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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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durchzukommen.
    »Genieß den Spaziergang und schnapp noch ein wenig frische Luft«, war alles, was ich Christopher entlocken konnte – keine besonders aufschlussreiche Antwort. Das Noch überhörte ich. Ich war viel zu aufgeregt, um mir über Kleinigkeiten den Kopf zu zerbrechen.
    Als ich endlich die alte, völlig zugewachsene Windmühle entdeckte, rutschte mir ein ungewollter Pfiff zwischen den Zähnen hindurch. »Welcher Idiot baut mitten im Wald eine so riesige Windmühle?«
    »Frag Ekin, allerdings standen hier damals nur wenig Bäume.«
    »Ekin war Müller?« Karatemeister oder Feldwebel hätte ich dem Schwertmeister der Engel durchaus zugetraut. Aber ein Mehl mahlender Müller? Nie und nimmer. Wenn er die Mehlsäcke genauso behandelt hätte wie mich, wären alle zerplatzt.
    »Ja, auch damals schon ein ziemlich schlagkräftiger. Er hat die Mühle mit seinem Soldatensold bezahlt, als er glaubte, sich zur Ruhe setzen zu müssen – was er allerdings nicht lange durchgehalten hat.« Das passte schon besser zu Ekin.
    Da Christopher meine Vorliebe für alte Gemäuer kannte, ließ er mich in Ruhe das dichtbewachsene Gelände rund um die Mühledurchforsten. Frischer Schnee lag auf dem Schindeldach, das wie eine schützende Haube die Windmühle bedeckte. Moos und Efeu wucherten die rissige Feldsteinwand empor. Am meisten jedoch hatte das Windrad unter der Witterung gelitten. Wie dürre Finger klammerten sich die spärlichen Überbleibsel an die umliegenden Bäume. Hätte der Wald die Konstruktion nicht vor dem Wind geschützt, für den sie einst gebaut wurde, wäre sicher nicht mehr viel davon übriggeblieben. Schön fand ich’s trotzdem. Umso mehr enttäuschte mich die Einrichtung im Inneren – wenn man das schmale Bett überhaupt so bezeichnen konnte. Einzig die kleine Feuerstelle strahlte in dem ausgehöhlten Gebäude ein wenig Wärme aus. Vermutlich lagen oben auf der Empore unter dem Dach noch Strohreste.
    »Sehr gemütlich«, stellte ich fest.
    »Ekin wollte nicht, dass ich hier viel verändere. Und wenn es nach Aron gegangen wäre, müsstest du auf einer Luftmatratze schlafen.«
    »Und du? Stehst neben mir Wache und schaust zu?«
    »Nein. Ich schau auf dich herab.« Ohne Vorwarnung umfasste Christopher meine Taille, verwandelte sich zum Engel und flog mit mir hinauf zum Heuboden. Unter einem verwirrenden Geflecht aus Holzstützen und Streben erwartete mich eine kleine Überraschung. Ein komplett möblierter Raum einschließlich Kochnische und kleinem Badezimmer.
    »Eigentlich wollte ich es ein wenig anders gestalten«, gestand Christopher, dessen Zimmer im Schloss sich deutlich von der rustikalen Möblierung unterschied. Die rotkarierten Vorhänge vor dem Fenster der Dachgaube würden eindeutig nicht zu seinem Stil passen. »Aber du kennst ja Aron.«
    »Der hält mehr vom Üben.« Wie auf ein Stichwort erschienen zuerst Arons reinweiße Flügel, bevor sein Kopf hinter der Brüstung auftauchte. »Und da du ihr mehr nimmst, als du ihr gibst, bestehe ich darauf, dass ihr so lange getrennt bleibt, bis sie es allein nach oben schafft.«
    Christopher knirschte mit den Zähnen. Arons Vorschlag gefiel ihm nicht besonders – mir auch nicht. Senkrecht nach oben zu fliegen gehörte in die Kategorie der fortgeschrittenen Flugmanöver – und ich schaffte es gerade mal so nach unten. Wobei ich mir nicht sicher war, ob ich hier drin überhaupt heil unten ankommen würde. Eine Punktlandung beherrschte ich nämlich auch nicht. Nur Bruchlandungen.
    »Kannst du nicht einmal Gnade vor Stress walten lassen?«, fragte ich, um Aron umzustimmen. Sein Blick verdüsterte sich. Für einen kurzen Moment streifte er Christopher, bevor er wieder an mir hängenblieb.
    »Nicht, wenn es um euch beide geht«, antwortete er und ließ sich auf einem der beiden Holzstühle nieder – offenbar beabsichtigte er, länger zu bleiben. »Der Rat würde die Mühle in Brand setzen und deine Ausbildung jemand anderem in die Hände legen, wenn er wüsste, dass Christopher dir hier das Fliegen beibringt. Also seid vorsichtig und übt auf keinen Fall außerhalb der Mühle.«
    »Ist jemand hier?« Christopher klang besorgt.
    »Nein, aber ich wette, Sanctifers flüsternder Knecht ist auf der Suche nach euch. Im Internat ist er jedenfalls nicht mehr.«
    »Vielleicht sollte ich ihn mir doch vorknöpfen«, knurrte Christopher. »Er ist schon längst überfällig.«
    »Das halte ich für keine gute Idee. Ein verängstigter Flüsterer ist das Letzte, was ihr

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