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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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aufzuhalten. Der rothaarige Racheengel blieb stehen und zielte mit seinem kristallklaren Schwert auf meine Schwingen.
    »Geh aus dem Weg, wenn dir deine Flügel lieb sind«, warnte er mich. Ich blieb standhaft. Für Christopher würde ich viel mehr als meine Flügel geben.
    »Nimm dein Schwert runter, Daragh«, zischte ich. »Hier gibt es keinen Schatten. Es ist Christopher. Und er hat Gabriella nicht getötet, sondern sie von ihrem Schatten befreit.«
    Naguals Honig-Muskat-Duft intensivierte sich. »Geh beiseite,damit ich sie sehen kann«, herrschte er mich an – er glaubte mir nicht.
    »Nur wenn du mir dein Schwert gibst.« Schließlich hatte ich keines mehr und brauchte etwas, womit ich Daragh in Schach halten konnte, falls Christopher seine Waffe gegen Nagual richten musste.
    Christopher mischte sich ein. »Lass ihn vorbei.« Seine raue, kaum wiederzuerkennende Stimme schnürte meine Kehle zusammen. Er litt, weil er ein Schatten war – und sein Schmerz wurde meiner.
    Ich zögerte. Christopher war noch weit davon entfernt, ein Engel zu sein. Und auch wenn Nagual mich im Zirkel unterstützt hatte, er war ein Racheengel, hielt ein Schwert in den Händen und wirkte im Augenblick nicht besonders friedfertig.
    Erst als ich Christophers warmen Atem in meinem Nacken spürte und er mir ein »Er wird mir nichts tun« ins Ohr flüsterte, trat ich beiseite – und vor Daragh, um Christopher wenigstens von einem der beiden abzuschirmen.
    Nagual streckte seine Hand nach Gabriella aus. Neben ihm und Christopher wirkte ihr Körper schmal und zerbrechlich. Sie war kaum größer als ich, nur ihre Haare schimmerten heller als meine. Und obwohl ich sie nicht gekannt hatte, wurde mir schwer ums Herz, als ich den toten Engel in Christophers Armen liegen sah.
    Naguals Goldaugen überzog ein dunkler Schleier. Selbst Daraghs harte Gesichtszüge wurden für einen kurzen Moment weich, als er Gabriella wiedererkannte. Trotz des dämonischen Erbes, das ein tiefverankertes Misstrauen unter Racheengeln auslöste, berührte sie Gabriellas Tod. Ein Teil von ihnen musste sie aufrichtig geliebt haben. Vielleicht war das der Grund, der Racheengel davon abhielt, sich gegenseitig zu jagen.
    Ich fing Christophers Blick auf, als er Gabriellas toten Körper an Nagual weiterreichte. Die Anwesenheit der Racheengel zehrte an seiner Selbstbeherrschung. Seine dunkle Seite war noch immer sehr mächtig. Er brauchte Abstand.
    Um Nagual und Daragh von ihm abzulenken, erzählte ich, was mit Paul und Lucia passiert war – schließlich musste sich jemand um das bewusstlose Mädchen und den verletzten Engel kümmern. Noch während ich sprach, verschwand Daragh im Zellentrakt. Nagual dagegen zögerte und betrachtete mich mit einem undefinierbaren Blick. Entweder er traute mir nicht, oder er befürchtete, ich könnte der nächste tote Engel sein, wenn ich bei Christopher blieb. Sein aromatischer Duft verstärkte sich.
    »Du solltest in die Basilika mitkommen«, forderte er mich auf.
    »Später«, antwortete ich und sah zu Christopher, der sich ans andere Ende des Raums zurückgezogen hatte.
    Nagual nickte. Er wusste, dass ich Christopher liebte, und akzeptierte meine Entscheidung. Mit Gabriella in den Armen folgte er Daragh, der Lucia über der Schulter trug, damit er Paul unter die Arme greifen konnte. Auch die anderen Racheengel sollten sehen, dass Gabriella kein Schatten mehr war.
    Meine Hand zitterte, als ich sie nach Christopher ausstreckte. Es hatte weh getan, die verletzten Klauen einzuziehen. Aber ich zitterte nicht vor Schmerz oder aus Angst, ein Monster zu berühren, sondern weil ich mir nichts sehnlicher wünschte, als Christopher in die Arme zu schließen. Es war mir egal, in welcher Gestalt er vor mir stand. Für mich existierte nur der Engel.
    Christopher wich vor mir zurück.
    Ich folgte ihm. Mir war klar, warum er vor mir floh. Er fürchtete sich davor, von mir berührt zu werden. Weil er Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren – wie schon einmal im Verlies im Schloss der Engel. Doch ich wusste, dass er mir nichts tun würde. In seinen Augen sah ich nicht die Gier eines Schattens, sondern erkannte dieselben Gefühle, die ich für Christopher empfand.
    Ein gequälter Laut entwich seiner Kehle, als ich sein von hervorquellenden Adern durchzogenes Gesicht in die Hände nahm. Litt er, weil er nicht wollte, dass ich ein Monster berührte?
    »Ich weiß, dass du es bist«, flüsterte ich, während ich mit meinen Fingern vorsichtig die Konturen seines

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