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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Raffael mir sowieso nicht mehr helfen, ihn von hier wegzubringen.
    Ich orientierte mich Richtung Meer. Die meisten Lüftungsschächte endeten dort. Einer von ihnen an einem der alten Bootskänale, die zur Lagune führten. Ein heller Streifen zeigte sich bereits am Horizont, als ich die Öffnung erreichte.
    Wild wuchernde Büsche boten mir Deckung, um unbemerkt nach Sanctifers Patrouillen Ausschau zu halten. Als ich mir sicherwar, niemandem in die Arme zu laufen, ließ ich mich in den Kanal gleiten. Wenigstens hatte das Wasser Badetemperatur, was mir das Abtauchen erleichterte. Abgesehen von der langen Strecke durch die Lagune musste ich noch die mit Engelsmagie gesicherte Grenze passieren, hinter der Sanctifers Palast verborgen lag. Wo sie verlief, wusste ich nicht. Dass sie ein Problem für mich darstellen würde, wenn ich zu spät reagierte, war abzusehen.
    Der Schatten der baufälligen Kanalwand bot mir Deckung. Dennoch versuchte ich, möglichst lange unter Wasser zu bleiben. Gut, dass Philippe mir das Tauchen beigebracht hatte.
    Meine Gedanken wanderten zu meinem italienischen Freund. Als ich neu in Italien war, hatte er mich vor allzu großen Schwierigkeiten bewahrt. Jetzt war ich an der Reihe, die Beschützerrolle zu übernehmen. Dass ich zum Schutzengel nur wenig taugte, spielte keine Rolle – für Dämonisches waren Engel wie ich zu ständig.
    Eine Brise vom Meer kräuselte das Wasser. Die zunehmende Strömung im Kanal erschwerte mir das Tauchen. Ich verdrängte meine Furcht, dass die Wellen von etwas anderem als Wind verursacht wurden, und schwamm schneller. Die Strahlen der aufgehenden Sonne schenkten mir Zuversicht. Ich würde es schaffen: Philippe retten, Sanctifer zu Fall bringen und Christopher davon überzeugen, dass ich ihn noch immer liebte.
    Eine dunkle Ahnung, der ein Geruch von Verwesung und süßer Lakritze folgte, zerstörte meinen Traum – sie hatten mich entdeckt. Panisch trieb ich meine Arme und Beine an, sich in Weltrekordtempo zu bewegen. Meine Schwimmzüge gerieten aus dem Takt. Ich kämpfte weiter. Aufzugeben oder mich ihnen zu stellen kam nicht in Frage. Es waren zu viele. Und alle kannten nur ein Ziel: mich.
    Mit übernatürlicher Geschwindigkeit holten sie auf. Aber auch in mir schlummerte ein Teil, der alles andere als menschlich war. Mein Racheengel wollte, dass ich den Kampf gegen sie aufnahm. Doch der Rest von mir wusste, dass das eine ganz schlechte Ideewar. Flügel und Wasser passten nicht zusammen – zumindest nicht, solange es rosafarbene Engelsflügel waren.
    Die ledernen Schwingen meiner Verfolger dagegen schienen für Wasser wie geschaffen zu sein. Anstatt ihrer Klauenhände benutzten sie ihre Flügel zum Kraulen. Es sah toll aus, wie sie mit ihren aalgrauen Körpern in atemberaubendem Tempo den Kanal entlangpflügten. Dass sie hinter mir her waren, schmälerte mein Vergnügen an dem Schauspiel allerdings gewaltig. Ich wusste, dass meine Chancen gleich null waren, und kraulte dennoch schneller. Irgendwo musste die Grenze sein, und ich hoffte, dass meine dämonischen Verfolger die mit Engelsmagie gesicherte Pforte nicht passieren konnten.
    Erst als eines dieser Wesen unter mir hindurchtauchte und den Weg versperrte, gab ich mich geschlagen. Wo auch immer der Durchgang lag, ich war zu langsam geschwommen.
    Mit gefletschten Zähnen und matten, seelenlosen Augen starrte das ledergeflügelte Wesen mich gierig an. Und obwohl alles an ihm verriet, wie gerne es seine Fänge in mein Fleisch geschlagen hätte, verharrte es beinahe reglos, keine Armlänge von mir entfernt. Es wartete: auf den Befehl seines Herrn und Meisters!
    Ich suchte den Himmel und den Kanal ab, aber außer noch mehr von diesen Kreaturen entdeckte ich weder ein Boot noch einen Engel. Sie schienen allein zu sein.
    Waren sie mir gefolgt, oder hatte sie jemand hinter mir hergeschickt? Sanctifer – oder Raffael?
    Inzwischen hatte auch der Rest der Meute mich eingeholt. Eine klauenbesetzte Hand griff nach mir – ich schlug zurück. Schneller, als ich mich dagegen wehren konnte, brachen meine Klauen hervor. Trotz des rasenden Schmerzes bohrte ich sie mit erschreckender Zielsicherheit in den Körper des Angreifers. Er heulte auf und ließ mich los, während die anderen beobachteten, wie meine rosaroten Plüschflügel sich ausbreiteten, voll Wasser sogen und ich langsam hinabsank. So sehr ich auch kämpfte, meine bleischweren Flügel zogen mich unerbittlich in die Tiefe. Wie blöd, dass ichnoch nicht gelernt hatte,

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