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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Löcher. Bestimmt wären demnächst Meerjungfrauen aufgetaucht, um mich in die Tiefe zu locken. So langsam sollte ich eigentlich kapiert haben, dass die Basilika mit reichlich Engelsmagie gesichert war. Wenigstens wusste ich jetzt, dass ich mich wieder in der Engelswelt befand.
    Ich gönnte mir eine Verschnaufpause, bevor ich die Wendeltreppe hochstapfte. Dennoch außer Atem landete ich in einer Ansammlung von Säulen, von der sich eine verschieben ließ. Natürlich befand ich mich nicht in der Nähe des Ausgangs, sondern am anderen Ende der Basilika. Unbemerkt an dem wachestehendenEngel vorbeizukommen war quasi unmöglich. Breitbeinig, mit in die Hüften gestemmten Armen, beobachtete Goldauge, wie ich mit durchgedrücktem Rücken und erhobenem Kopf die Kirchenhalle durchquerte. Ich deutete es als Fortschritt, dass er mich ungehindert passieren ließ.
    Meine langen Haare zu einem Zopf gedreht, damit nicht gleich jeder sehen konnte, wie nass sie waren – bei meiner enganliegenden Hose und dem schwarzen Pulli fiel die Nässe sowieso kaum auf –, eilte ich über die Planken der für das heutige Fest inzwischen vollständig gefluteten Piazzetta. Neugierige Blicke verfolgten mich dennoch. Die ersten Engel standen bereits erwartungsvoll beisammen, um gemeinsam das Lichtmeerfest zu begehen.
    Jeden Moment erwartete ich, Christopher in die Arme zu laufen, der mich mit einer senkrechten Falte auf der Stirn zur Rede stellte. Oder Aron, der mich für den Rest meines Venedigaufenthalts unter Hausarrest stellen würde.
    Ich begegnete niemandem – auch nicht in meiner Wohnung. Unbemerkt huschte ich ins Bad, versteckte schnell die nassen Kleider und das Berechtigungsband hinter den Handtüchern im untersten Fach des Badezimmerschranks und schlüpfte unter die Dusche. So lange, bis nicht mehr graubraunes, sondern klares Wasser aus meinen Haaren tropfte, ließ ich mir das Wasser über den Kopf laufen. Die Wärme beruhigte mich und half mir, im Geiste die ersten Sätze zu formulieren, mit denen ich Christopher ablenken wollte, falls er meine Unruhe bemerkte – viel lieber hätte ich ihm mein Herz ausgeschüttet. Doch damit wollte ich warten, bis ich wusste, wie ich ihn daran hindern konnte, an meiner Stelle zu Sanctifer zu gehen.
    Auf dem Flur zwischen Bad und Schlafzimmer traf ich auf den Engel mit dem athletischen Körper und dem hellen Engelshaar, der mein Herz schneller schlagen ließ – dieses Mal pochte es besonders heftig. Warme Smaragdaugen schmolzen zu flüssigen Edelsteinen, als Christopher mich, mit nichts als einem Badetuch bekleidet, ansah. Kurz zögerte er, bevor er seine Hand nach mirausstreckte, um mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Und dann erschien sie, die senkrechte Falte zwischen seinen Augen.
    Ahnte er, wo ich gewesen war? Kam jetzt das Kreuzverhör? Die Angst, ihn an Sanctifer zu verlieren, schmerzte unglaublich.
    Doch in Christophers Augen blieb die Wärme. Langsam wanderte seine Hand über meine Wange und weiter zu meinem Mund. Sanft fuhr er mit dem Daumen über meine Unterlippe. Eine Sehnsucht lag in seinem Blick, die mir den Atem raubte.
    Entschlossen schlang ich meine Arme um seinen Nacken. Sanctifer war vergessen. Und was Christophers Kuss mit mir anstellte, war mir egal. Ich brauchte ihn, seine Nähe, seine Wärme und die Gewissheit, dass er mich liebte. Gerade jetzt, wo ich selbst nicht wusste, was richtig oder falsch war.
    Weiche Lippen legten sich auf meine. Gierig erwiderte ich den Kuss. Christopher vergaß seine Vorsicht und zog mich an sich. Früher als beim letzten Mal breitete sich das erdrückende Gefühl in mir aus. Meine Knie drohten nachzugeben. Ich kämpfte dagegen an, zwang meinen Körper, Christophers Anziehungskraft standzuhalten. Doch anscheinend hatte ich heute schon zu viel Kraft eingebüßt. Kurz bevor die Dunkelheit mich aufsog, schob Christopher mich von sich.
    Mit einem kritischen Zug um die Mundwinkel beobachtete er, wie ich wieder zurückfand. Dass ich schneller als sonst einer Ohnmacht nahekam, während er mich küsste, gefiel ihm nicht. Aufmerksam suchte er in meinem Gesicht nach einem Grund für meine außergewöhnliche Schwäche. Als er die Luft einzog und sich meinen Haaren näherte, lehnte ich mich zurück, um ihm auszuweichen. Trotz intensiver Haarwäsche und Shampoo war ich mir nicht sicher, wirklich alle Duftspuren meiner Kanaltauchgänge ausgewaschen zu haben. Zum Glück hakte Christopher nicht nach.
    »Wir sind spät dran. Du solltest dich

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