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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Albträume verfolgte, auf mein Zimmer. Vielleicht ahnte er, was ich vorhatte, und plante, mich in flagranti zu erwischen.
    Eine Nacht und einen langen Tag hielt ich es aus, meinen Drang zu zügeln, ein zweites Mal in das Lüftungssystem einzusteigen. Dann quetschte ich beim Abendessen meine Tischnachbarn nach Sanctifers Abwesenheit aus. Ich musste sicher sein, nicht in irgendeine Falle zu laufen. Und Raffael wollte ich nicht fragen, ob Sanctifer wieder den Palast verlassen hatte oder nur nicht zu den Mahlzeiten erschien, weil er etwas anderes plante.
    Ich erfuhr, dass die Dogin alle Ratsmitglieder zu sich befohlen hatte, um die unterbrochene Versammlung fortzusetzen, und Sanctifers Heimkehr sich aufgrund gewisser Ungereimtheiten noch ein wenig hinausziehen würde. Leider wusste niemand, welche Ungereimtheiten das genau waren, was meine Sorge, dass Christopher erneut den Zorn des Rats auf sich gezogen hatte, ins Unermessliche steigerte – ein weiterer Grund, herauszufinden, was Sanctifer alles in seinem Keller lagerte, und danach schnellstens zu verschwinden, um ihn auffliegen und mich von dem Pakt befreien zu lassen.
    Den Auftakt meines Plans umzusetzen, Raffael in meine Suite zu schleusen, war einfach. Schließlich war er für mich verantwortlich, und meine Drohung, Sanctifer den Zettel zu zeigen, den ermir in der Ballnacht unter der Tür durchgeschoben hatte, wirkte außerordentlich schnell.
    »Und, warum bin ich hier?« Raffael war weder naiv noch blöd. »Falls du mich überreden möchtest, dir noch mal Zutritt zu den Spenderäumen zu verschaffen, kannst du dir die Mühe sparen. Sanctifer lässt uns beobachten, sobald ich mit dir den bewachten Bereich betrete.« Raffaels schneidender Tonfall entging mir nicht.
    »Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor – zumindest nicht mit dir.«
    Der gläserne Briefbeschwerer zersplitterte in kleine Bruchstücke. Raffaels überraschtes Gesicht, kurz bevor ich ihn k. o. schlug, verstärkte mein schlechtes Gewissen. Schon den ganzen Tag über bereitete mir dieser Teil meines Plans die schlimmsten Magenschmerzen. Doch Raffael aus dem Spiel zu nehmen war die einzige Möglichkeit, ihn zu schützen.
    Mit einer Strumpfhose fesselte ich ihn an den schweren Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer, ehe ich ihm einen Knebel in den Mund drückte. Irgendwann würden sie dahinterkommen, wo er steckte. Doch je später das war, umso besser für mich.
    Verkleidet mit Raffaels Gehrock, verließ ich mit gekrümmtem Rücken meine Suite. Meine im Pagenstil hochgebundenen, nach vorn fallenden Haare verdeckten den größten Teil meines Gesichts. Auch wenn ich nicht annähernd so groß war wie Raffael, würde wohl kaum jemand mich in dem schwankenden Typen erkennen – betrunkene Engel waren hier keine Seltenheit. Denn von mir wurde erwartet, in einem der üppigen Kleider zu erscheinen, mit denen Sanctifer mich ausstaffierte. Gehröcke trugen hier ausschließlich Männer.
    Ich atmete ein wenig auf, als ich den Bootsschuppen erreichte, und versenkte alle überflüssigen Kleidungsstücke in dem Kanal daneben. Es war mir egal, dass ich mit der schwarzen Strumpfhose und der dunklen Bluse aussah, als hätte ich versucht, mich als Ninja zu verkleiden. Tarnung war wichtiger als Schönheit.
    Versteckt in einem der Boote, wartete ich bis weit nach Mitternacht. Die Chance, nicht entdeckt zu werden, stand umso besser, je weniger Engel unterwegs waren. Als in der Küche kein Licht mehr brannte, machte ich mich auf den Weg.
    Mit angehaltenem Atem huschte ich über die Kanalbrücke. Die Küche grenzte an den Wohntrakt, wo laut Plan eine Treppe nach unten führte – schließlich mussten auch Sanctifers unterirdische Gäste versorgt werden. Da das Wohngebäude bewacht war, wollte ich durch die Lüftungsschächte klettern, die im Küchentrakt endeten. Leider fand ich dort keinen Zugang zum Lüftungssystem.
    Ich blieb hartnäckig, schloss die Augen und konzentrierte mich auf den Plan der Palastanlage. Von irgendwoher war das Licht, das ich bei meiner letzten Tour gesehen hatte, in den Lüftungsschacht gefallen. Doch die Kamine über den Kochstellen führten alle nach oben und nicht nach unten, wie ich gehofft hatte. Aber vielleicht suchte ich auch nur an der falschen Stelle, und es gab auf dem Dach ein paar Öffnungen, die direkt nach unten führten.
    Schon während ich durch den Kamin nach oben kletterte, wusste ich, dass ich auf dem Dach einen Zugang zum Lüftungssystem finden würde. Der sanfte Hauch Dämonenduft

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