Fluch der 100 Pforten
umflutet, über ihn hinwegsegelte und über der Tür in der Wand stecken blieb.
Der Druck war verflogen. Die Menschen um den Tisch herum atmeten auf.
Großmutter Anastasia lachte.
Der Mann hob den Arm und schob seine Kapuze zurück. Er sah aus wie Caleb, aber gleichzeitig älter und jünger als er. Und wie Frank.
»Es gibt keinen stärkeren Zauber als eine Taufe«, sagte er. »Und nur mein Sohn hatte genügend Kraft, um sich zu rühren.«
»Mordechai!«, rief Hyazinth aus. Dann lag sie ihm schon in den Armen.
Und der dicke Frank brach neben ihnen in Tränen aus.
Darius wanderte über die Ebene und die Welt um ihn herum erstarb in Stille.
Er ist da.
»Ja«, sagte er.
Beginne das Ende.
»Ist das denn die Möglichkeit?«, fragte Caleb lachend. »Mordechai! Mit einem Mal kommst du einfach durch die Tür hereinspaziert, in dieses Haus, das dich so lange entbehren musste!«
»Elfenzauber«, sagte der dicke Frank und wischte sich die Augen. »Als ich gehört habe, dass das Komitee die Taufe fürchtete, hatte ich keinen Zweifel, was sie getan haben mussten: Dich in ein Hünengrab gesperrt und das Kind ungetauft zurückgelassen, diese Dummköpfe!«
Mordechai sah auf den kleinen runden Elf hinab. »Du hast ihm gesagt, er soll ein Messer werfen«, sagte er. »Du hast dein eigenes Volk hintergangen und ihren Zauber verraten.«
Frank schnaubte. »Mein Volk hintergangen? Meiner Meinung nach ist es das Komitee, das unser ganzes Volk hintergangen hat – ganz zu schweigen von dir.«
Mordechai lächelte und sah sich im Raum um. »Francis?«
Onkel Frank nickte. »Es ist lange her, dass wir dem Hund des Bischofs Steine hinterhergeworfen haben.«
Mordechai lachte. »Und wer ist der angeschlagene Zauberer
da in der Ecke?« Er deutete auf Monmouth, der immer noch schlief.
»Das ist ein Freund«, sagte Henry. »Er hat mir geholfen, hierher zu gelangen. Ein Glück, dass ich dich mit dem Messer nicht getroffen habe«, fügte er hinzu. »Ich hatte es echt vorgehabt. Ich dachte, du wärst Darius.«
»Darius? Wer ist das?«, fragte Mordechai.
Der Boden unter ihren Füßen erzitterte. Weingläser kippten um und ergossen sich über den Tisch.
Draußen begannen die Glocken zu läuten.
Mordechai sah zu Caleb. Die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Was für eine Kraft ist das?«
»Nimiane von Endor ist erwacht«, antwortete Caleb. »Sie ist im Besitz eines Zauberers namens Darius. Er ist mir mehr als ebenbürtig. Ich habe ihm einmal aufgelauert und ihn mit einem Pfeil des Alten Königs getroffen. Er hat sich in seinem Fleisch in Asche verwandelt.«
Mordechai seufzte. »Das Wiedersehen muss also warten. Aber ich werde nicht wieder verloren gehen.«
Hyazinth ließ ihn los und er ging rasch zu seiner Mutter, die in ihrer Blindheit lächelnd dasaß. Er küsste sie und sie fasste ihn am Arm.
»Du warst eine Weile nicht zu sehen«, sagte sie. »Aber ich war immer bei dir.«
»Das warst du«, sagte er. »Und ich danke dir.«
Die beiden Töchter standen in der Küchentür. Mordechai ging zu ihnen. »Ihr ward zu jung, um euch an mich erinnern zu können«, sagte er. »Aber wir werden uns schnell kennenlernen.
« Er küsste beide zuerst auf den Kopf und dann auf die Wangen.
»Mordechai«, sagte Hyazinth. »Bist du nicht müde? Willst du geschwächt in die Schlacht ziehen?«
»Ich habe endlose Jahre mit Ruhen verbracht. Die Schwäche in meinen Knochen wird sich nicht durch weitere Ruhe vertreiben lassen. Kommt, ihr Männer, die ihr kämpfen könnt. Geistlicher Vater, Ihr bleibt hier. Es wird Verwundete geben, die Eurer bedürfen. Mein Sohn, gemeinsam haben wir ein Abenteuer erlebt, das nun zu Ende gegangen ist. Wir werden ein weiteres erleben, das bedeutend kürzer ist – heute Abend. Das letzte Blut Endors erwartet uns.«
SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL
I m Zucken der Blitze und im Schein brennender Häuser konnte Henry erkennen, dass die Mauer von einer Bresche zur anderen komplett niedergerissen war. Der Wind toste ihnen entgegen, während sie sich den Berg zur Brücke hinabkämpften. Anders als beim letzten Mal, waren jetzt keine davoneilenden Gestalten und keine schwarzen Kutten in den Flammen zu erkennen.
»Er ist sehr stark«, sagte Mordechai. »Und sprungbereit wie ein Tiger.«
Die drei Brüder führten die Gruppe an. Sergeant Simmons humpelte neben ihnen her. Zeke und Richard hatten Henry in die Mitte genommen, und der dicke Frank tänzelte zwischen ihnen allen hin und her. Eli zockelte als Letzter
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