst begegneten. Und wenn irgendwo die Frühlingssonne ihre Gesichter beschien, sprossen und gediehen die Blätter der Bäume, obwohl vielleicht gerade um das Haus
ihrer Mutter herum Winter herrschte. Einen Baum gab es aber, mehr ein Schössling als ein junger Baum, der noch immer in einem kleinen Topf auf Hyazinths Fensterbank stand. Es war Henrys Baum − auch wenn der Baum seinen Namen nie gehört hatte. Kein einziges Blatt und keine einzige Knospe hatte er bisher hervorgebracht − aber er war auch nicht eingegangen.
    Hyazinth betrachtete ihn und streichelte ihn liebevoll. Dabei summte sie. Der Schössling war biegsam und randvoll mit verborgenem Leben.
    Dann hörte Hyazinth von unten Stimmen. Die anderen waren da. Sie wandte sich um und ging zur Treppe.
     
    Onkel Frank und Caleb trugen Monmouth ins Haus, während Zeke und Henry in der Tür des Vorderzimmers stehen blieben und sich umsahen. Richard, der sackartige Kleidung trug, gesellte sich zu ihnen. Von überall waren Tische geholt, zusammengeschoben und gedeckt worden. Eine staubige Weinflasche, die größer war, als Henry je eine gesehen hatte, stand auf dem Tisch, außerdem riesige Platten mit kaltem Fleisch. Tante Dotty huschte mit je einer Schüssel gedämpfter Äpfel in jeder Hand um den Tisch herum. Ihr Gesicht war gerötet, wie an dem Tag, als Henry sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und ihr Haar, das sie zwar irgendwann zurückgebunden hatte, fiel ihr ins Gesicht.
    Als sie Henry sah, setzte sie die Schüsseln ab und eilte zu ihm. Sie fühlte sich weicher an als seine Mutter und sie umhüllte Henry mit Apfelduft. Sie lächelte und küsste ihn und konnte kein Wort sagen, und dann führte sie ihn zu einer weißhaarigen
alten Frau, die bereits am Tisch saß. Die Frau war blind und lächelte.
    Henrys Cousinen und seine Schwestern saßen bei ihr. »Das ist deine Großmutter Anastasia«, sagte Dotty, und die Frau befühlte sein Gesicht, nahm seine Wangen in ihre Hände und küsste ihn auf den Kopf. Die kleine Anastasia saß neben ihr.
    Monmouth war versorgt und in einer Ecke des Zimmers auf Kissen gebettet worden, wo er eingeschlafen war. Der dicke Frank wollte sich nicht setzen und drückte sich nervös in der Nähe der Tür herum, wo er an seinen Fingernägeln herumpulte und nagte.
    Der Wein wurde eingeschenkt. Hyazinth nahm Henry am Arm und dirigierte ihn auf einen Platz, wie sie es auch schon mit Richard getan hatte. Zeke saß links neben Henry und seine beiden Onkel an den Stirnseiten der langen Tafel. Eine Schale mit warmem

Weitere Kostenlose Bücher