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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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schlotternden Kerl auf.
    Ich bekam schon Mitleid beim Zusehen. Nicht nur, weil ich seine Angst vor Sanctifer nachvollziehen konnte, sondern weil der Engel völlig konfus wirkte. Unsicher huschte sein Blick durch den Saal, verharrte kurz an der Sechsertruppe der Lederflügeligen, diein sicherer Reichweite Sanctifers Thron bewachte, sparte Sanctifer aus und blieb schließlich an mir und meinen Händen hängen.
    Ich versteckte sie unter den Armlehnen. Offenbar wusste Massimo, was ich war, oder er ahnte es. Die wachsende Furcht in seinen Augen schob ich seiner misslichen Lage zu – schließlich hatte ich ihm nichts getan. Ich kannte ihn nicht mal. Doch sein plötzlich hektischer Atem und seine geweiteten Pupillen bewiesen das Gegenteil: Ich war der Grund, warum er zitterte. Nicht Sanctifer oder die übelriechenden Miniausgaben des Schattens mit den Lederflügeln, sondern der Racheengel schüchterte ihn ein. Vielleicht spürte er, dass ein Teil von mir Sanctifer am liebsten ins Jenseits befördert hätte.
    Ich schenkte ihm ein Lächeln, doch das half nicht, seine Unsicherheit zu vertreiben. Stotternd spuckte er ein paar wenig zusammenhängende Sätze hervor, in denen er etwas von er habe seine Pflicht erfüllt, sei aber dennoch schuld und er hätte es besser wissen müssen erzählte. Er sah dabei nur mich an. Erst als Sanctifer ihm Einhalt gebot, wandte er sich ab, straffte seinen Rücken und fixierte ihn.
    »Was auch immer Ihr mit mir vorhabt, freiwillig werde ich mich Euch niemals anschließen.« Außer Sanctifer existierte für Massimo jetzt niemand mehr.
    »Das ist mir inzwischen bewusst, und auch wenn ich das bedaure, akzeptiere ich deine Entscheidung«, antwortete Sanctifer mit königlicher Würde, die mir die Galle überlaufen ließ: Sanctifer, König der Engel – das wäre er wohl gern!
    Meine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Ein bösartiges Gefühl griff nach meiner Seele. Dunkelheit vereint mit Gnadenlosigkeit.
    Als wären ihre Reflexe miteinander verbunden, reagierte der Trupp der Lederflügeligen mit unterwürfigem Kopfsenken. Erschrocken starrte ich zu Sanctifer und verpasste beinahe den Auftritt seines Schattenengels.
    Wütende Augen suchten nach mir und bohrten sich in meine. Ich hielt ihnen und den Gefühlen, die das dämonische Wesen inmir auslöste, ebenso stand wie Sanctifers Mentalangriff. Er wollte wissen, wie sehr mich der Anblick seiner Bestie aufbrachte, wie mächtig mein Wunsch wurde, sie zu töten. Doch ich war vorbereitet und verbarg mein Entsetzen, als die Kreatur mit atemberaubender Gefährlichkeit – die gebogenen Klauen in Lauerstellung, ihr Körper in Kampfhaltung – den Saal betrat.
    Sanctifers Angriff schwächte sich ab, die Kälte verschwand, doch die Verbindung zu ihm und dem Schatten blieb bestehen. Obwohl er nicht sprach, hörte ich klar und deutlich seine wohltönende Stimme. Allerdings rief er nicht mich, sondern Gabriella zu sich.
    Gabriella! Meine Vermutung wurde bestätigt. Sie war einst ein Racheengel gewesen. Der Rat hatte sie zum Tode verurteilt, weil sie einen unschuldigen Engel getötet hatte. Offenbar hatte Sanctifer, der Vollstrecker des Rats, seine Aufgabe nicht zu Ende gebracht. Anstatt sie zu richten, hatte er sie gebrochen und in ihre Schattengestalt gezwungen.
    Als besäße sie keinen eigenen Willen – was vermutlich auch der Fall war –, blieb Gabriella zu Sanctifers Rechten stehen. So deutlich, als würde sie mich umarmen, berührte mich ihr dämonisches Wesen mit all seiner dunklen Macht.
    Panik schlug über mir zusammen: Mein dämonisches Erbe wollte, dass ich so wurde wie sie – der Racheengel in mir drängte, ihre seelenlose Hülle zu zerstören, obwohl er spürte, wie gefährlich ein Kampf gegen dieses Monster wäre. Gabriella war mächtig. Wenn Sanctifer es ihr befahl, würde sie mich ohne Zögern töten – sie konnte es.
    »Du darfst gehen, sobald du deine Aufgabe erfüllt hast«, sagte Sanctifer zu mir. Mein Wunsch, so schnell wie möglich hier rauszukommen, war mir wohl anzusehen. »Denn heute darfst du den Schiedsspruch fällen und wählen, wer die größere Schuld in sich trägt: Massimo oder Raffael.«
    Raffaels Augenlid zuckte, sonst verriet nichts, was in ihm vorging. So ruhig, als hätte Sanctifer ihn zum Eisessen eingeladen, saß er auf seinem Stuhl – immerhin sah er mich jetzt an.
    Am liebsten hätte ich ihn geohrfeigt. Wie konnte er nur so ruhig sitzenbleiben, während sein Ziehvater ihn mal wieder als Spielball benutzte? Aber das hätte

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