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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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nächste Mal fliegen möchtest. Es wird dir helfen, deine Flügel in Schwingung zu versetzen.«
    Christopher brachte mich nach oben – und meine Schulbücher. Er bestand auf einer Lerneinheit. Ich fügte mich, schließlich warteten demnächst ein paar Abiturprüfungen auf uns. Allerdings merkte ich schnell, dass er nicht zu lernen brauchte. Er wusste mehr, als in den Büchern stand. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, in dreihundert Jahren auch schlauer zu sein.
    Trotz Arons Zu-nahe-kommen-Verbots – das Christopher strikt einhielt – wurde es ein wunderschöner Abend. Kein Sanctifer, der zwischen uns stand, kein Gesetz, das uns trennte. Nur Christopher und ich aneinandergekuschelt unter dem Dach einer uralten Mühle.
    »Ich bin gleich wieder zurück«, beruhigte mich Christopher, als er seinen Arm unter meinem Nacken hervorzog.
    »Wohin gehst du?«, murmelte ich schlaftrunken. Ich war eingenickt, und in der Mühle war es inzwischen stockdunkel.
    »Ich muss kurz nachsehen, ob alles in Ordnung ist«, antwortete er und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Lippen, der mich in meine Traumwelt zurückschickte.
    Ich wartete vergebens. Christopher kam nicht. Nur in meinen Träumen sah ich ihn, als Monster, von Sanctifer geknechtet und gefoltert. Gefangen in meinen quälenden Träumen schreckte ich erst auf, als der helle Lichtstreifen am Horizont den bevorstehenden Sonnenaufgang ankündete.
    Aufgewühlt ließ ich meinen Blick durch die Mühle schweifen.Von Christopher fehlte jede Spur. Leise Panik kribbelte meinen Nacken empor. Unter Ich bin gleich wieder zurück stellte ich mir etwas anderes vor. Aber ein dreihundert Jahre alter Engel besaß natürlich ein anderes Zeitgefühl als ich. Meine Ungeduld wuchs trotzdem. Um mich abzulenken, kramte ich meine Lernsachen hervor. Alles war besser, als darüber nachzudenken, wo Christopher steckte. Schließlich hielt es mich nicht länger auf der Galerie. Die Aussicht durch die schmale Fenstergaube auf karge, schneebedeckte Bäume und eine immer tiefer stehende Sonne nervte allmählich – und landen konnte ich inzwischen ja.
    Meine Knie wurden weich, als ich auf die Brüstung kletterte. Erst nachdem sich beim Blick in die Tiefe meine Flügel entfalteten, kehrte mein Selbstvertrauen zurück: Ich war ein Engel – und Engel konnten fliegen. Der Sprung vom Geländer kostete mich dennoch Überwindung.
    Ein wenig schneller als unter Christophers Anleitung segelte ich hinab. Die Landung gelang beinahe perfekt. Wozu hatte ich Hände, mit denen ich mich an der Wand abstützen konnte, um den Schwung abzubremsen?
    Meine Flügel verschwinden zu lassen erwies sich als schwieriger. Meine Gedanken waren bei Christopher und nicht da, wo sie sein sollten. Letztendlich überwand ich auch diese Hürde – vermutlich würde aus mir doch noch ein passabler Engel werden.
    Christopher im Wald zu suchen, hielt ich für wenig sinnvoll – ich hätte mich sowieso bloß verlaufen. Doch ich wollte wenigstens nachschauen, ob der Rover noch da war.
    Mein Ausflug endete bereits an der Tür: einer schweren, massiven Eichentür mit gigantischen Angeln und einem klobigen Schloss, das sich keinen Millimeter weit bewegte. Egal, wie stark ich dagegentrat, es blieb standhaft. Der einzige Weg aus der Windmühle führte über die Gaube im Dach. Blöd, dass ich nicht gleich das Fenster genommen hatte.
    Meine Flügel erschienen überraschend schnell. Meine Angst um Christopher saß tief. Die Bilder aus meinen Albträumen ließenerneut Horrorszenarien auftauchen: Christopher bei Sanctifer. Ich musste sicher sein, dass es wirklich nur Träume waren. Eine weitere Nacht ohne Christopher würde ich nicht durchstehen, und bis zum Sonnenuntergang dauerte es nur noch ein paar Stunden.
    Obwohl ich alles gab, um meine Flügel in Schwingung zu versetzen, es funktionierte nicht. Als sich mein Rücken nach etlichen Versuchen nicht mehr durchdrücken ließ und meine Flügel schlaff wie zwei nasse Lappen an meiner Seite herabhingen, hörte ich auf, mir etwas vorzumachen. Ohne Christophers Hilfe war ich ein flügellahmer Engel, egal, wie gut ich landen konnte.
    Aufgeben wollte ich dennoch nicht. Schließlich konnte ich klettern. Und zwischen den rauen Feldsteinen gab es genügend Spalten, um Halt zu finden.
    Flügellos erklomm ich den ersten Absatz. Ein Kinderspiel, redete ich mir ein. Dass ich beinahe abgerutscht wäre, strich ich aus meinem Gedächtnis. Der längste und schwierige Teil, die sich verjüngende Dachkonstruktion,

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