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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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sagte sie. »Es tut mir leid.« Sie wandte sich zur Tür. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Königin den Arm hob. Worte, die sie nicht verstand, klangen durch den Raum. Es war ein Befehl, der die Tür verriegelte.
    Aber das hatte Henrietta erwartet. Während die Worte noch im Raum hallten, schlug sie einen Haken, lief zum Fenster und sprang.
    Sie blieb mit den Knien an der Fensterbank hängen und fiel vornüber, und durch den Befehl Magdalenes schlugen ihr die Fensterflügel in die Rippen. Sie purzelte nach draußen, landete auf der Ziege und fiel in die Rosenbüsche. Sie spürte die Kratzer und hörte das Geräusch, mit dem die Dornen ihre Kleidung zerrissen, als sie aus dem Beet kroch. Dann
aber sprang sie auf die Füße, beglückwünschte sich, dass sie Schuhe trug, und rannte los so schnell sie konnte.
     
    »Wir sollten besser umkehren«, sagte Zeke. »Die Sonne sinkt und es kann schnell dunkel werden. Wir wollen uns ja nicht verfahren.«
    Sergeant Simmons nickte. Er lenkte den holpernden Streifenwagen nach rechts, vollzog im hohen Gras eine Wendung um hundertachtzig Grad und fuhr wieder auf den staubigen rosafarbenen Horizont zu.
    Sie waren knapp zehn Kilometer in jede Richtung gefahren und dann wieder umgekehrt. Gesehen hatten sie nichts. Keine Bauwerke, keine Tiere, keine Bäume. Nur Gras. Eine Welt aus Gras.
    Natürlich, ein Gebäude gab es nun − nachdem das Haus der Willis’ hierher geraten war. Und Zeke und Sergeant Simmons wollten es nicht aus den Augen verlieren. Vielleicht würde es ja auch irgendwann mal Bäume geben. Der winzige Schössling einer kanadischen Pappel hatte sich neben dem Haus eingenistet und war nicht abgemäht worden. Zwei Ahornsamen, die vor dem Haus lagen, schoben gerade ihre Wurzeln in den Boden. Nur eine junge Weide war sich noch nicht ganz sicher.
    Dank der Raupen-Population, die die Versetzung des Hofes überlebt hatte, würde es demnächst auch zwei Sorten Schmetterlinge geben und sieben Sorten Motten. Und Ameisen und Erdkäfer, Blattläuse und Marienkäfer und Spinnen. Aber keine Heuschrecken. Denn nur eine hatte die kosmische Versetzung überlebt, und dieses Exemplar war männlich und der Einsamkeit geweiht.

    Als Nachkommen zweier vor Ewigkeiten abhandengekommener und mittlerweile verstorbener Hausgenossen, waren einige Wüstenrennmäuse übrig geblieben, die es sich unter dem Küchenfußboden bequem gemacht hatten. Sie waren diejenigen, die eine echte Veränderung herbeiführen würden. Sie würden sich in einer Welt ohne Fressfeinde wiederfinden und ohne Menschen. Eine Welt, in der die Rennmäuse die Krone der Schöpfung darstellten. Sie würden fett werden. Und sich vermehren. Stark vermehren.
    Von all dem hatten Sergeant Simmons und Zeke Johnson keine Ahnung, als sie in den Reifenspuren ihres Wagens zurückfuhren, im Wettrennen gegen das Licht. Ebenso wie der Mensch, der diese Welt als Erster betreten und Grassamen an seinen Stiefeln mitgebracht hatte, nicht wusste, was er damit anrichtete.
    Frank sah das Auto zurückkommen. Penelope und Anastasia saßen nebeneinander. Richard saß für sich allein. Er hatte noch immer kein einziges Wort gesagt.
    Dotty hatte eine Decke und alles kalt genießbare Essen aus dem Haus geholt, das sie finden konnte. Sie stand neben Frank und knabberte an einem Cracker. Noch mal hineinzugehen, zurück in die Dunkelheit und die Nässe und den Geruch nach abgestandenem Meerwasser, dazu hatte sie keine Lust.
    Frank fuhr sich mit der Hand durch das Haar und sah ein paar versengte Strähnen herabrieseln. Er ging zu Richard und ließ sich schwerfällig neben ihm auf den Boden sinken.
    Richard sah auf und Frank lächelte.
    »Und, Richard?«, fragte Frank. »Weißt du vielleicht, welches Fach es war?«

    Richard schüttelte den Kopf.
    »Was haben sie denn da mit dir gemacht?«, fragte Anastasia.
    Dotty warf ihr einen tadelnden Blick zu.
    »War Henry bei dir?«, forschte Frank.
    Richard zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Wir wollten zu irgendeinem Fitz-Ort, aber dann hat mich irgendetwas an die Wand gesaugt und ich bin ohnmächtig geworden. Oder zumindest glaube ich, dass ich ohnmächtig geworden bin.«
    Dotty beugte sich zu ihm herunter und tätschelte ihm die Schulter. »Ich bin froh, dass du wieder bei uns bist, Liebling. Dass wir dich zurückhaben.«
    »Zurück ist er ja nicht. Wir sind doch alle irgendwo anders«, bemerkte Penelope leise. »Ich muss mal aufs Klo.«
    »War Henrietta auch dabei?«, fragte Frank. »War

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