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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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einem blauen Kugelhagel aus himmlischem Feuer versanken, kämpfte Christopher über der Lagune um sein Leben und das Überleben der Engelstadt. Nur ich hinterließ weder auf dem Leib noch auf den Flügeln eines Engels meine Spuren. Denn bei mir fügte sich gerade ein Steinchen auf das andere.

Kapitel 32
Engelstränen
    E s war schwer zu erkennen, ob er freiwillig mitkam oder nicht. Dass die Engel ihn wie auf einem fliegenden Teppich transportierten, ließ beide Möglichkeiten zu. Ich tippte auf freien Willen.
    Wie der Sohn eines Perserkönigs thronte Raffael auf einem farbenprächtigen Teppich zwischen vier Engeln, die darauf warteten, dass ihre Mitstreiter den nur spärlich bewachten Campanile eroberten. Von dort konnte man die Stadt und Sanctifers dunkle Armee am besten beobachten – und sehen, wer überlebte.
    Ein bewaffneter Engel tauchte plötzlich vor mir auf. Ohne nachzudenken, zielte ich mit meinem Schwert auf einen der Flügel – und zuckte gerade noch rechtzeitig zurück, als ich erkannte, dass er zum Trupp der Dogin gehörte. Sie hatte ein paar ihrer Soldaten geschickt, um die Verteidigungslinie der Basilika zu stärken.
    Als ich wieder aufsah, war Raffael im Glockenturm verschwunden. Ich sollte ihm unbedingt einen Besuch abstatten. Vielleicht täuschte ich mich ja, und er war doch nicht so freiwillig hier, wie es aussah. Schließlich hatte er Christopher und mir zur Flucht verholfen.
    Christopher! Bei dem Gedanken, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte, wurde mir schwindelig. Ich fand ihn sofort. Der Kampf über der Lagune spitzte sich zu. Coelestins Krieger trieben Sanctifers Armee unaufhaltsam näher. Vom Kai aus könnte ich jetzt Christophers Gesicht sehen.
    Während Paul einen Engel entwaffnete, kletterte ich auf die Brüstung, breitete meine Flügel aus und sprang. Ich hatte mir auf der Piazzetta eine der wenigen freien Stellen zum Landen ausgesucht. Doch noch bevor ich mein Gleichgewicht halbwegs wiedergefundenhatte, wurde ich beiseitegestoßen. Eine Schar Putten floh vor einer Horde dunkler Engel. Ich dagegen erstarrte, als ich sah, womit sie bewaffnet waren – obwohl ich eigentlich damit hätte rechnen müssen, dass sie nicht nur mit Klauen kämpften. Schließlich waren auch sie einst Engel gewesen.
    Ihre Schwerter schimmerten in derselben Farbe wie ihre Flügel. Das nasse Grau war von einem roten Gespinst überzogen, das sich auf den Klingen widerspiegelte und im Takt ihrer dunklen Herzen pulsierte: Dämonenenergie in ihrer reinsten Form.
    Ich schluckte meine Angst und umklammerte mein Schwert. Auch meines schimmerte rötlich. Allerdings purpurrot.
    »Was hast du vor?! Dein Engeldasein zu beenden?« Paul packte meine Schultern und drückte mich zu Boden. Gerade noch rechtzeitig, bevor ein blauer Feuerball inmitten der dunklen Engel explodierte.
    Schwarzer Qualm stieg auf, beißender Gestank brannte mir in Nase und Augen. Zeit zum Durchatmen blieb keine. Wutentbranntes Geheul näherte sich uns. Paul war schon wieder auf den Beinen. Kampfbereit, mit erhobener Waffe.
    »Bleib, wo du bist!«, knurrte er, bevor er sich auf einen der dunklen Engel stürzte, die den Feuerbeschuss überlebt hatten.
    Keine Sekunde später stand ich neben ihm und blickte in die blutroten Augen einer Handvoll wütender Bestien. Sie kannten nur ein Ziel: mich, den Racheengel, zu töten.
    »Lauf!«, hörte ich Paul schreien.
    Sein Befehl kam zu spät. Mein Engelinstinkt trieb mich vorwärts. Diese seelenlosen Monster durften nicht überleben. Mein Schwert blitzte auf, doch noch ehe ich die herannahende Meute erreichte, fiel ein Dutzend rotmaskierter Engelkrieger über sie her. In einem Hagel blauen Feuers erstickten sie die dämonische Energie, mit der Gabriella die einstigen Engel zu Monstern gemacht hatte. Und obwohl ich wusste, dass sie ihr Leben schon verloren hatten, als Sanctifer ihnen die Seele raubte, wurde mir schlecht.
    Lag es an meiner Menschlichkeit, dass ich Mitleid empfand?
    Das übelkeiterregende Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. Ätzender Dämonengestank erschwerte mir das Luftholen. Hier, mitten auf der Piazzetta, erkannte ich erst, wie grausam der Kampf verlief. Abgeschlagene Flügel, klaffende Wunden, blutüberströmte Engel mit schmerzverzerrten Gesichtern, die verbissen gegen einen übermächtigen Feind kämpften. Aber auch Engel, die verzweifelt versuchten, das verzehrende Feuer zu löschen, das ihre Flügel zerstörte. Ein Bild des Grauens, vor dem ein Teil von mir am liebsten geflohen

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