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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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war nichtlänger der Schatten, der das für ihn übernehmen konnte. Und soviel ich von Aron wusste, konnte nur ein Engel, der sich der Seele eines anderen Engels bemächtigt hatte, dieses dunkle Geschöpf lenken. Allerdings traute ich es Sanctifer durchaus zu, dass er sich, anstatt zu kämpfen, lieber auf seiner Insel verschanzte und abwartete, wie erfolgreich seine Streitkräfte waren. Vernichte alles, was sich dir in den Weg stellt , war kein besonders schwieriger Befehl.
    Wie magisch angezogen, wanderte mein Blick zu Sanctifers Insel. Mein Herz pausierte. Sanctifers Wasserheer schwächte Christophers Engelseele, aber was sich dort zusammenbraute, würde ihn töten.
    Langsam rotierend, wie ein Kreisel kurz vor dem Umkippen, tauchten über der Insel unzählige Flügelpaare auf und formierten sich zu einer gigantischen Scheibe: Sanctifers Engelsarmee. Doch ich entdeckte nicht nur Engel über der Insel, sondern ein weiteres, noch viel größeres Heer mit Lederflüglern im Wasser. Der Trupp, gegen den Christopher kämpfte, war nur die Vorhut.
    Mein Engelinstinkt begehrte auf. Wütend erhob ich mein Schwert, zielte in die Mitte des Kreisels, wo ich Sanctifer vermutete, und schlug ein Loch in die Luft – bevor ich aus lauter Frust wegen meines unbeherrschten Wutanfalls die Waffe in ihre Einzelteile zerfallen ließ. Es waren so viele, und es würde nicht mehr lange dauern, bis Sanctifers Vorhut Christopher und die anderen Racheengel ans Ufer getrieben hatte.
    Und ich sollte hierbleiben und zusehen, wie Christopher vor meinen Augen in Stücke gerissen wurde?
    Entschlossen, nicht tatenlos abzuwarten, rannte ich zu Nagual auf das Dach der Basilika. Ich hätte besser, ohne ihn zu informieren, Sanctifers Dämonen am Kai begrüßt. Dass Nagual mir sein goldenes Schwert nicht zwischen die Rippen stieß, verdankte ich Aron, der Nachrichten von Coelestin überbrachte. Er war der Engel mit den weißen Flügeln, den ich neben Magdalena gesehen hatte.
    Als ihm klarwurde, warum Nagual wütend auf mich war, bildetensich auch auf seiner Stirn Zornesfalten. »Du hast vom Hüter der Basilika eine Aufgabe erhalten. Ich erwarte, dass du sie ohne Widerspruch erfüllst.«
    »Genau genommen hat er mir zwei Aufgaben erteilt«, hielt ich dagegen. »Und vom Dach aus kann ich wesentlich besser erkennen, wenn sich etwas der Basilika nähert.«
    »Solange Sanctifers Engelfreunde noch über der Lagune kämpfen, kann sie hierbleiben«, mischte Nagual sich ein. Mit Engelfreunde meinte er nicht die dunklen, sondern die Engel, die ich aufhalten sollte. »Auf der kleinen Kuppel kann Lynn mehr als die beiden Plätze überwachen, und ich erspare mir das Hin-und-Her-Fliegen.« Dass Nagual mich plötzlich verteidigte, überraschte mich. Zumal ich ihm das mit dem Hin-und-Her-Fliegen nicht abnahm.
    Ich hakte nicht nach. Und bevor Aron den Bodyguard spielen oder Nagual einen Rückzieher machen konnte, ließ ich die beiden stehen und verschwand im Inneren der großen Kuppel, um den Weg durch das Dachgestühl zu nehmen. Ich wollte mir einen Überblick verschaffen, bevor ich die schützende Barriere der Basilika verließ.
    Die kleine Kuppel am vorderen Rand des Dachs bot einen nahezu ebenso perfekten Blick über Venedig wie die große. Unter mir lagen der Vorplatz des Dogenpalastes und der Markusplatz mit dem hohen Glockenturm. Weiter hinten der westliche Teil der Stadt mit seinen zahllosen Palästen, Kanälen, Brücken und Plätzen.
    Mein Atem stockte, als mir plötzlich ein ätzender Hauch Dunkler-Engel-Gestank in die Nase stieg. Er kam vom vorderen Ende der Piazzetta. Sanctifers Vorhut hatte die Kaimauer erreicht. Das erste Geschöpf, das dem Beschuss der Racheengel entkommen war, kroch an Land – wo es eigentlich auf die Streitkräfte der Dogin treffen sollte. Doch außer dem kleinen Trupp, der Daragh begleitete, war vom Eingreifen der Dogin nicht viel zu sehen. Und Coelestins Engelskrieger hatten Venedig noch nicht erreicht.
    Glaubte Nagual ernsthaft, dass ich hierblieb und zusah, wie Christopher seine Seele verlor? Oder hatte er mich gerade deshalb hierhergeschickt, weil er erwartete, dass ich das Gegenteil machte? Nagual einzuschätzen war schwierig. Aber im Grunde war es egal. Mein Entschluss stand fest. Ich musste mir nur noch von Paul ein neues Schwert weben lassen.
    Blöderweise landete Aron neben mir auf der Kuppel, bevor ich verschwinden konnte. Und obwohl er offiziell nicht mehr mein Tutor war, drängte mich mein Gewissen, ihn um Erlaubnis zu

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