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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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sie im Zimmer, als du ohnmächtig geworden bist?«
    »Nein«, sagte Richard. »Henry wollte nicht, dass sie mitkommt. Er wollte ihr nichts verraten.«
    Frank biss sich auf die Lippe.
    Penelope stand auf. Sie schwankte ein bisschen. »Ich muss aufs Klo.«
    »Wenn du einen Busch finden willst – viel Glück«, meinte Anastasia.
    »Ich gehe nach drinnen.«
    Dotty sah zu Frank.
    Frank beobachtete den Streifenwagen, der näher rumpelte.
    »Frank?«, fragte sie.
    »Hm?«, machte er.
    »Meinst du nicht, dass das gefährlich ist? Ich finde es nicht
gut, wenn Penelope ins Haus geht und sämtliche Fächer offen stehen. Wer weiß, was noch hindurchkommt?«
    Penelope wartete.
    »Henry und Henrietta sind weg. Und wir sind auch weg«, meinte Frank.
    »Frank?«
    »Weiß der Himmel, in welcher Welt wir sind. Überall und nirgends.«
    »Frank, Penny möchte im Haus aufs Klo gehen.«
    Frank stand auf. Der Streifenwagen blieb im etwas niedrigeren Gras stehen.
    Zeke sprang heraus und zuckte die Schultern. »Nichts«, sagte er. »Absolut gar nichts.«
    Sergeant Simmons öffnete die Tür und wuchtete sich heraus. Sein Gesicht war blass.
    »Passt auf!«, sagte Frank. »Ich gehe mal kurz rein.«
    Sergeant Simmons nickte und Frank und Penelope gingen zur Haustür.
    Das Haus stank. Nasse Teppiche sind schon schlimm genug. Aber Teppiche, die mit Meerwasser getränkt sind, sind noch viel schlimmer. Penelope hielt sich die Nase zu und watete zum Bad.
    »Nicht runterspülen, Penny«, sagte Frank.
    Penelope blieb stehen und sah ihn an. »Wieso?«
    »Kein Wasser, kein Abfluss, keine Elektrizität. Funktioniert alles nicht.«
    Penelope seufzte. »Stimmt. Hatte ich vergessen.«
    Sie ging ins Bad. Frank verschränkte die Arme und sah sich um. Draußen stand noch immer das letzte Tageslicht am
Himmel, aber im Haus war es kaum heller als in einer Höhle. Wenn die Fenster nicht alle sperrangelweit offen gestanden hätten, wäre es wohl noch düsterer gewesen.
    Frank durchquerte das Wohnzimmer, ging in die Küche und kramte in der Kramschublade herum. Sie quoll über von Stiften und Batterien, zerrissenen Gummis und Gebrauchsanweisungen für Geräte, die sie nie besessen hatten. Auf dem Boden der Schublade fand er eine kleine rechteckige Taschenlampe. Er schaltete sie ein und sah den kleinen orangefarbenen Fleck an, den sie an die Wand warf.
    Die Toilette wurde gespült.
    »Penny!«, rief Frank.
    »Tut mir leid! Ich hab’s vergessen. Aber es ist alles weggegangen.«
    »Kann schon sein«, sagte er. »Aber wohin denn? Und nachfüllen wird sich der Spülkasten auch nicht.«
    Im Esszimmer trafen sie wieder zusammen.
    »Also«, begann Frank. »Sag deiner Mutter, ich komme gleich wieder raus. Ich will nur noch mal schnell nach oben sehen.«
    Zusammen gingen sie zum Flur und an der Haustür ließ Frank Penelope allein weitergehen. Dann drehte er sich um und stieg die aufgequollene Treppe hinauf in den ersten Stock.
    »Frank!«, hörte er Dotty schreien.
    »Komme gleich!«, rief er zurück und betrat Großvaters Zimmer.
    Die Fenster waren herausgebrochen. Vorhänge und Glas und Holzblenden lagen auf dem Boden verstreut und auf Großvaters Bett.

    Der Schrank war geschlossen. Frank trat an ihn heran, öffnete die Tür und hockte sich mit seinem matten orangefarbenen Taschenlampenlicht davor. Sehen konnte er nichts.
    Er schob seinen Kopf und seine Schultern hinein, stützte sich auf seine Ellbogen und schob sich langsam, die Taschenlampe vor seinem Gesicht, Zentimeter um Zentimeter voran.
    Sein Kopf war durch; im Inneren des Schrankfachs an einem anderen Ort. Eine dicke Staubschicht häufte sich in den Ecken und um die Überreste eines Mäusekadavers.
    In der Mitte des Fachs aber war der Staub aufgewirbelt und beiseite gewischt. Offenbar war hier jemand entlanggekommen. Kürzlich möglicherweise, oder auch schon vor Wochen. Frank schob sich wieder zurück und setzte sich auf Großvaters Bett. Dies konnte die Pforte sein, durch die Henry und Henrietta geschlüpft waren. Sofern nicht jemand auf dem Dachboden die Kombinationen verstellt hatte. Immerhin hatte sie der verrückte Zauberer aus Kansas weggezaubert. Und dabei konnten sich die Schlösser verstellt haben.
    »Gut«, sagte Frank. »Dann schauen wir mal auf den Dachboden.«
    Auf dem Dachboden, an dem nur das runde Fenster am Ende hatte aufspringen können, war es stickiger als im übrigen Haus. Frank stand in der Tür zu Henrys Zimmer und beleuchtete mit seiner schwächer werdenden Taschenlampe die Fächer.

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