Fluch der Hestande
Anstürmenden mit Pfeilen zu Boden. Das ließ die Flutwelle noch einmal zum Stocken kommen. Aber als ein dritter fiel, überwog die Wut.
»Raegeseder, hilf uns!« flehte Fryll. »Ich bin gekommen, um dich zurückzuholen zu unserem Baum. Dann wirst du wieder Kraft genug haben. Aber hilf uns jetzt, oder es gibt keine Rückkehr…!«
Und Raegeseder half.
Er schob sich vor Mythor und ging dem Feind entgegen, der zum endgültigen Ansturm ansetzte. Er ging mitten unter sie.
»Das ist Wahnsinn!« rief Mythor und wollte ihm nach, doch Fryll hielt ihn mit letzter Kraft zurück.
»Er weiß, was er tut.«
Es wäre auch zu spät gewesen. Die Kruuks hoben mit wütendem Brüllen ihre Hämmer und schlugen zu.
Danach aber geschah etwas, das ihr Gebrüll in Panikschreie verwandelte.
Mythor, der hilflos die Fäuste geballt hatte, als sie Raegeseder erschlugen, sah, daß Fryll recht hatte. Raegeseder wußte, was er tat.
Und was er tat, war gewaltig.
Kruuks flogen plötzlich durch die Luft. Andere hingen an etwas Unsichtbarem, das sich hoch aufrichtete. Raegeseder war nicht zu sehen. Es gab nur dieses unsichtbare Ungeheuer, auf dem zwei Dutzend Kruuks zappelnd und brüllend hingen, manche so hoch, daß sie fast im Nebel verschwanden. Mythor sah, daß sie nicht versuchten, loszukommen, sondern verzweifelt bemüht waren, sich festzuklammern.
Der unsichtbare Riese war in Bewegung. Ein Rauschen war in der Luft wie vom Wind in Bäumen, und ein Duft von Blüten.
Etwas streifte Mythor, und Fryll zog ihn hastig beiseite. Die Mauer erbebte. Einige der zappelnden Gestalten fielen schreiend herab auf den Boden.
Die Kruuks hatten die Lust auf einen Angriff verloren und sich fast bis zum Feuer zurückgezogen, wo sie mit offenen Mündern und aufgerissenen Augen standen und das Ungeheuerliche starrten.
»Hab keine Furcht«, sagte Fryll glücklich. »Es ist nur seine wirkliche Gestalt. Er ist ein Baum. Wir müssen hochklettern. Bleib dicht hinter mir.«
Mythors tastende Hände fanden es gleich bestätigt, als er hinter Fryll nach den Ästen tastete und sich hochzog.
Er hielt inne und wandte sich um. »Ilfa!« rief er erneut.
Eine Antwort kam undeutlich, dann war Tumult an einem der Zelte.
Frylls Finger zerrten ihn an den Haaren. »Keine Zeit mehr. Rasch! Rasch!« Es klang flehend. »Jeder Augenblick… ist verlorene Kraft. Wir kommen wieder…!«
Mythor zögerte trotz Frylls Flehen. Er hörte Ilfas Stimme, sah an dem Tumult, daß sie wie eine Wildkatze kämpfte, doch sie vermochte sich nicht zu befreien. Mythor war drauf und dran, erneut hinabzuspringen und ihr zu Hilfe zu kommen, doch Fryll zerrte ihn mit solcher Gewalt an den Haaren, daß Mythor schmerzlich zur Vernunft kam.
Hastig folgte er dem Schrat über die unsichtbaren Äste und sprang auf die Mauer.
»Hilf mir!« rief Fryll. »Oh, ›Krause Tildi‹, laß ihn zur Vernunft kommen und mir helfen…!«
Er fuhr herum und sah Fryll über die Mauer gelehnt und etwas Zappelndes halten. Ringsum fielen Kruuks schreiend in die Tiefe. Mythor beugte sich hinab und griff zu. Er faßte ein dünnes Ärmchen. Schwache, nachgiebige Finger legten sich um seine Hand. Ihr Griff war kalt, und er spürte, wie sein Arm taub wurde. Rasch und mit einer Spur Panik zog er die schmächtige Gestalt auf die Mauer und schüttelte sie hastig ab. Sofort kroch Gefühl in seinen Arm zurück, und er hatte eine flüchtige Vision von Kraft und Pracht, die nicht menschlich war. Sie brachte eine große Ruhe über ihn, als hätte Zeit keine Bedeutung.
Während Fryll sich des erschöpften Raegeseders annahm, warf Mythor einen Blick hinab ins Dorf, dort wo er Ilfa vermutete, aber er konnte sie nicht entdecken. Die ersten Kruuks wagten sich an ihre verletzten Kameraden heran. Sie blickten voll Furcht, aber auch voll Grimm zu den Gefährten hoch. Sie würden nicht lange brauchen, um ihre Furcht zu überwinden. Aber dann wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt.
Die Krieger, die ausgezogen waren, den Angreifer zu bekämpfen, kehrten zurück – und sie hatten Beute gemacht.
In ihren Fäusten hielten sie den zappelnden Garnoth.
»Große Tildi!« seufzte Fryll. »Das auch noch!«
8.
Für die drei erschöpften Gefährten war es ein mühevoller Weg durch die überwucherten Ruinen von Rithumon. Manchmal glaubten sie Verfolger hinter sich zu hören, doch es wurde bald still. Fryll mutmaßte, daß die Kruuks davor zurückscheuten, die alten Ruinen der Aegyr zu betreten.
Fryll fand schließlich den Weg
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