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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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war nur eine Andeutung, aber dennoch genug, um meinen Jagdtrieb zu wecken. Die Öffnung zu Sanctifers Unterwelt entdeckte ich auf Anhieb. Dass ich beim Hinabsteigen feuchte Hände bekam, war die harmloseste Nebenwirkung des Dämonendufts. Mein Racheengelinstinkt drängte mich, meine Klauen in die Schachtwand zu schlagen.
    Ich zwang mich, langsam zu klettern, und beruhigte meinen hämmernden Puls mit tiefen Atemzügen. Fehler durfte ich mir nicht leisten. Auch keinen falsch gesetzten Fuß mit Sturz in die Tiefe.
    Das Duftgemisch aus Staub, Verwesung und süßer Lakritze zog mich an wie das Licht eine Motte. Ich hielt den Atem an und widerstand dem Drang, ihm zu folgen, sosehr es den Engel in mir auch reizte, gegen das Ding zu kämpfen. Zuerst wollte ich noch einmal nach Philippe und Lucia suchen und erst danach einen Blick aufdas Wesen werfen, bevor ich von hier verschwand. Schließlich waren ungeübte Klauen keine besonders effektive Waffe, um dieses Ding zu besiegen – das Messer hatte Raffael mir abgenommen.
    Dass ich zum Hilfeholen noch durch die Lagune schwimmen musste, war ein Problem, das ich mir für später aufhob – immerhin handelte es sich dabei nicht um einen dunklen Totenwächtersee.
    Dummerweise reagierte mein Instinkt völlig anders, als ich geplant hatte. Je intensiver ich dieses dunkle Wesen spürte und seinen aufreizenden Geruch einatmete, umso heftiger wuchs mein Wunsch, es zur Strecke zu bringen. Nur noch ein paar Windungen, und ich war bei ihm, konnte vollenden, was mir bei meiner Engelsprüfung nicht gelungen war – nach Philippe zu suchen, hatte ich längst vergessen.
    Ein dunkles Knurren ertönte am Ende des Schachts, dem ein helles Fauchen antwortete. Bevor wilde Kampfgeräusche die Schreie überlagerten, drängte der Racheengel in mir, sich zu erheben. Hier gab es nicht nur ein dämonisches Wesen, sondern mehrere .
    Mein Wunsch, sie alle zu töten, wuchs sprunghaft. Kampfbereit drängten meine Klauen, endlich hervorbrechen zu dürfen. Doch anstatt meinem Jagdtrieb nachzugeben, das Lüftungsgitter herauszureißen und den Wesen mit einem Überraschungsangriff ein Ende zu bereiten, presste ich mir die Handflächen auf den Mund, um mein Keuchen zu unterdrücken. Sie hätten mich schneller in Stücke gerissen, als ich sie würde zählen können.
    Erst nachdem sich mein Herzschlag auf Eiltempo beruhigt hatte, wagte ich mich die letzten Meter vor bis zu den Lüftungslamellen. Dort hörte mein Puls für einen ungesunden Moment ganz auf zu hämmern. Ein halbes Dutzend geflügelter Wesen kauerte im Schein einer altersschwachen Gaslaterne unter einer maroden Gewölbedecke, während in der Mitte zwei von ihnen gegeneinander kämpften. Wild und unbarmherzig schlugen sie ihre Fänge in das Fleisch des anderen, hinterließen mit ihren scharfen Klauen blutende Spuren oder rissen Löcher in die ledernen Flügel.
    Erneut schlug ich mir die Hände vor den Mund. Dieses Mal, um nicht laut aufzuschreien, als ein Flügel abriss. Das Ding brüllte vor Schmerz, spreizte seine Klauen und schlug nach allem, was sich bewegte. Dass es dabei nicht nur seinen Gegner traf, nahm es nicht mehr wahr. Blind tobte es in seinem Zorn, rasend vor Wut – und stachelte meine mit an.
    Eines der Monster verharrte in seiner Bewegung. Sein Kopf schnellte nach oben, seine Schnauze nahm Witterung auf. Meine?
    Ich blendete den bestialischen Kampf unter mir aus und hoffte, dass es mich nicht entdeckt hatte. Das bösartige Gebrüll schwoll an, ein bläulicher Blitz zuckte hinter meinen Augenlidern, und plötzlich war es totenstill. Jeden Moment erwartete ich, dass das Lüftungsgitter herausgerissen wurde, eine Klauenhand nach mir griff und mich in den Raum zerrte. Doch es blieb still. Die Meute hatte ihresgleichen unter sich begraben, gefräßige Ruhe das Brüllen erstickt.
    Nur langsam erwachte ich aus meiner Schockstarre. Es war tot, doch ich verspürte nur Ekel, kein Mitleid. Warum, konnte ich mir selbst nicht erklären. Was auch immer Sanctifer hier unter Verschluss hielt, Racheengel in ihrer Schattengestalt waren es nicht – vielleicht lag es daran.
    Ein lautstarker Streit entbrannte – vermutlich um die letzten Reste des Besiegten. Ich nutzte die Gelegenheit und kroch in den Hauptkanal zurück. Ich hatte genug gesehen. Je schneller ich hier rauskam, umso besser. Sollte Philippe tatsächlich noch irgendwo in Sanctifers Palast sein, würde ich ihn mit einem Trupp Engel schneller finden als allein. Nach meiner Knebelaktion würde

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