Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
Vom Netzwerk:
wie ich Sauerstoff aus Wasser ziehen konnte.
    Das Netz der aalförmigen Körper, die mich begleiteten, verdichtete sich. Was auch immer sie davon abhielt, mich zu töten, hatte diese dämonischen Biester wirklich gut im Griff – noch gieriger konnte wohl kaum etwas seiner Beute hinterherstarren als diese Wesen. Aber vielleicht warteten sie auch nur darauf, dass mein menschlicher Teil starb, bevor sie mich zerfleischten.
    Ein widerwärtiges Gefühl verdichtete sich in meinem Inneren. Grausamkeit. Gnadenlos. Eine verstümmelte Seele. Die Wassertemperatur schien auf Minusgrade abzufallen. Etwas Dunkles schluckte die Lichtstrahlen über mir. Mein Herz gefror zu Eis, als sich eine Lücke zwischen den aalgrauen Leibern bildete.
    Elegant wie ein Mantarochen glitt es mit gigantischen Schwingen durch das blaugraue Wasser. Seelenlose Augen in einem Gesicht, das keines mehr war, funkelten mich böse an. Sein Körper war etwas kleiner, aber genauso farblos und von roten Adern durchzogen wie in meiner Erinnerung.
    Meine dunkle Seite erhob sich und drängte den Racheengel beiseite. Ein anderer Teil von mir kämpfte sie zurück – ich wollte ein Engel sein und kein Monster.
    Klauenbewehrte Pranken rissen mich nach oben. Ich wehrte mich nicht – mein menschlicher Teil wollte weiterleben, und der brauchte dringend Luft zum Atmen. Also schloss ich die Augen und blendete das Bild des Schattenengels aus, der seine Seele an Sanctifer verloren hatte. Seine dunkle Anziehungskraft spürte ich dennoch. Begleitet von seinem Gefolge brachte er mich zurück und sperrte mich in ein finsteres Loch irgendwo unter Sanctifers Palast.

Kapitel 21
Galgenparty
    S anctifers diabolisches Grinsen verriet ihn. Er hatte sein Ziel beinahe erreicht. Dass er mich weder als Rache- noch als Schattenengel, sondern nur als Lynn vorfand, schien ihm seine gute Laune nicht zu verderben.
    »Es tut mir ausgesprochen leid, dass dich meine dunklen Engel hier untergebracht haben«, bemerkte er mit einem angewiderten Rundumblick durch die fensterlose Zelle. »Hoffentlich haben sie dich nicht allzu sehr erschreckt. Ich wollte sie dir eigentlich erst zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen – nachdem du ein wenig mehr über mich und deine andere, ausgesprochen wertvolle Seite gelernt hast. Wobei ich mir eigentlich hätte denken können, dass du nicht sehr geduldig bist – wie alle Engel deiner Art.«
    Ich unterdrückte ein Schaudern und starrte auf meine krallenlosen Hände, um Sanctifers begehrlichem Blick auszuweichen. Die feinen, dunkelroten Linien an meinen Fingern verrieten, dass meine Klauen durchgebrochen waren. Mehr war nicht von meinem Racheengelanfall zurückgeblieben – zumindest äußerlich. Doch die Erinnerung, wie schnell ich nachgegeben und angegriffen hatte, erschreckte mich noch immer. Ebenso meine Hilflosigkeit danach. Verglichen mit dem dämonischen Schatten war ich ein flügellahmes Entlein – selbst als Racheengel mit Klauen an den Händen.
    »Du hättest besser Raffael fragen sollen, dir bei deinem Fluchtversuch zu helfen, anstatt ihn in deinem Zimmer an die Leine zu legen. Anscheinend liegt dir weniger an ihm, als ich angenommen habe.« Sanctifer wartete auf eine Antwort, doch ich verzichtete darauf, ihm zu widersprechen. Es würde Raffael schützen, wenn Sanctifer glaubte, dass ich ihm nicht traute.
    »Andererseits scheinst du mehr über meinen Palast zu wissen, als du solltest.« Der durchdringende Blick, mit dem Sanctifer mich musterte, ließ mein Herz schneller schlagen. Wusste er, was Raffael mir verraten hatte? Weil Raffael es ihm freiwillig erzählt oder gezwungenermaßen gestanden hatte? Ich sah beiseite. Raffael war seinem Ziehvater nicht gewachsen.
    »Aber ich bin mir sicher, dass du mir bald erzählen wirst, wo du dich bis zum Morgengrauen herumgetrieben hast. Du musst verstehen, dass ich auf deinen kleinen Ausflug … nun, sagen wir … reagieren muss«, erklärte Sanctifer mit einem spöttischen Zug um die Mundwinkel, der Angstwellen in meinem Körper erzeugte: Er sprach von Folter und Bestrafung. »Damit du nicht noch einmal auf die Idee kommst, dich meinen Wünschen zu widersetzen, habe ich mir etwas ganz Besonderes für dich ausgedacht.«
    Zu meiner Angst mischte sich Zorn. Sanctifer stand in Reichweite. Er war allein und unvorbereitet, und ich wusste inzwischen, dass meine Klauen ihr Ziel nicht verfehlen würden. Er bemerkte meine Wut – und seine Augen jubilierten. Eisige Kälte überzog mein Gesicht, kroch meinen Hals

Weitere Kostenlose Bücher