Fluch der Engel: Roman (German Edition)
verlieren.
»Wir müssen beide noch viel lernen«, flüsterte er mir ins Ohr. »Du, deine Eifersucht zu zügeln, und ich, meine Energie, damit ich dich endlich so küssen kann, wie ich das schon lange tun möchte.«
Auch ich sehnte mich nach mehr, doch Christophers Stärke war meine Schwäche. Sobald er mich küsste, wanderte meine Engelsmagie zu ihm, und ich fiel in Ohnmacht.
»Verzeihst du mir, dass ich …«, Christopher suchte nach den richtigen Worten, was bei ihm nur selten vorkam. Natürlich gab er sich die Schuld, dass ich heute besonders schnell eingeknickt war. »Du hast eine kräftezehrende Prüfung hinter dir, auf die du nicht vorbereitet warst. Doch anstatt dir eine Erholungspause zu gönnen, raube ich dir auch noch den letzten Rest deiner Engelsenergie.«
»Das hast du nicht.« – Zumindest nicht alles.
Um ihm zu beweisen, dass ich einem weiteren Kuss dieses Mal länger standhalten würde, versuchte ich, mich aus Christophers Griff zu winden. Er ließ nicht zu, dass ich mich zu ihm umdrehte. Wie zwei Stahlbänder hielten seine Arme mich gefangen. Ich ergab mich seinem fesselnden Griff, drückte meinen Rücken gegen seinen muskulösen Körper und schloss die Augen. Christophers Arme waren das einzige Gefängnis, aus dem ich niemals fliehen würde.
»Verzeihst du mir?«
Ich murmelte ein »Ja«, unfähig, meine Stimme zu finden, und nickte, um sicherzustellen, dass ich seine Entschuldigung angenommen hatte.
Christopher hauchte mir einen sanften Kuss in den Nacken, der heiße Schauer durch meinen Körper jagte. Beim zweiten wurde mir schwindelig. Christopher bemerkte es und löste seine Lippen von meinem Hals.
»Und wenn es eine Ewigkeit dauert, bis ich lerne, dich zu küssen, solange du es nicht leid wirst, werde ich niemals damit aufhören.«
»Dann solltest du vielleicht ein wenig öfter üben, damit dein Lernerfolg nicht ins Stocken gerät«, neckte ich ihn in der Hoffnung, seinen Mund schnell wieder auf meiner Haut zu spüren. Ich hätte mir denken können, dass Christopher sich nicht manipulieren ließ. Dass mein Wunsch, geküsst zu werden, mich auf Treibsand führen würde, konnte ich natürlich nicht voraussehen.
»Nur wenn du mir versprichst, aufrichtig zu sein«, forderte er.
Mein Inneres versteifte sich. Bezog sich das Versprechen nur aufs Küssen oder ahnte Christopher, was ich ihm vorenthielt? Wusste er von meinem Treffen mit Sanctifer oder dem Racheengel mit den goldenen Augen? Um meine Unsicherheit zu verbergen, umklammerte ich seine Arme, drückte mich fester gegen seinen Körper, damit er mich nicht plötzlich zu sich umdrehen konnte, und stellte eine Gegenfrage.
»Und was ist mit dir?«
»Ich?«, fragte Christopher scheinheilig. »Ich werde aufhören, dich zu küssen, wenn ich genug von dir habe – aber ob das jemals passieren wird?« Um mir zu beweisen, dass das niemals der Fall sein würde, übersäte er meinen Nacken mit vielen kleinen Küssen, wobei er sorgfältig darauf achtete, mir genügend Erholungspausen zu gönnen.
Ich schloss die Augen und ließ mich auf meiner Wolke sieben treiben, bis Christopher sie verdampfen ließ.
»Und, wie lautet deine Antwort?«
»Ich werde einen anderen küssen, wenn ich dich nicht mehr ertragen kann.« Obwohl ich versuchte, ironisch zu klingen, schwang in meiner Stimme mehr als nur ein Funke Eifersucht mit. Ich war froh, dass Christopher mit einem Schmunzeln reagierte.
»Dann muss ich mich wohl anstrengen, damit es nicht so weit kommt.«
»Bist du niemals eifersüchtig?«, fragte ich frustriert.
»Doch. Seit du kein hilfloses kleines Wesen, sondern ein mächtiger Racheengel bist, und ich weiß, wie unglaublich verliebt ein Racheengel sein kann, sehr sogar.«
Christophers Eingeständnis kam überraschend. Um in seinem Gesicht lesen zu können, ob er mich nur aufzog oder es tatsächlich ernst meinte, ließ ich seine Arme los und drehte mich zu ihm um. Dieses Mal erlaubte er mir, seiner Umarmung zu entkommen.
»Dich und Paul zusammen lachen zu sehen, hat mich zu dir gelockt«, gab Christopher zu.
»Und deshalb wirst du mich gleich von hier verschleppen und in einen einsamen Turm stecken, damit du mich ganz allein für dich hast«, scherzte ich. Einem Gespräch, über Eifersucht bei Racheengeln und wie sie in den Griff zu bekommen war, fühlte ich mich im Moment nicht gewachsen – Christophers Augen funkelten viel zu gefährlich.
»Du solltest mich nicht auf dumme Gedanken bringen«, warnte er mich.
Wie ein heißer Windstoß
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